Chronik/Wien

Lueger-Denkmal: Angewandte fordert mehr Tempo bei Umgestaltung

Im November hat Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) eine "künstlerische Kontextualisierung" des viel diskutierten Lueger-Denkmals in der Innenstadt bis 2023 angekündigt. Der Universität für angewandte Kunst reicht das nicht. Rektorat und Senat forderten in einem am Freitag veröffentlichten Text nicht nur mehr Tempo bei der Umgestaltung, sondern zudem die "sofortige Umbenennung" des Dr.-Karl-Lueger-Platzes, auf dem das Denkmal steht.

Die auf einen meterhohen Sockel gestellte überlebensgroße Bronzefigur des früheren Wiener Bürgermeisters und bekennenden Antisemiten Lueger (1844-1910) erhitzt seit vielen Jahren die Gemüter. Kürzlich hatte sich die Stadt zu einem konkreten Prozedere für den weiteren Umgang mit dem 1926 errichteten Denkmal am Stubentor durchgerungen. Im Herbst 2022 soll die Ausschreibung für die Umgestaltung über die Bühne gehen, im Jahr darauf das Siegerprojekt gekürt und umgesetzt werden. Kaup-Hasler begründete die lange Vorlaufzeit u.a. mit notwendigen aufwendigen Prüfungen bezüglich Statik und Denkmalschutz.

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Die Angewandte - sie hatte 2009/10 mit einem eigens ausgelobten Umgestaltungswettbewerb die inzwischen seit Jahren schwelende Debatte um das Denkmal mitangestoßen - kann diese Argumentation nicht nachvollziehen und hält sie gar für "realitätsfremd". Schließlich könnten Aspekte der Statik und des Denkmalschutzes nur anhand eines bereits vorliegenden konkreten Projekts beurteilt werden. Befürchtet wird vielmehr "eine Weiterführung der seit Jahren praktizierten politischen Taktik zu Verzögerung konkreter Maßnahmen".

"Der Senat und das Rektorat der Universität für angewandte Kunst Wien fordern daher Frau Kulturstadträtin Kaup-Hasler und die gesamte Wiener Stadtregierung auf, unverzüglich zu handeln", heißt es in dem Schreiben. So soll die Ausschreibung für die Umgestaltung noch im Jänner 2022 erfolgen und bis Ende 2022 entweder die Realisierung eines Siegerprojekts oder die Entfernung des Lueger-Denkmals vom Gemeinderat beschlossen werden.

Außerdem drängt die Angewandte auf die Umbenennung des Lueger-Platzes in "Friedl Dicker-Brandeis Platz" - zu Ehren der 1944 im KZ ermordeten österreichischen Malerin, Designerin und Architektin. Für das kommende Jahr kündigt man zudem "ständig wiederkehrende Aktionen" an, die die Öffentlichkeit mit Luegers Aussagen mit all ihrer "unverschleierten Brutalität und Menschenverachtung" konfrontieren sollen: "Damit alle wissen, welcher Mann hier im Jahr 2022 mit einem Platznamen und einer Statue im Herzen von Wien geehrt wird."