Chronik/Wien

Prozess: Szene-DJ soll zumindest fünf Frauen missbraucht haben

Es ist eine Szene, in der es durchaus freizügig zugeht. "Die Menschen sind auch sexuell aufgeschlossener, experimentierfreudig", beschreibt es die Staatsanwältin. Bei sogenannten Sexpositive-Partys darf bei gegenseitigem Einverständnis alles passieren. "Es gibt klare Regeln, es muss immer ein Konsens aller Beteiligter vorhanden sein", erklärt die Anklägerin.

In dieser Szene soll auch der jetzt angeklagte 29-jährige Techno-DJ unterwegs gewesen sein.

Doch er, so der Vorwurf, soll sich nicht an diese Regeln gehalten haben. "Der Angeklagte akzeptiert kein Nein." Fünf Frauen berichten von sexuellen Übergriffen, eine von einer konkreten Vergewaltigung in der Toilette eines bekannten Wiener Clubs. Im Laufe der Verhandlung am Donnerstag kommt ein weiterer Fall dazu. Eine sechste Frau hatte sich gemeldet und über entsprechende Übergriffe berichtet.

Angeklagter bestreitet Vorwürfe

Der 29-Jährige, der am Donnerstag aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal gebracht wird, bestreitet die Vorwürfe. "Das ist furchtbar für mich." Dass auch seine eigene Ex-Freundin entsprechende Anschuldigungen erhebt, erklärt er so: "Sie wurde gegen mich aufgehetzt."

Aufgekommen waren die Beschuldigungen, nachdem eine Aktivistin im Vorjahr unter dem Hashtag #TechnoMeToo derartige Vorwürfe von Frauen veröffentlicht hatte. Immer mehr Betroffene berichteten über ihre Erfahrungen in der Szene. Und eben auch der nun Angeklagte wurde als angeblicher Sexualtäter geoutet. "Mit Bild und meinem Klarnamen", wie er nun vor Gericht erzählt.

#MeToo

Sein Mandant sei ein anständiger Mensch, betont Anwalt Sascha Flatz und schiebt die Schuld auf die #MeToo-Bewegung: "Da werden die Männer ja selbst unsicher." Zwar habe sich der DJ "moralisch daneben" benommen, doch das sei nicht strafbar.

Anders die Schilderungen der Frauen und einiger Zeugen. So habe der Mann es ausgenutzt, wenn Frauen durch Alkohol und Drogen benebelt waren und sich nicht wehren konnten. "Er stellt seinen eigenen Willen über den Willen der Opfer", ist die Staatsanwältin überzeugt.

Oder wie es eine Zeugin bei einer Aussage formulierte: "Er war nicht bekannt dafür, einen empathischen Umgang mit Frauen zu haben."

Jene 23-Jährige, die auf einer Toilette vergewaltigt worden sein soll, schilderte, dass sie der Mann gegen 4 Uhr Früh in die Herren-Toilette gelockt habe. "Ich weiß nicht, wie ich da rausgekommen bin", erzählt sie. Der DJ habe sie am Arm gepackt, ihr den Weg versperrt und in eine Ecke gedrängt. "Ich bin danach nie wieder in einem Technoclub gewesen. Das hat mich ein Stück weit verändert."

Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt. Neben den Opfern werden auch zahlreiche Zeugen aussagen.