Personalmangel im Kindergarten: Wien stockt Assistenzstunden auf
Von Verena Richter
Wiens Kindergärten, den öffentlichen und privaten, fehlen rund 1.200 Fachkräfte. An der prekären Personalsituation ändert auch der Überschuss von 270 Assistenzkräften in öffentlichen Einrichtungen nichts, da diese auch für Reinigungstätigkeiten eingesetzt werden.
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Mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern soll die gesetzliche Aufstockung der Assistenzstunden ab Herbst 2024 bringen sowie die Einstellung zusätzlicher Reinigungskräfte. Die Maßnahme ist Teil eines Stufenplans, den Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) am Donnerstag präsentierte.
Die wichtigsten Schritte im Stufenplan:
- Aufstockung der Assistenzstunden in Familien- und Kleinkindergruppen
- Erhöhung der Sprachförderkräfte
- Aufqualifizierung von Assistenzkräften und Förderung für Quereinsteiger
- Mehr Plätze für Kinder mit Behinderung
- Aufbau einer Informationsplattform sowie Kompetenzstelle für Inklusion
- Förderung von Personalkosten sowie Sonderförderung für private Kindergärten
Genannt wurden auch Details zum Doppelbudget 2024/25, das erst am Freitag von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) präsentiert wird: Für die Elementarpädagogik gibt es 1,23 Milliarden Euro – ein Plus von 410 Million Euro, wie Wiederkehr unterstrich.
Stadt befragte 400 Kindergärten
Der Stufenplan selbst ist das Ergebnis einer Umfrage unter 400 Betreibern und mehrerer sechsmonatiger Arbeitsgruppen mit privaten und städtischen Trägerorganisationen. Konkret werden bei den Jüngsten, also in den Kleinkindgruppen, statt wie bisher 40 Assistenzstunden 55 Stunden pro Woche gesetzlich vorgeschrieben sein.
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In den Familiengruppen müssen statt der bisher 40 künftig 50 Assistenzstunden geleistet werden. Zusätzlich anfallende Personalkosten fördert die Stadt. Aufgestockt werden auch die Sprachförderkräfte: Bis Jahresende sollen 400 im Einsatz sein sowie 100 weitere im Jahr 2024 folgen.
Aufgebaut wird eine neue Informationsplattform für alle elementaren Bildungseinrichtungen, über die sich Eltern einen Überblick der Angebote verschaffen können.
Mehr Geld und Plätze für Kinder mit Behinderung
Mehr Plätze will man für Kinder mit Behinderung schaffen, auch im privaten Bereich. Wird ein Kind mit Behinderung betreut, soll das durch eine Gesetzesnovelle anzeigepflichtig sein. Mit der Betreung sollen dann auch eine Extrafinanzierung und pädagogisches Rahmenkonzept verbunden sein.
Aufgebaut wird dafür eine Informationsplattform sowie eine Kompetenzstelle für Inklusion, die als Schnitt- und Anlaufstelle für Eltern, Betreiber und Experten dient.
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Bis 2026 sollen weitere Schritte folgen, unter anderem Maßnahmen zur Förderung des Quereinstiegs und zur Aufqualifizierung von Assistentinnen und Assistenten.
Um all das umzusetzen, kündigt man auch eine Sonderförderung für private Träger an, damit diese trotz Teuerung ihr Angebot aufstocken können. Angesprochen auf möglichen Fördermissbrauch, wie er zuletzt beim privaten Betreiber „Minibambini“ bekannt wurde, verweist Wiederkehr auf Kontrollen der MA 11. Man werde die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben prüfen.
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Für den Stufenplan gibt es von den Grünen Lob, aber auch Kritik: Bemängelt wird von den Grünen, dass es keine Schritte für bessere Gehälter, kleinere Gruppen oder einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel gäbe.