Resch gegen Resch in Döbling: Bruderliebe und Seitenhiebe
Von Birgit Seiser
Es liegt eine gewisse Spannung in der Luft, als der KURIER Daniel und Klemens Resch im Döblinger Bezirksamt trifft. Es ist aber eher eine neckische Spannung – und man kann sich gut vorstellen, dass es diese schon beim Spielen in der Sandkiste gab.
Misstrauen ist keines zu spüren, obwohl das angesichts der (politischen) Situation nicht ungewöhnlich wäre. Es stehen sich nämlich nicht einfach Brüder gegenüber, sondern der ÖVP-Bezirksvorsteher (Daniel) und der FPÖ-Bezirksparteichef (Klemens). Er ist der Jüngere.
Wie kommt es, dass er seinem Bruder nicht ins türkise Lager gefolgt ist? „Ich war schon vor ihm politisch aktiv und bin der FPÖ treu geblieben. Wann Daniel links abgebogen ist, kann ich nicht sagen“, sagt er und schmunzelt.
Viele Schnittmengen
Als „links“ würde sich der Bezirksvorsteher der ÖVP freilich nicht bezeichnen. Er sitzt im Bezirk an den Hebeln und sei für jeden guten Input dankbar, egal, von welcher Partei er kommt. Beide Brüder betonen, dass es auch viele inhaltliche Schnittmengen gibt, zum Beispiel beim Thema Ortsbild oder beim Verkehr.
„Es geht es darum, Döbling lebenswert zu erhalten. Die Frage ist, wo können wir als Bezirkspolitik ansetzen? Zum Beispiel, indem wir zur Grünraumerhaltung Bäume pflanzen“, sagt Daniel Resch. Sein Bruder ergänzt: „Auch das Thema Integration ist wichtig. 50 Prozent der Tatverdächtigen in Döbling sind Fremde.“ Das entlockt seinem Bruder ein Schmunzeln: „Da hat jemand seinen Text auswendig gelernt.“
Schon nach diesem ersten Wortwechsel könnte man sich gut vorstellen, dass die Brüder aus einer politisch sehr engagierten Familie kommen und ähnliche Diskussionen auch unter dem Weihnachtsbaum führen. Das sei aber nicht der Fall, wie beide betonen. Die Eltern waren nie politisch tätig. Dass die Söhne eine Polit-Karriere eingeschlagen haben, sei ein Zufall. „Wir wissen bis heute nicht, was unsere Eltern wählen. Sie freuen sich aber, dass wir beide beruflich angekommen sind“, sagt Daniel.
Blaue Kritik
Seinen Bruder beschreibt der Bezirksvorsteher als hartnäckig: „Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch.“ Das merkt man immer wieder im Gespräch. Während sich Daniel diplomatisch zeigt, versucht Klemens immer wieder, FPÖ-Themen einzubringen, und spart dabei nicht mit Kritik an der Bezirksvorstehung: „Man muss die ÖVP schon in die Verantwortung nehmen, wenn es zum Beispiel um die Verbauung des Bezirks geht. Die sind seit 40 Jahren an der Macht und es gibt Waldrodungen am Cobenzl“. Der Bruder kontert: „Ich sehe die Ortsbildfrage ähnlich emotional wie mein Bruder. Aber es ist wichtig, zu wissen, dass der Bezirk keine Baubehörde ist. Wir wirken da, wo wir können.“
Dem FPÖ-Vorschlag, eine Ortsbildkommission einzuführen, stimmt der ÖVP-Bezirksvorsteher zu. Klemens gefällt das: „Es ist ja auf allen politischen Ebenen so, dass die ÖVP gerne Ideen von der FPÖ übernimmt. Ich glaube, wir sind hier die Visionäre.“ Bruder Daniel kontert: „Das ist nett und ich verstehe, dass die FPÖ aus ihrer Rolle heraus so agiert, aber mir geht es ganz klar darum, für alle da zu sein. Man muss die Schranken der Parteipolitik ablegen und sagen: ,Ich kümmere mich um den Bezirk‘.“
Auch die Öffi-Verbindungen sind für Daniel Resch ein wichtiges Thema. Gerade innerhalb des Bezirks müssten Querverbindungen noch stärker forciert werden. Klemens stimmt ihm zu. Auch ihm gehe es um Sachpolitik über die Parteigrenzen hinaus.
Die Zusammenarbeit mit dem Bruder sei prinzipiell gut. Man komme natürlich leichter ins Gespräch. Ob das Zerwürfnis der türkis-blauen Regierung etwas an dieser Gesprächsbasis verändert hat? „Die Arbeit war während der Koalition nicht anders als zuvor. Auf Bezirksebene hat man sich immer gut arrangiert“, sagt Daniel.
Daniel Resch (36)
ist seit dem Jahr 2018 ÖVP-Bezirksvorsteher in Döbling. Zuvor war er seit 2016 der Stellvertreter von Bezirksvorsteher Adolf Tiller, der nach 40 Jahren in Pension ging
Klemens Resch (31)
ist seit dem 15. Lebensjahr bei der FPÖ im 19. Bezirk aktiv. Seit diesem Jahr ist er Bezirksparteiobmann der Freiheitlichen in Döbling
Der Bruder als Vize
Eine politische Karriere außerhalb des Bezirks streben derzeit beide nicht an. Wie die Wahl ausgeht, trauen sich die Brüder auch nicht zu vorherzusagen.
Aber wären sie gerne des anderen Vize? Daniel: „Ich kann mir immer vorstellen, dass mein Bruder mein Vize ist.“ Klemens sieht das genauso: „Mein Bruder war ja schon einmal Bezirksvorsteher-Stellvertreter, der könnte den Job also auch für mich gut machen“, sagt der Jüngere mit Augenzwinkern. Daniel kontert süffisant: „Da sind wir dann doch wieder bei der Frage, was du dir unterm Christbaum wünschst.“
Dem kleinen Bruder gönnt der Bezirksvorsteher alles. Umgekehrt ist das genauso. Klemens habe sich persönlich sehr für seinen Bruder gefreut als der zum Bezirkschef ernannt wurde. Trotz politischer Differenzen ist die Bruderliebe beständig. Und in einem Punkt sind sich die beiden zu 100 Prozent einig: Dem Team HC Strache rechnen beide keine Chancen in Döbling aus.