Chronik/Wien

Zusammenhalt: So helfen Wiens Unternehmer und Künstler im Terror

Nicht wahr? lautet ausgerechnet der Titel des Kabaretts, das Viktor Gernot Montagabend im CasaNova spielte. Das kommt dem Gedanken nah, den vielleicht einige im Publikum hatten,als die Geschäftsführer nach Ende der Vorstellung auf die Bühne kamen und von dem Terroranschlag erzählen, der sich nur wenige hundert Meter entfernt während der Show zugetragen hat. 

Das Haus, fahren die Geschäftsführer fort, könne derzeit nicht verlassen werden.

"Gemeinsam durchziehen"

"Ich habe gleich gesagt, dass wir zusammen da sind und das gemeinsam durchziehen. Ich habe darüber gar nicht nachgedacht. Wenn ich auf der Bühne stehe, habe ich immer die energetische Verantwortung für mein Publikum", sagt Gernot zum KURIER.

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Zufällig sei sein Musikerkollege Thomas M. Strobl mit seiner Tochter im Publikum gesessen. "Und wir haben uns dann zwei Gitarren geschnappt und ab Mitternacht bis halb zwei ein spontanes Konzert gegeben. Einerseits, um die Stimmung zu heben. Und um uns zu beschäftigen. Es hat ja zuerst so ausgehen, als würden wir vielleicht im Lokal übernachten müssen."

Die Leute hätten sich vorbildlich verhalten, zwischendurch habe man sich über die neuesten Entwicklungen informiert. Gegen halb zwei habe es dann die Information von der Polizei gegeben, dass sie das Lokal verlassen könnten. Gernot habe dann noch zwei Mitarbeiterinnen nach Hause gebracht. "Es ging ja nix, es gab keine U-Bahn mehr und keine Taxis."

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Geistesgegenwärtig haben auch viele Unternehmer reagiert. Eigentlich haben sie ja gedacht, dass in ihren Hotelbetten vor Dezember keine Gäste mehr nächtigen würden. Und dann kam alles anders.

Türe zu, Licht aus

Manfred Stallmajer, Chef des Boutiqehotel Guesthouse in der Führichgasse, war am Abend des 2. November im Lokal, als sich nur wenige Hundert Meter von dem Haus entfernt das Terrorattentat ereignete. Er hätte über die sozialen Medien von dem Vorfall erfahren, sofort den Garten räumen lassen, die Gäste weg von den Fenstern geholt, abgedunkelt. 

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In den frühen Morgenstunden haben sich einige Gäste noch immer nicht nach Hause getraut und so hat Manfred Stallmajer kurzerhand seine 14 freien Hotelzimmern ihnen und auch seiner Belegschaft zur Verfügung gestellt.

Denn an sich war der Betrieb schon am Herunterfahren für den Corona-bedingten November-Lockdown, der ab 3. November Gastro-Besuche sowie privates Übernachten im Hotel vorerst behördlich untersagt.

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„Ein paar Gäste wollten mir dafür Geld anbieten", sagt er auf Nachfrage, "aber in so einer Nacht kann man das nicht annehmen.“ Auch ein, zwei Gäste von der Straße hätten angerufen. Sie würden nicht aus dem ersten Bezirk kommen, und konnten ebenfalls im Hotel übernachten.

„Wir sind alle fassungslos darüber, was passiert ist, sagt Stallmajer.“

Es ist nicht das einzige Unternehmen, das seine Türen geöffnet hat.

Auch das Hotel Wandl am Petersplatz habe ruhig jedem geholfen, der Hilfe brauchte, berichtet ein ORF-Reporter. 40 Personen wird kostenlos ein Bett an.

"Das Richtige in der Tragödie"

Auch Sacher-Chef Matthias Winkler war Montagabend im Dauereinsatz: „Wir haben sofort das Erdgeschoß von der Straße weggelagert, die Lichter abgedreht und den Gästen, die zum Essen da waren, haben wir angeboten hier zu schlafen“, erzählt der Hotelchef.

„Die Mitarbeiter waren auch hier und haben auch hier übernachtet.“ Die Unterbringung der zusätzlichen Gäste war kostenlos, wie auch Winkler erst auf Nachfrage dazusagte. „So haben wir versucht, es in dieser Tragödie richtig zu machen.“

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Letztlich waren in der Nacht auf den 3. November fast 50 der insgesamt 152 Zimmer im Sacher belegt - „mit wenigen Hotelgästen, die sowieso im Haus waren, und vielen, die ursprünglich nur im Restaurant essen und trinken waren“. Mit 40 Zimmern wurde der überwiegende Teil spontan für die zusätzlichen Gäste bereitgestellt, nur zehn Zimmer waren ohnedies gebucht.

Auch die Chefs der Ludwig Bar in der Papagenogasse, die mit nur knapp außerdem des ersten Bezirks liegt, haben ihren Gästen ein Zimmer im Hotel Beethoven zur Verfügung gestellt. „Die Sicherheit unserer Gäste steht an oberster Stelle.“

Mit den Gästen in den Keller

Eva-Maria Wukonigg vom erst kürzlich eröffneten Lokal „Paul & Vitos“ am Petersplatz hat in der Terrornacht geistesgegenwärtig reagiert. „Zuerst habe ich alle hineingeholt, habe das Licht abgedreht, zugesperrt und dann sind wir hinunter in den Keller. Wir haben zunächst noch eine Gästebereich und dann geht es nach hinten bis zu einem Lichthof und zu unserem Büro."

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Es waren circa 60 Gäste und Corona gebe es ja auch noch. "Also habe ich geschaut, dass sie gut aufgeteilt sind. Unsere Kellner haben sie bestmöglich versorgt, die waren super, die ganze Nacht.“ 

„Ich habe immer wieder auf die Kameras im Lokal geschaut, ob jemand vor dem Lokal steht. Ich habe mir auch überlegt, ob wir durch einen Hinterausgang rauskommen, wenn doch jemand einbrechen würde. Für mich war klar: Ich bin da wie der Kapitän. Ich hätte das Lokal nie verlassen.“

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Bis in die Morgenstunden

Auch im Café Korb wurden die Gäste bis in die frühen Morgenstunden betreut, inklusive Wasser für den Hund. Eine Kundin bedankte sich in den frühen Morgenstunden: "Liebes Café-Korb-Team, das vergesse ich euch nie!"

Kulinarischer Dank den Helfern

Die Krazy Kitchen im 3. Bezirk hilft auch danach. Als Dank für den Einsatz können sich Beamte der Polizei und Rettungskräfte bei Vorweisen des Dienstausweises im Lokal in der Landstraße Hauptstraße noch bis 8. November eine kostenlose Speise abholen.

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Das Team bittet den Hygienebedingungen entsprechend diese vorab telefonisch zu bestellen.

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