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Finanzbildungsideen von Schülern ausgezeichnet

Finanzbildung in Österreich tut not. Daher will das Bundesministerium für Finanzen diese Wissenslücken schließen und arbeitet an einer umfassenden nationalen Finanzbildungsstrategie. Unter anderem wurde Anfang des Jahres auf der Co-Creation Plattform des Finanzministeriums www.e³lab.at ein Ideenwettbewerb gestartet, der einzelne Schüler ebenso wie ganze Klassen dazu aufrief, ihre Ideen für eine bessere Finanzbildung in Österreich bis Ende März 2021 einzureichen.

Vanessa Koch, Projektleiterin im Bundesministerium für Finanzen: „Insgesamt wurden rund 90 Einzelideen aus unterschiedlichsten Schultypen und Altersklassen – trotz der herausfordernden Umstände aufgrund von Home-Schooling in der Corona-Zeit – eingereicht. Wir waren beeindruckt von der Vielzahl an kreativen Inputs und der großen Einsatzfreude der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.“ Aus den rund 90 eingereichten Einzelideen die zwei besten herauszufiltern war für die Fachjury des Bundesministeriums für Finanzen eine Herausforderung. Koch: „Die Siegerideen aus Wien und der Steiermark konnten bei den Bewertungskategorien Umsetzbarkeit, Innovation, Akzeptanz bei jungen Menschen sowie Wirksamkeit und Finanzverständnis besonders punkten.“

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HAK Fürstenfeld

Die erste Siegeridee stammt aus der HAK Fürstenfeld. Diese Schülergruppe hatte eine Idee für eine App, angelehnt an das Spiel „Pokémon-Go“, für Oberstufenschüler konzipiert. Dabei stellen Häuser einzelne Akteure des Wirtschaftskreislaufes dar, in denen sich die Teilnehmenden über finanzielle Themen informieren können. In Gruppenchallenges können sich Teams miteinander messen, wobei unterschiedliche Fragen beantwortet werden müssen. Für jede richtig beantwortete Frage erhält man Coins, die in Gutscheine konvertiert werden können. Lernanreize gibt es genug, denn um das nächste Level zu erreichen, muss man diverse Prüfungsfragen korrekt beantworten. Außerdem werden praxisnahe Situationen nachgestellt, die man mit dem neu erworbenen Wissen meistern muss. Sascha Stocker, Lehrer an der der HAK Fürstenfeld: „Sowohl für die siegreichen SchülerInnen als auch für mich ist es das erste Schuljahr an der Marketing HAK Fürstenfeld. Diese Auszeichnung ist für uns ein ganz besonderes Highlight, und ich bin sehr stolz auf alle SchülerInnen aus den beiden ersten Klassen, die sich dieser Challenge gestellt haben. Neben dem Siegerteam haben auch die anderen Gruppen hervorragende Arbeit geleistet.“ Die Idee entstand im Rahmen eines kreativen Brainstorming-Prozesses, bei dem die Schüler versuchten, ihre eigenen Interessen mit dem Thema Finanzbildung zu koppeln. Das Konzept ist mittlerweile vollständig ausgearbeitet und müsste nur noch umgesetzt werden.

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TGM Wien

Die zweite Siegeridee „FinEduc – ein modulares Bildungsangebot für die Oberstufe“ kommt aus dem TGM Wien. Dort hat eine Abschlussklasse aus dem Bereich Maschinenbau mit Schwerpunkt KFZ ein modulares Bildungsangebot für die Oberstufe entwickelt. Das Fach FinEduc ist in Basis- und Zusatzmodule gegliedert. Basismodule gibt es zu den Themen Sparen, Kredite, Steuern, Versicherungen, Finanzpläne und Vorsorge. Darüber hinaus gibt es Module, die auf bestimmte finanzielle Herausforderungen des Lebens zugeschnitten sind. Darunter fallen zum Beispiel die Module „Ein Eigenheim bauen bzw. kaufen“ und „Der unternehmerische Einstieg“. Auch Themen wie Unfälle/Krankheit und Hochzeit/Scheidung werden behandelt.

Im Rahmen des modularen Bildungsangebotes sind betreute Recherchen durch das Lehrpersonal angedacht. Romana Tschiedel, Professorin am TGM Wien: „Der Grundstein für die e³lab Challenge-Einreichung wurde am TGM bereits vor zehn Jahren gelegt. Ab damals hat ein Expertenteam des Bundesministeriums für Finanzen gemeinsam mit mir das Freifach Tax Compliance Certificate (TCC) eingeführt und erfolgreich umgesetzt. Dabei stand die Finanz- und Steuerbildung für Techniker im Fokus.“ Kein Wunder, denn am TGM, Österreichs größter Ausbildungsstätte für Techniker, sind Fragen über steuerrechtliche und vorsorgetechnische Finanzanliegen für Gründer und für Nichtselbständige wichtige Themen, die bislang im Unterricht nicht ausreichend abgedeckt werden. Tschiedel: „Zudem fällt auf, dass Schüler und Studierende in diesem Bereich einen massiven Nachholbedarf haben, und auf die Marketingversprechen wenig attraktiver Finanzprodukte vertrauen.“ Im Rahmen des abteilungsübergreifenden Freifaches TCC wurden vom TGM insgesamt rund 20 höchst engagierte Projekte und Challenge-Ideen eingereicht, von denen nun eine ausgezeichnet wurde.

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Wir waren beeindruckt von der Vielzahl an kreativen Inputs und der großen Einsatzfreude

Vanessa Koch
Bundesministerium für Finanzen

Teil des Aktionsplans

Die Gewinner wurden zu einem Meet & Greet in das BMF nach Wien eingeladen, um dort unter anderem das Projektteam der Erarbeitung der nationalen Finanzbildungsstrategie zu treffen. Neben der feierlichen Übergabe der Urkunden konnten die erfolgreichen Teilnehmer ihre Ideen präsentieren. „Viele vorgebrachte Ideen haben wir versucht, bestmöglich in den Aktionsplan und das Konzept der nationalen Finanzbildungsstrategie einfließen zu lassen. In einem nächsten Schritt wird das Bundesministerium für Finanzen an eigenen Maßnahmen im Bereich Finanzbildung arbeiten, und auch dort werden wir uns auf jeden Fall Inspirationen von den eingereichten Ideen holen“, so Koch.

Das Projekt zur Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie für Österreich wurde gemeinsam mit der Europäischen Kommission und der OECD im Rahmen des „Structural Reform Support Programme“ im Mai 2020 gestartet. Mittlerweile ist man in der Abschlussphase der Erarbeitung der nationalen Finanzbildungsstrategie, die Mitte September 2021 präsentiert werden soll. Bei dieser Strategie wird der Fokus daraufgelegt, dass schon in jungen Jahren Kompetenzen im Bereich Finanzwissen entwickelt werden müssen, aber auch, dass Finanzbildung durch lebenslanges Lernen begleitet werden muss. Ziel der Ideen-Challenge ist es, Inputs und Meinungen junger Menschen im Zusammenhang mit Finanzbildung zu hören und diese in den politischen Prozess der Finanzbildungsstrategie einzubinden.

Finanzbildung wichtig

Auch die Lehrer der beiden Gewinnerklassen sind sich einig, dass mehr Finanzbildung in den Schulen nötig ist. Stocker: „Finanzbildung ist nicht in einem Schuljahr oder kurzen Zeitfenster abzudecken. Ich sehe Finanzbildung vielmehr als einen Prozess, der in der Volksschule beginnen sollte und immer wieder um altersgerechte Inhalte erweitert werden sollte, um die Schüler in ihrer aktuellen Lebenswelt abzuholen.“

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