Wiener Eistraum fährt Besucherrekord ein
Diego Bevers hat es rechtzeitig geschafft: Er konnte am Wochenende, kurz vor Saisonschluss des Wiener Eistraums, noch ein paar Runden auf dem Rathausplatz drehen. Das Eis begann da angesichts der Temperaturen schon langsam zu schmelzen.
Lange hätte es Bevers ohnehin nicht mehr nutzen können, sein Kurzurlaub in Wien ist zu Ende. „Wenn es geht, komme ich jedes Jahr extra aus Bremen für den Eistraum her“, sagt der 29-Jährige.
Bevers ist damit einer von 780.000 Menschen, die den Eistraum von Mitte Jänner bis gestern, Sonntag, besucht haben. Das gab das Stadt Wien Marketing gestern am späten Abend bekannt.
Stolz ist man auch auf eine andere Zahl: Insgesamt 45.000 Schüler konnten hier in dieser Saison gratis eislaufen.
Um die Besucher der soeben abgelaufenen, 24. Saison bei Laune zu halten, hatte die Stadt dem Eistraum für 390.000 Euro eine zweite Ebene verpasst. Über eine 120 Meter lange Rampe konnten die Gäste erstmals auf eine Eis-Terrasse – den sogenannten Sky Rink – fahren.
„Wir waren gespannt, ob es durch die Rampe mehr Unfälle gibt“, sagt ein Sprecher des Roten Kreuz Wien, das am Rathausplatz alljährlich verletzte Eisläufer betreut. Doch: „Wir haben keinen Anstieg gemerkt.“
Auch die Besucher zeigen sich positiv überrascht. „Am Anfang hatten viele vor der Rampe Angst, aber sie ist wirklich harmlos“, erzählt Lehrerin Roswitha Pilecky vom Eistraum-Besuch mit ihrer Schulklasse.
Auch der 17-Jährige Tobias Weissenhofer ist begeistert: „Die Rampe ist lässig. Bergabfahren ist halt etwas ungewohnt.“
Tropfende Terrasse
Dem Sky Rink machte der Sonnenschein der vergangenen Tage besonders zu schaffen – zeitweise war er untertags gesperrt.
„Es ist halt schade, dass die Qualität nicht bis zum Schluss aufrecht erhalten werden kann“, sagt die 17-Jährige Fiona Böhme. Hinter ihr tropft das Wasser von der Terrasse auf die Holzplanken am Boden.
Ihren Zweck dürfte die zweite Ebene dennoch erfüllt haben. „Der Ausblick auf das Rathaus ist von hier oben super. Eine bessere Werbung für Wien gibt es nicht“, sagt Tourist Bevers.
Genau auf diesen Effekt war die Stadt aus, als sie den Eistraum 1996 ins Leben rief. Denn laut Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sollte der Eislaufplatz in der damals touristisch „toten Zeit“ Jänner und Februar Besucher anlocken.
Ausgeglichene Bilanz
Ob sich der Eislaufplatz diesen Winter auch finanziell ausgezahlt hat, ist offen. Die Endabrechnung werde erst im Frühling vorliegen, sagt Gerlinde Riedl, Geschäftsführerin des Eistraum-Veranstalters Stadt Wien Marketing. Die aktuellsten Zahlen stammen somit aus dem Jahr 2016.
Einem Bericht des Stadtrechnungshofes zufolge hielten sich Einnahmen und Ausgaben mit jeweils rund drei Millionen Euro in etwa die Waage – es ergab sich ein kleines Minus von 1.600 Euro. „In diesem Rahmen wird sich das wieder bewegen“, sagt Riedl.
Was die Zukunft des Eistraums betrifft, sind zumindest die Besucher bescheiden. „Die Musik könnte lauter sein“, wünscht sich etwa Eisläuferin Katharina Auer für die nächste Saison.
Für Lehrerin Pilecky zählt nur eines: „Dass es den Eistraum noch so lang wie möglich gibt.“
Mitarbeit: Petra Hochstrasser