Chronik/Wien

Wien öffnet am 19. Mai Gastronomie, Kultur und Sport

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In Wien werden am 19. Mai Gastronomie (drinnen wie draußen), Hotellerie, Kultur- und Sporteinrichtungen öffnen. Auch die städtischen Bäder dürfen wieder aufsperren, die Schulen kehren am 17. Mai wieder in den vollen Präsenzunterricht zurück.

Damit trägt auch die Bundeshauptstadt die Öffnungsschritte des Bundes mit. Das gaben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und sein Stellvertreter Christoph Wiederkehr (Neos) am Donnerstag nach Beratungen mit medizinischen Expertinnen und Experten bekannt.

Die groß angekündigten, öffentlichen Schanigärten sind durch die umfassende Gastro-Öffnung hingegen vom Tisch, der Bedarf sei nicht mehr gegeben.

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Dank an die Bevölkerung

Vor diesen Beratungen hatte sich die Stadt-Spitze noch zurückhaltend gezeigt, was die umfassenden, vom Bund beschlossenen Öffnungsschritte angeht. Aber: "Die doch sehr strengen Maßnahmen der letzten Wochen haben gefruchtet", sagte Ludwig. Die Fallzahlen wären stärker als erwartet zurückgegangen, wofür Ludwig und Wiederkehr explizit der Bevölkerung dankten.

Die Ostregion liege jetzt in der Sieben-Tages-Inzidenz unter dem Österreich-Schnitt und auch die weiteren Prognosen seien positiv. Daher könne etwa auch die Indoor-Gastronomie geöffnet werden - eine Maßnahme, die Ludwig bis zuletzt offen gelassen hatte.

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Auch die Situation in den Spitälern habe sich entspannt, sagten Ludwig und Wiederkehr. Aktuell lägen nur mehr 170 Patientinnen und Patienten mit Covid-19-Infektionen in Intensivbetten. Dennoch sei der Spielraum "nach wie vor ein enger", sagte der Bürgermeister.

Nicht leichtfertig werden

Nach wie vor gefährde die aggressivere, britische Mutation auch Jüngere. Daher warnte Ludwig, es könnten sich weiterhin alle anstecken und "durchaus auch sehr schwerwiegende Verläufe" haben. Auch die unter dem Begriff "Long Covid" bekannten Landgzeitfolgen wären noch schwer abzuschätzen. Die Stadtregierung habe daher "eine gemeinsame Verantwortung, darauf zu achten, dass die Situation nicht entgleitet".

Aus diesem Grund werden sich Ludwig und Wiederkehr in zwei Wochen erneut mit den Expertinnen und Experten beraten.

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Die Stadt Wien wird auch das PCR-Testangebot "Alles gurgelt" weiter ausbauen. Er sei von vielen, weniger technikaffinen Menschen darum gebeten werden, weitere Testmöglichkeiten mit dem PCR-Goldstandard zu schaffen, sagte Ludwig. Daher werde die Stadt zehn dezentrale Testboxen aufstellen, in denen diese PCR-Tests angeboten werden sollen.

Sicherheitskonzepte und scharfe Kontrollen

Die Sicherheitskonzepte der Kultureinrichtungen müssen zusätzlich mit Blick auf die britische Mutation adaptiert werden, sagte Ludwig, ohne genauer darauf einzugehen.

Zusätzlich werde von der Gruppe Sofortmaßnahmen ein Einsatzteam gebildet, das "sehr strenge Kontrollen" vornehmen werde, ob die jeweiligen Vorkehrungen in allen Betrieben eingehalten werden, kündigte Ludwig an. Die Öffnung sei "ein Zugeständnis an viele dieser Betriebe", daher erwarte er auch das entsprechende Entgegenkommen dieser Betriebe.

Man wolle "um jeden Preis verhindern", dass die Öffnungsschritte nicht durchgehalten werden können, ergänzte Wiederkehr. Er sei aber "sehr zuversichtlich, dass der besprochene und beschlossene Weg der richtige ist und wir damit in einen guten Sommer kommen können".

Skepsis gegenüber Bundes-Linie

Vor dem mittäglichen Videocall mit den Expertinnen und Experten hatte man sich im Rathaus bedeckt gegeben: Man wolle den Beratungen nicht vorgreifen.

Wiederholt hatte Ludwig in den vergangenen Tagen seine Bedenken gegenüber den Plänen der Bundesregierung geäußert. Er sah sich damit auf Linie mit vielen Expertinnen und Experten, für die zu viele Öffnungsschritte auf einmal geplant sind.

Er verstehe den Wunsch der Bevölkerung und der Wirtschaft nach einer raschen Öffnung, betonte Ludwig zuletzt. Aber er wolle die Sicherheit der Menschen nicht gefährden.

Erleichterung bei Wirtschaftstreibenden

Die Wirtschaftstreibenden zeigten sich nach der Ankündigung erleichtert. "Ich bin froh, dass sich der Bürgermeister von Wien nach Abwägung aller Für und Wider für eine weitgehende Öffnung des Wirtschaftslebens entschlossen hat", sagte der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck in einer Aussendung. Die in den Raum gestellten Begleitmaßnahmen seien "nachvollziehbar und werden von der Wiener Wirtschaft nach Kräften unterstützt".

"Mit dieser positiven Nachricht kann die Wiener Hotellerie sehr, sehr gut leben“, kommentierte Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, die angekündigte Öffnung. Die Hotellerie werde diesen Weg jedenfalls aus Überzeugung begleiten und ihre Verantwortung wahrnehmen: „Wir alle haben das allergrößte Interesse daran, dass die Infektionszahlen niedrig und die Betriebe geöffnet bleiben“, versicherte Reitterer.

Freude in der Kulturbranche

Bei den Bühnen und Konzerthäusern herrscht  „Freude und Erleichterung“, wie Staatsoperndirektor Bogdan Roščić bekundet. „Wir werden selbstverständlich ab dem ersten möglichen Tag spielen.“

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Auch Roland Geyer, Chef des Theaters an der Wien, freut sich über einen „schönen Abschluss dieser Corona-Saison“.     

Wirte zufrieden

Ähnlich die Stimmung in der Gastronomie: „Mein einziges Bedenken sind die Eintrittstests, da durch sie die Spontanität und Freiheit beim Gastronomiebesuch verloren geht“, sagt Petra Führich, Inhaberin des Innenstadt-Restaurants Führich.

„Dass wir auch innen öffnen dürfen, ist betriebswirtschaftlich hilfreich“, sagt Hans Figlmüller, Chef der gleichnamigen Restaurants. Schließlich habe auch er Lokale ohne Gastgärten. Weniger Verständnis hat die Gastronomie  für die Zwei-Meter-Abstandsregel, die in den Lokalen gilt. Damit gehe schlagartig  gleich die Hälfte der Plätze verloren, kritisierte Peter Dobcak, der Gastro-Fachgruppenobmann in der WKW bereits im Vorfeld. 

 Bei der Pressekonferenz vor dem Fernsehgerät mitgefiebert hat  Cafetier Bernd Querfeld: „Ich bin mir vorgekommen wie bei einer Castingshow und froh, dass wir Gastronomen eine Runde weiter sind.“

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Die Nachricht sei auf jeden Fall sehr gut. Eine qualitative Gastronomie könne  nur innen und außen stattfinden. „Ansonsten müsste man bei jedem Regentropfen alles abblasen“, sagt Querfeld.