Chronik/Wien

Wie die Corona-Krise Patienten und Ärzten zu schaffen macht

Vor einem enormen Dilemma stehen aktuell Spitalsbetreiber, Ärzte und Sozialversicherungen. Einerseits gilt es, die Ressourcen für Coronapatienten zu schonen und das Personal vor Ansteckungen durch Patientenkontakte zu schützen. Das heißt: Planbare Operationen werden verschoben, Patienten angewiesen, nach Möglichkeit daheim zu bleiben. Anderseits sind wie berichtet viele Patienten massiv verärgert, wenn sie deshalb mitunter auch dringliche Behandlungen nicht bekommen. Einige Beispiele.

Therapie ausgefallen: Mitte Februar brach sich Frau V. den Oberarm. Nach einer Operation wurde sie zur physikalischen Behandlung überwiesen. Doch die Ordination ist geschlossen, der Arzt sandte ihr stattdessen Gymnastikanleitungen. Eine Reha darf sie erst im Juli antreten. Sie fragt sich, ob das so spät noch sinnvoll ist. Frau V. hat Schmerzen und Bewegungseinschränkung. Sie habe zwar Verständnis, psychisch sei dies aber dennoch herausfordernd.

Reha trotz Corona? „Meine Mutter sollte am 2. April ihre Rehab nach einer Bandscheiben-OP antreten“, schildert eine Leserin. Angesichts der aktuellen Situation hat sie die SVS kontaktiert. „Die schier unglaubliche Auskunft: Rehab-Aufenthalte im Haus Baden werden wie geplant durchgeführt. Meine Mutter könne um Verschiebung ansuchen. Wenn dem nicht stattgegeben wird und sie die Rehab nicht antritt, verfällt ihr Anspruch“, ärgert sich ihre Tochter und weist auf das hohe Infektionsrisiko hin, das die Rehab bedeuten würde. Laut einem Sprecher der SVS handle es sich um ein Missverständnis: „Auch wenn die Frist für eine beantragte Rehab abgelaufen ist, kann man sie nachholen. Man muss nur einen neuen Antrag stellen.“

Kein Abschlussgespräch: Frau A. sollte nach Brustkrebs-OP und Bestrahlungszyklus noch zu einem Abschlussgespräch ins Wilhelminenspital kommen. Telefonisch wurde sie informiert, dass dies nun ausfalle – sehr freundlich und kompetent, wie sie sagt. Bei Problemen solle sie sich melden. Auch auf das Ergebnis ihres Gentests im Wiener AKH – aufgrund hoher familiärer Vorbelastung – dürfte sie nun länger warten.

Infektion verschwiegen: Ein besonders krasser Vorfall: Ein junger, an Covid-19 erkrankter Mann suchte seinen Lungenfacharzt auf und täuschte ihm vor, negativ getestet worden zu sein, um vom Arzte behandelt zu werden. Das berichtet Ö1. Der Arzt steckte sich an. Die Staatsanwaltschaft hat nun von Amts wegen ein Verfahren eingeleitet. Ermittelt wird wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten und vorsätzlicher Gemeingefährdung. Demnach wird auch geprüft, ob der an Covid-19 erkrankte Verdächtige neben dem Arzt weitere Personen - etwa andere Patienten im Warteraum - in Gefahr gebracht oder gar infiziert hat.