Chronik/Wien

Mickel-Göttfert: „Erwarte Verbot von Airbnb in der Innenstadt“

Dass Wien so seine liebe Not mit der Vermittlungsplattform Airbnb hat, ist ja gemeinhin bekannt. Zuletzt hat die Stadt Airbnb verpflichtet, Ortstaxe abzuführen. Davor hat sich Airbnb lange geweigert, diese Gebühr (also die Abgabe, die ein Beherbergungsbetrieb von seinen Gästen pro Nacht kassieren und an die Stadt abgeben muss) von seinen Gästen einzuheben.

Die Stadt drohte daraufhin mit Strafen, im Jänner kam es dann doch zu einer Einigung.

Ganz beseitigt ist das Problem mit Airbnb aber noch nicht. Denn grundsätzlich ist es zwar verboten, Wohnungen in den definierten Wohnzonen an Touristen zu vermitteln, aber kontrollieren kann das kaum jemand. Die Nachbarn müssten schon ihre Nachbarn verpfeifen – was der Stadt prompt den Vorwurf einbrachte, das Denunziantentum zu fördern.

Corona hat das Problem etwas in den Hintergrund gerückt, geblieben ist es dennoch. Und seit die Grenzen offen sind, sind auch wieder Touristinnen und Touristen mit Rollkoffern in der Stadt. „Und nicht alle steuern ein Hotel an“, sagt die Bezirkschefin der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP).

Sie geht nun in die in die Offensive – und zwar deutlich. Im Interview mit dem KURIER sagt sie: „Airbnb bewirkt, dass wertvoller Wohnraum entzogen wird und dass sich die Preisspirale nach oben dreht. Darum erwarte ich mir von der Stadt Wien, dass sie ein klares Verbot von Airbnb im innerstädtischen Raum ausspricht.“

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Laut insideairbnb (einem Analysetool, das zeigt, wie sich Airbnb auf einzelne Städte und Bezirke auswirkt), gibt es in der Josefstadt 436 Wohnungen, die von der Plattform für touristische Zwecke genutzt werden. Wertvoller Wohnraum also, der der Josefstadt laut Mickel-Göttfert fehlen würde.

Nicht nur ein Mal habe die Bezirksvorsteherin von Immobilienentwicklern gehört, dass diese nur mit Airbnb in Immobilien investieren wollen – einfach, weil sie so mehr Geld verdienen könnten.

„Lebenszentrum“

„Leistbares Wohnen ist in der Josefstadt ein Thema“, sagt die Bezirksvorsteherin. Aber der 8. Bezirk ist einer der am dichtesten verbauten Wiens – für Stadtentwicklungsprojekte wie in den Außenbezirken fehlt es hier schlicht am Platz.

Deshalb hat Mickel-Göttfert nun einen anderen Plan. Sie will die Justizanstalt in der Wickenburggasse – also mitten im 8. Bezirk – absiedeln. Nicht das Gebäude, sondern die Haftanstalt. Diese ist praktisch ständig überbelegt, es kommt immer wieder zu Zwischenfällen. Auch für die Insassen ist das längst kein zeitgemäßer Strafvollzug mehr.

Mickel-Göttfert will in dem 8.100 Quadratmeter großen Gebäudekomplex nun ein „Lebenszentrum mit leistbaren, modernem Wohnen für junge Leute“ schaffen. Das Gebäude müsse ohnehin saniert werde, da könne man auch gleich Wohnungen schaffen – und Grünraum, denn auch daran mangelt es in der Josefstadt.

Mickel-Göttferts Ziel für die Wahl am 11. Oktober ist übrigens wenig überraschend: „Mein Ziel ist ganz klar, Erste zu werden.“