Chronik/Wien

Wiener Frauenbefragung: Zu wenig Zeit und zu viel Hausarbeit

Das Ziel von Wiens bisher größten Frauenbefragung: Die Wünsche und Lebenssituation von zumindest 5.000 Wienerinnen abfragen. Tatsächlich wollten viel mehr mitreden, 15.500 nahmen bei „Wien, wie sie will“ teil.

Eine von ihnen ist die 61-jährige Gabriele Kopetzky. Über die Ergebnisse sei sie erschrocken: „Es ist tragisch, wie wenig sich in 40 Jahren verändert hat.“

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Laut Befragung übernehmen Frauen noch immer einen Großteil der unbezahlten Arbeit (siehe Grafik). 56 Prozent geben an, dass sie die Kinderbetreuung „überwiegend selbst“ übernehmen, bei 35 Prozent kümmern sich beide Partner.

Hohe Belastung und wenig Freizeit

Durch diese Mehrfachbelastung verspüren Frauen eine große Unzufriedenheit über das Ausmaß an verfügbarer Freizeit. Nur 18 Prozent sind „sehr zufrieden“, mehr als die Hälfte ist „eher unzufrieden“. Besonders Mütter fühlen sich belastet, Alleinerzieherinnen sind noch stärker betroffen.

Auch Vollzeit arbeitende Frauen managen Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege zum großen Teil allein. Zu den besonders wichtigen Themen zählt für Frauen weiterhin das Schließen der Einkommensschere, Maßnahmen gegen Altersarmut und der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Mit Letzteren sind 57 Prozent „(sehr) zufrieden“, Alleinerziehende wünschen sich aber bessere Öffnungszeiten.

Mehr Bewusstsein bei Männern schaffen

Für Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) sind die Ergebnisse ein „Startschuss, für weitreichende Maßnahmen in den nächsten Wochen und Monaten.“ Man werde auch allen Stadträten die Ergebnisse zur Verfügung stellen, um Schritte zu setzen. Um bei Männern mehr Bewusstsein zu schaffen, sei eine Kampagne zur Väterkarenz denkbar.

Unmittelbar umgesetzt wird das neue Projekt „Mädchen feiern Technik“ zur Berufsorientierung, die Eröffnung eines fünften Frauenhauses im Dezember und eine „Mädchenzone“ am Hebbelplatz in Favoriten.

Durchgeführt wurde die Befragung von den Forschungsinstituten IFES und OGM von März bis April. Im ersten Schritt fand eine quantitative Befragung mit 3.000 Wienerinnen statt, danach wurden Frauen und Mädchen in 12.000 Interviews genauer befragt.

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