Nur mit Taxitarif: Bis März droht Engpass bei Uber
Von Anna-Maria Bauer
Wer am 1. Jänner sein Handy zückt, um sich ein Uber oder Bolt zu bestellen, könnte eine böse Überraschung erleben: Mit Jahreswechsel tritt die neue Verordnung in Kraft, die Taxis und Mietwagen zu einem Gewerbe zusammenfasst. Das hat zwei Monate lange besonders drastische Auswirkungen.
Mit 2021 müssen grundsätzlich alle Fahrer – egal ob sie für Taxifunkzentralen oder Apps wie Uber, Bolt oder Holmi unterwegs sind – über einen Taxischein verfügen.
Kurzfristig anders
Ursprünglich hätten sich künftig auch alle an den Taxitarif halten müssen. Wie berichtet, wurde diese Regelung kurzfristig durch einen Vorstoß von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) gekippt: Es sollen weiter Fahrten mit pauschaliertem Vorabpreis möglich sein.
Allerdings tritt diese Änderung erst mit 1. März in Kraft. Das bedeutet: In den ersten zwei Monaten müssen Fahrten auch bei Uber und Bolt nach dem Taxitarif abgerechnet werden.
Für Kunden teurer
Die Folge: Es werden wohl deutlich weniger Autos zur Verfügung stehen. Grundsätzlich gibt es sowohl bei Uber als auch bei Bolt seit Kurzem eine Taxi-Option. Aber viele der Fahrer verfügen über keinen Taxameter – und können daher keine Fahrten anbieten.
Teurer wird die Fahrt zwischen Jänner und März wohl auch: Wer derzeit vom Rathaus in die Stadthalle möchte, würde mit Uber X 8,38 Euro bezahlen, die Variante „Uber Taxi“ kommt auf 12 bis 16 Euro (berechnet Donnerstagmittag).
Der kurzzeitig verpflichtende Taxitarif ist aber eigentlich das geringere Problem von Uber. Mehr Sorgen bereitet dem US-Unternehmen, dass alle Fahrer künftig eine Taxilenker-Prüfung ablegen müssen.
Obwohl die Regierung jungen Technologie-Unternehmen mit der jüngsten Novelle stark entgegengekommen ist, nennt Uber-Österreich-Chef Martin Essl das Gesetz „einen herben Rückschlag“ für Hunderte Mietwagenunternehmer: „Aufgrund der deutlich höheren Eintrittshürden werden zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer ohne entsprechenden Taxischein ihren Zugang zur Uber-Plattform verlieren.“
Prüfungsstress
Einige dürften im letzten Moment nun doch versuchen, einen Schein zu ergattern. Die Wirtschaftskammer Wien, die Taxiprüfungen abnimmt, verzeichnet derzeit mit 600 Anmeldungen dreimal so viele wie in gewöhnlichen Monaten.
Die Resultate sind allerdings ernüchternd: Nur 20 Prozent schaffen die Prüfung beim ersten Mal. (Man kann sie aber beliebig oft wiederholen.) Einige Anwärter melden sich wohl ohne vorherigen Besuch einer Taxischule an. Das könnte erklären, warum die Schulen gemeinhin nicht stärker besucht sind als sonst.
Ein Uber-Fahrer, der gleichzeitig Mietwagen- und Taxiunternehmer ist und sich derzeit zum Taxifahrer umschulen lässt, ist Fikret Üreci.
Er schließt am heutigen Freitag den fünftägigen Intensivkurs in der 31300-Taxischule ab. Danach heißt es für ihn: lernen. Denn bei der Prüfung muss er die wichtigsten Routen der Stadt, Wege zu Sehenswürdigkeiten, Spitälern oder Hotels beschreiben können. Ganz zeitgemäß findet er das nicht: „Als diese Prüfung festgelegt wurde, war Wien kleiner. Jetzt jede Gasse und jedes Hotel zu kennen, das ist ein Wahnsinn“, sagt er.
Lernen wird er sie trotzdem. Damit er hoffentlich im Jänner wieder auf der Straße sein kann. Obwohl aufgrund der Corona-Verordnungen aktuell 60 Prozent seines Geschäfts weggebrochen sind.