Chronik/Wien

Städtetourismus und Corona: Leere Betten, volle Zelte

Die gestern präsentierten Nächtigungszahlen in Österreich – mit einem kräftigen Plus im Februar – provozierten umgehend ein unzufriedenes Raunen in der Wiener Stadthotellerie. „Man darf hier nicht alle Bundesländer in einen Topf werfen“, so Markus Grießler, Tourismus-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Wien.

Tatsächlich sind die Zahlen im Februar österreichweit zwar erfreulich, in Wien bleibt aber noch viel Luft nach oben. Während bundesweit die Nächtigungen wieder mehr als 76 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht haben, blieben in Wien noch immer viele Hotelbetten leer, hieß es in der Aussendung der Wirtschaftskammer.

Hilfen laufen aus

In Wien konnten lediglich 43 Prozent der Nächtigungszahlen von Februar 2019 erzielt werden. Das Comeback im Bund lässt sich mit der Wintersaison – der Februar ist traditionell der stärkste Monat der Wintersaison – und damit gut gebuchten Skiorten erklären. Etwas, womit Wien naturgemäß nicht aufwarten kann.

Grießler nahm das zum Anlass, um ein weiteres Entlastungspaket für alle Betriebe der Tourismusbranche zu fordern. „Jedes leere Hotelbett bedeutet ja auch einen leeren Tisch in einem Restaurant, weniger verkaufte Tickets bei den Sehenswürdigkeiten und weniger Fahrten in Taxis und Reisebussen“, so Grießler. Gewünscht wären Erleichterungen bei den Gebühren – etwa bei den Schanigärten oder der Luftsteuer –, sowie eine Verlängerung der Bundeshilfen, die Ende März auslaufen.

Blickt man auf die gesamte Wintersaison, hatte der Tourismus im ganzen Land zu kämpfen. Schon alleine aufgrund von Corona lagen die Buchungen in der bisherigen Wintersaison 2021/22 (November bis Februar) mit nur 33,2 Millionen Nächtigungen – das ist ein Minus von fast 40 Prozent – nach wie vor deutlich unter dem Vorkrisenniveau. „Österreichs Tourismus erholt sich nur langsam von der Coronakrise“, hielt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas fest.

Bei der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zeigt man sich auch verhalten. „Von den Vor-Corona-Werten sind wir noch weit entfernt“, sagt ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. Vor allem in der Stadthotellerie. Insgesamt gäben die Februarzahlen aber durchaus Hoffnung.

Herausfordernd seien aber viele Unsicherheitsfaktoren, allen voran steigende Energiepreise sowie Gästeausfälle aus Fernmärkten infolge der Ukraine-Krise.

Plus beim Camping

Während die Hotelbetten der Stadt im vergangenen Jahr leer geblieben sind, dürften die Schlafsäcke gut gefüllt gewesen sein. Tatsächlich konnte Wien 2021 mit 33.974 Nächtigungen ein Plus von 20,6 Prozent einfahren. Nur die Steiermark konnte mit einem Plus von 21,4 Prozent noch mehr neue Gäste für das Camping begeistern.

In Wien gibt es zwei Campingplätze – einen an der Alten Donau, einen am Rande des Wienerwalds in Penzing. Der Campingplatz in Liesing ist seit vergangenen Sommer Geschichte. Dort entsteht derzeit unter dem Namen „Stadtpark Atzgersdorf“ ein großes Freizeitareal. Im 23. Bezirk gibt es allerdings nach wie vor einen Stellplatz für Reisemobile nahe der U6-Station Perfektastraße.