Nach Waldhäusl-Eklat: Rechte Plakat-Aktion vor Wiener Schule
Das Laaerberger Gymnasium in Favoriten, dessen Schüler an einer TV-Diskussion mit Niederösterreichs FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl teilnahmen, wurde in den Morgenstunden Ziel einer rechten Plakat-Aktion. Wie Bezirksrat Konstatin Böck (SPÖ) auf Anfrage des KURIER bestätigt, wurden vor Schulbeginn Flyer mit rechtsextremen Botschaften verstreut sowie ein Banner auf einem Zaun gehisst.
Die Flyer und das Banner wurden gegen sechs Uhr Morgens vom Schulwart noch vor Eintreffen der Schüler und Schülerinnen entfernt. Aufgrund der Schrift und der Slogans vermutet Böck die Identitäre Bewegung hinter der Aktion. Es sei nicht das erste Mal, dass die Gruppierung in Favoriten derartige Aktionen veranstaltete.
Bei einem Lokalaugenschein des KURIER war die Polizei ebenfalls vor Ort, um Banner und Flyer sicherzustellen. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz (LVT) wurde informiert, wie ein Polizeisprecher erklärte. Die Ermittlungen laufen.
Unter den Schülern haben sich die Ereignisse im Laufe des Tages schnell herumgesprochen. "So etwas ist an unserer Schule noch nie passiert. Es ist diskriminierend und ein Wahnsinn, dass Kinder mit so etwas konfrontiert sind", sagt Amar dem KURIER. Unter den Schülern herrscht Aufregung, manche sind verunsichert. "Wir sind alle Wiener", bekräftigt ein anderer Schüler.
Der 18-jährige Joshua vermutet, Waldhäusl wolle mit seinen Aussagen seine Bekanntheit steigern: "Ich habe von anderen Schülern von dem Vorfall gehört. Das ist einfach absurd, ich glaube aber, dass die Aussage des FPÖ-Politikers ganz bewusst so getätigt wurde, um seine Popularität zu erhöhen."
"Als Politiker untragbar"
Eltern und Großeltern, die Kinder und Enkel von der Schule abholen, finden klare Worte: "Waldhäusl ist als Politiker untragbar. Seine Gesinnung richtet sich gegen die Kinder", so eine Frau. Es sei bedauerlich, dass der multikulturelle Hintergrund des Bezirks negativ benutzt, statt als Chance gesehen wird.
Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) meldet sich zu dem Vorfall zu Wort: "Die rechtsextremen Identitären sind Geister, die Herbert Kickl rief. Sie haben jetzt gezeigt, dass sie auch vor der Einschüchterung von Kindern nicht zurückschrecken. Die rechtsextreme Aktion vor einer Wiener Schule heute früh verdeutlicht, dass es keine Hemmungen mehr gibt. Es wird ihnen dennoch nicht gelingen, durch ihre Parolen Hass zu schüren und unser demokratisches Zusammenleben zu gefährden."
Die FPÖ Wien will auf KURIER-Anfrage die Vorfälle nicht kommentieren.
Der Elternverein ist "erschüttert, dass unsere Schule Ziel eines offenbar rechtsextremistischen Angriffs war. Herr Waldhäusl kann sich hier leider nicht der Verantwortung entziehen, den heutigen Angriff erst ausgelöst zu haben." Man sei stolz auf die Kinder und werde nicht zulassen, dass ihnen jemand ihre österreichische Heimat abspreche und sie zu Bürgern zweiter Klasse mache.
"Jemand wie Gottfried Waldhäusl hat in einem politischen Amt nichts verloren", stellen die Grünen in einer Aussendung fest. "Waldhäusls verantwortungslose und hetzerische Aussagen wirken wie ein Brandbeschleuniger für Rechtsextremisten. Damit werden sie in ihrem menschenfeindlichen Denken und Wirken bestärkt. Das ist völlig inakzeptabel und darf in einer Demokratie nicht folgenlos bleiben“, so Jugendsprecherin Barbara Neßler.
Besuch beim Bürgermeister
Eine Petition von SOS Mitmensch, die eine Abberufung Waldhäusls als Asyl-Landesrat fordert, erhielt bisher 8.000 Unterschriften. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verurteilte die Aussagen des Freiheitlichen als "jenseitig". Ob der FPÖ-Politiker Teil der nächsten Landesregierung sein könne, sei "abzuwarten".
Die betroffene Schulklasse ist nach einem Besuch im Parlament auch ins Rathaus zu Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eingeladen. Das Treffen soll übernächste Woche, also nach den Semesterferien, stattfinden.
Der Wiener Integrationsrat, einem Gremium bestehend aus Expertinnen und Experten aus der Migrations- und Integrationsforschung erklärt in einer Aussendung: „Städte waren und sind von jeher Orte des Miteinanders, der Vielfalt, des Ankommens und der Integration. Weltweit leben Personen mit Migrationsgeschichte überwiegend in Städten, in manchen Wiener Bezirken beträgt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationserfahrung oder Migrationsgeschichte in der Familie über 50 Prozent. Ohne Migration wäre Wien vor allem eines: LEER“