Österreichs größte Photovoltaik-Anlage steht jetzt in Wien
Das Wetter hätte sich ein bisschen mehr dem Anlass anpassen können. An einem vorerst noch nebligen Frühlingstag wurde am Mittwoch Österreichs größte Photovoltaik-Anlage in der Donaustadt in Betrieb genommen. Auf der 12,5 Hektar großen Fläche einer ehemaligen Schotterdeponie an der Schafflerhofstraße erzeugen 25.625 Module ab sofort jährlich 12 Gigawattstunden Solarenergie.
Damit versorgt das Gemeinschaftsprojekt von Wien Energie, städtischer Müllabfuhr (MA 48) und Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA 49) künftig 4.900 Haushalte und spart 4.200 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Entsprechend stolz zeigte sich folglich auch der für Wien Energie zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) bei der Eröffnung: "Leuchtturmprojekte wie dieses zeigen, dass der Stadt kein Projekt zu groß ist, um CO2-neutral zu werden. Während andere nur reden, investieren wir massiv in die Erzeugung von erneuerbarer Energie. So schaffen wir zeitgleich zukunftsfitte Infrastruktur für die nächsten Generationen und sichere Arbeitsplätze in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.“
Handlungsbedarf
SPÖ und Neos wollen Wien bekanntlich zur "Klimamusterstadt" machen, bis zum Jahr 2040 soll die Bundeshauptstadt klimaneutral werden. Einer der zentralen Hebel dafür ist die Energiewende, der Sektor steuert aktuell ein Viertel der Wiener Treibhausgasemissionen bei. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energie darum von 9,4 auf 30 Prozent, die Stromerzeugung durch Photovoltaik im Stadtgebiet bis 2025 von derzeit 70 auf 250 Megawatt (MW), bis 2030 auf 800 MW gesteigert werden.
Ambitionierte Ziele, zu denen die nun neu eröffnete Anlage mit einer Kapazität von 11,45 Megawatt beitragen wird, wie auch die Politik betonte. Über einen "wichtigen Baustein, um die Stadt in Zukunft mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen" freute sich Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), über einen "wichtigen Schritt in der Energiewende unserer Stadt" Neos-Energiesprecher Stefan Gara.
Innovation
Aufgrund der Größe der Anlage war der Anschluss an das Stromnetz eine Herausforderung, da dieses bei optimalen Bedingungen überlastet werden könnte. Darum wird die Anlage als "Hybridkraftwerk" betrieben; das heißt, sie hängt an derselben Stromleitung wie der Windpark Andlersdorf. Weil Wind- und Solarkraftwerke selten gleichzeitig auf Höchstleistung laufen, können beide Anlagen gleichzeitig im Vollbetrieb laufen.
Sollte doch einmal mehr erneuerbarer Strom produziert werden als das Netz aufnehmen kann, kommt ab dem Sommer ein Puffer-Stromspeicher zum Einsatz. Dieser fängt Produktionsspitzen ab und speist den produzierten Sonnenstrom erst zu einem späteren Zeitpunkt ein.
Landwirtschaft
Der Hybrid-Betrieb mit dem Windpark ist jedoch nicht die einzige Besonderheit der Anlage, denn rund 400 der 25.625 PV-Module sind bifazial, produzieren also auf beiden Seiten Strom, und stehen vertikal. So kann zwischen den Modulreihen ein Traktor fahren und die Fläche dadurch auch landwirtschaftlich genutzt werden. So werde die Fläche um bis zu 60 Prozent effizienter genutzt, heißt es seitens Wien Energie.
Um die Auswirkungen dieser Doppelnutzung zu analysieren, begleitet die Universität für Bodenkultur (Boku) das Projekt und wird die Fläche auch bewirtschaften.
Schafweide
Und schließlich werden von April bis Oktober auch 150 Juraschafe unter dem Solarkraftwerk weiden und wie auf der Donauinsel als natürliche Rasenmäher dafür sorgen, dass das Gras nicht zu hoch wird. Dank der Photovoltaik-Module sind sie dabei auch noch vor Wettereinbrüchen geschützt.
"Letztes Jahr haben wir das bisher größte Solarkraftwerk Wiens in Unterlaa in Betrieb genommen. Diese Anlage hier ist nun sechsmal so groß. Mit Riesenschritten treiben wir den Klimaschutz in der Stadt voran und zeigen, dass auch Freiflächenanlagen optimal für Umwelt und Natur gestaltet werden können. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir gemeinsam alle Möglichkeiten für den Ausbau von erneuerbarer Energie nutzen“, begründete Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, die Mehrfachnutzung.