Wiener Arzt über fehlende Schutzausrüstung: „Der Mangel ist ein echtes Problem“
Von Julia Schrenk
Das Donauspital sei „gut versorg mit Schutzmasken“ und Abteilungen, die Covid-19-Patienten versorgen, seien „bestens ausgestattet“, ließ eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) vorige Woche wissen. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, hatte am Abend zuvor via Facebook Alarm geschlagen.
Für die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern (und auch im niedergelassenen Bereich) gebe es viel zu wenig Schutzmasken.
Beim KAV konnte man damals mit der Kritik nicht viel anfangen. Es sei genug Schutzkleidung vorhanden, hieß es. Dass – wie ein Arzt dem KURIER berichtete – Schutzmasken in den Spitälern sogar gestohlen werden, könne man nicht bestätigen.
Dabei geht das sogar aus einem internen Mail aus dem Krankenhaus Nord hervor, das dem KURIER vorliegt (siehe unten). Darin ist die Rede von einem „massiven Maskenschwund“, man müsse Vorsorge für den „Maskennotstand“ treffen.
Jetzt hat sich erneut ein Mediziner beim KURIER gemeldet. Der Arzt ist im Wiener SMZ Ost (Donauspital) tätig, versorgt dort Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind und will anonym bleiben.
In Anbetracht dessen, was das Spitalpersonal derzeit leiste, fühlt sich der Arzt, wie er sagt, „hintergangen“, wenn der KAV öffentlich davon rede, dass das Donauspital bestens ausgestattet ist. Der Alltag sehe nämlich anders aus.
„Echtes Problem“
„Der Mangel an Schutzausrüstung stellt für uns ein echtes Problem dar, das uns daran hindert, uns selbst, unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und auch andere PatientInnen ideal zu schützen“, sagt der Arzt. Im Donauspital werde „ununterbrochen über den großen Mangel gesprochen“.
Aktuell würden Schutzmasken an jene Mitarbeiter ausgeteilt, die direkten Kontakt mit COVID-Patienten haben. Allerdings: Weil es viel zu wenige gibt, müssen diese Masken – eigentlich Einwegprodukte – wiederverwendet werden.
Und zwar bis zu acht Stunden. Bei den Schutzmänteln sei die Situation ähnlich: „Das Ausziehen, Aufhängen und erneute Anziehen dieser Mäntel ohne Kontakt mit der kontaminierten Außenseite ist nahezu unmöglich“, sagt der Arzt zum KURIER.
Mittlerweile dürfte auch der KAV seine Meinung geändert haben, wie eine am Freitag auf der KAV-Website veröffentlichte Information zeigt. Betreff: „Schutzkleidung: Nachschub muss her“
„Die Situationen ändern sich“, sagt eine KAV-Sprecherin. Weil immer mehr Covid-19-Patienten versorgt werden müssen – auch intensivmedizinisch – sei der Bedarf an Schutzausrüstung gestiegen. „Die Lager waren voll, jetzt leeren sie sich“, sagt die Sprecherin. Der KAV sei dabei, für Nachschub zu sorgen.
121 Grad
Mitte nächster Woche sollen 20.000 Schutzbrillen, 20.000 Schutzanzüge und 40.000 OP-Masken aus Shanghai nach Wien geliefert werden. Eine weitere Bestellung mit Schutzkleidung hänge derzeit wegen des Exportverbots in der Türkei fest.
Dass in den Wiener Spitälern Masken wiederverwendet werden müssen, bestätigt der KAV. „Im Augenblick ist es so, dass wir die Ausrüstung einsammeln und aufbereiten“, sagt die Sprecherin. Die Ausrüstung werde bei 121 Grad dampfsterilisiert, sie sei aber noch nicht im Umlauf. „Das ist nur der Plan B“, heißt es.