Teure Standplätze: Flohmarkt-Standler proben den Aufstand
Von Bernhard Ichner
Seit 30 Jahren steht Antiquitätenhändler Herbert K. mit seinem Flohmarktstand jeden Samstag auf dem Naschmarkt. Immer auf demselben Platz – für den er 140 Euro Monatsgebühr bezahlt hat. Bis jetzt.
Corona-bedingt können die Standplätze nicht mehr monatsweise reserviert werden, sondern nur mehr tageweise. Darum müssen sich die 222 Naschmarkt-Händler am Montag zeitig in der Früh beim Marktamt anstellen, um einen Platz fürs nächste Wochenende zu ergattern. Ab 5 Uhr früh sitzen die Herrschaften daher mit Campingsesseln vor dem Einlass in der Schlange. „Wir stehen dort wie die Bettler“, ärgert sich Herr K. Zumal er für den Stand jetzt „fast doppelt so viel“ bezahlt wie früher.
Und auch die Öffnungszeiten sind den Standlern ein Dorn im Auge. Dass um 13 Uhr Schluss sein muss, empfindet so mancher als Schikane.
FPÖ für längere Öffnungszeiten
Höhere Gebühren für einen Stand, den Stammkunden erst suchen müssen und dann noch wenig Zeit, um die Waren zu verkaufen – das ruiniere das Geschäft, meint Herr K. „Den Wirten werden die Schanigartengebühren erlassen – und uns verdoppelt man die Tarife“, klagt er.
„Den Händlern sollte mit einer Halbierung der ursprünglichen Standmiete unter die Arme gegriffen werden“, meint der Mariahilfer FPÖ-Bezirksparteiobmann, Leo Kohlbauer. Zudem müsse Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) die ehemaligen Öffnungszeiten bis 16 Uhr wieder einführen.
Auf 13 Uhr vorverlegt wurde das Verkaufsende ja, um die Verunreinigung des Areals durch „wilde“ Standler in den Griff zu bekommen. Dafür reiche aber der Umstand, dass zurzeit nur Personen mit Gewerbeschein einen Standplatz reservieren dürfen, so Kohlbauer. Das Müllproblem am Naschmarkt sei dadurch Geschichte.
Mindestabstände
Grund für das neue Prozedere ist Corona. Aufgrund der Mindestabstände blieben von den 474 Verkaufsplätzen am Naschmarkt nur 198 übrig. „Es wäre also nicht gewährleistet, dass jeder der 222 Händler, der 140 Euro Monatsgebühr bezahlt hat, einen Platz bekommt“, erklärt Marktamtssprecher Alexander Hengl. Darum habe die Wirtschaftskammer auf eine tageweise Reservierung gedrängt. „Wer kommt, zahlt 60 Euro pro Tag – das ist derselbe Tagestarif wie früher. Und wer nicht kommt, erspart sich 140 Euro.“
Wunschstandorte seien infolge der Mindestabstände nicht mehr möglich. "Jeden Samstag werden die Karten neu gemischt", so Hengl - "ebenfalls auf Wunsch der Wirtschaftskammer". Der Grund: Zu einem Teil der Verkaufsplätze kann man mit dem Auto zufahren, zu anderen muss die Ware hingetragen oder -gerollt werden. Und durch das neue Prozedere sei gewährleistet, dass dieses Schicksal nicht immer dieselben trifft.