Prozess in Wien: Nur Schüsse konnten ihn stoppen
Die Sache hätte viel schlimmer ausgehen können: Insgesamt drei Polizisten hingen auf der Motorhaube des fahrenden Pkw in Wien-Döbling. Drei Schüsse gab die Polizei ab, um den 32-jährigen Autolenker zu stoppen. Dass niemand schwer verletzt wurde, ist ein Riesenglück, stellt auch Richter Stefan Renner Freitagvormittag im Landesgericht für Strafsachen in Wien fest.
Hintergrund für die Amokfahrt war eine Kindesabnahme, die im vergangenen Jänner völlig eskalierte. „Für mich war es wie eine Entführung“, sagt der Mann aus der Dominikanischen Republik. Und: „Ich will nur zurück zu meinen Kindern. Dafür mache ich alles“, sagt er und hält dem Richter ein Foto der Kinder entgegen.
Schwieriges Geständnis
Doch mit einem Geständnis tut sich der Mann schwer. „Ich wollte niemandem wehtun, ich bin kein Verbrecher“, wiederholt er. „Ich war nicht bei vollem Bewusstsein.“ „Also bekennen Sie sich jetzt schuldig? Ja oder nein?“, muss der Richter mehrmals fragen. Anwalt Manfred Arbacher-Stöger reißt der Geduldsfaden mit dem Mandanten: „Ja!“ Nach einer kurzen Beratung mit dem Angeklagten kommt das Wort schließlich auch aus seinem Mund.
Er habe rotgesehen, als die Kinder in einem Taxi weggebracht wurden. Also setzte er sich in sein Auto, drückte aufs Gas. „Die Reifen haben gequietscht“, erinnert sich ein Beamter. Er rammte Polizeiautos, ein Inspektor, der nicht mehr ausweichen konnte, hing plötzlich auf der Motorhaube. „Der hat um sein Leben geschrien“, schildert ein Kollege, der schließlich auf den flüchtenden Wagen schoss. Der Kollege fiel von der Motorhaube.
Auch eine weitere Straßensperre bei der Währinger Straße durchbrach der Angeklagte, wieder landeten zwei Beamte auf der Motorhaube. Einer schoss in seiner Panik durch das offene Panoramafenster – das brachte den 32-Jährigen schließlich zum Aufgeben.
Urteil: 21 Monate Haft, 14 davon bedingt; nicht rechtskräftig.