Teile des Botanischen Gartens wegen Eichenprozessionsspinner gesperrt
Von Anna Perazzolo
"Alle Jahre wieder“ möchte man fast sagen, wenn es um den Eichenprozessionsspinner auf den Wiener Grünflächen geht. Zwar scheinen die Parks und Gärten heuer weniger stark betroffen als in anderen Jahren, den Botanischen Garten der Universität Wien im Belvedere hat es jetzt aber dennoch erwischt.
„Die Tiere sind am frühen Mittwochmorgen entdeckt worden“, sagt David Bröderbauer, Sprecher des Botanischen Gartens zum KURIER. Vorsorglich wurden Mittwochvormittag deshalb insgesamt drei Hektar des acht Hektar großen Gartens abgesperrt.
Die Tiere seien in mehreren Bereichen beobachtet worden. Wie es derzeit aussieht, handle es sich aber um einen punktuellen Befall an wenigen Bäumen, sagt Bröderbauer. Gefahr für den Menschen bestehe demnach nur, wenn man unmittelbar unter einem befallenen Baum stehe.
Da die Eichen aber verteilt im oberen Bereich des Gartens stehen und die Wege darunter verschlungen durchführen, ist der gesamte Bereich abgesperrt worden.
Wie stark der Befall tatsächlich ist, muss erst erhoben werden. Eine sachkundiges Firma ist damit beauftragt worden, die Sachlage zu bestimmen.
An der Entfernung der Nester arbeite man aber bereits. „Wir sind zuversichtlich, dass wir den oberen Bereich spätestens am Samstag wieder öffnen können“, sagt Bröderbauer.
Verwechslungsgefahr
In den Wiener Stadtgärten seien ebenfalls mehrere Meldungen zu Eichenprozessionsspinnern eingegangen, sagt Christian Eigner vom Pflanzenschutzdienst der MA 42. „Dabei hat es sich aber immer um Fehlalarm gehandelt. Die Tiere wurden mit Gespinstmotten verwechselt, die auf Sträuchern ebenfalls ein Netz hinterlassen.“
Echte Eichenprozessionsspinner seien dagegen nicht entdeckt worden. Ein Großteil der 4.000 städtischen Eichen ist vorsorglich mit einem biologischen Mittel – durch dessen Aufnahme die Tiere absterben – behandelt worden. Die übrigen Bäume müssen noch diese Woche gespritzt werden, sagt Eigner. Die Tiere bilden derzeit nämlich ihre Brennhaare aus. Nur abtöten würde in dem Stadium nicht mehr helfen: „Dann bleiben die Haare der toten Tiere nämlich auf dem Baum und können mit dem Wind heruntergeweht werden. Die Gefahr bliebe also bestehen“, sagt Eigner. Stattdessen muss der gesamte Körper entfernt werden. Etwa durch Absaugen oder Abspritzen.
Dass unter städtischen Eichen immer wieder Warntafeln zu finden sind, ist rein prophylaktisch, sagt Eigner. „Man kann sich nie ganz sicher sein, dass das Mittel wirkt.“ Besucher werden deshalb auf die Möglichkeit des Befalls hingewiesen.
Ein halber Basketball
Abhängig vom Wetter und vom verfügbaren Futter tritt der Eichenprozessionsspinner in Wien zur Zeit des Eichenaustriebs im April oder Mai auf. Dass sie erst jetzt entdeckt werden, sei aber nicht ungewöhnlich: „In den vergangenen Wochen waren die Nester so groß wie ein Tischtennisball. Das kann auch ein Gärtner mal übersehen. Jetzt aber sind sie so groß wie ein halber Basketball, da sind sie schon deutlich auffälliger.“
Meldungen über Prozessionsspinner habe es in diesem Jahr auch in den Bundesgärten – zu denen unter anderem der Burggarten oder der Schlosspark Schönbrunn gehören – noch nicht gegeben. „Wir erwarten in unseren sieben Gärten heuer keine starke Saison“, sagt ein Sprecher.