Kunst am Graben und Kritik am Konsum
Am Kunstplatz am Graben befindet sich eine neue Installation. Sie zeigt zwei Perspektiven: die hängende Designer-Kleidung und die am Boden liegende entsorgte Kleidung. Künstler Hannes Zebedin stellt Reichtum und Armut gegenüber, kritisiert die Konsumgesellschaft – und bezieht sich dabei auf Brechts Gedicht „Alfabet“ aus 1934.
Bis Anfang November wird die vier Meter hohe und 80 Quadratmeter großre Arbeit aus Beton und Kleidung mitten in der Wiener Innenstadt zu sehen sein.
Kunst im öffentlichen Raum kann auf spezifische Orte und Situationen der Stadt reagieren und deren Bedingungen und die der Gesellschaft reflektieren, um eine Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen zu ermöglichen." Der Lienzer Bildhauer Hannes Zebedin referenziert in seiner Arbeit auf die unmittelbare Umgebung am Graben und greift in seiner Gestaltung die gängige Art der Präsentation vor Ort auf.
Seine Darstellung von Kleidung geht jedoch weit über ein reines Ausstellen zum Goutieren und Konsumieren hinaus. In seiner zweiteiligen skulpturalen Setzung wird einerseits auf den Reichtum und die Sehnsucht mancher Menschen nach Ansehen am Ort verwiesen und andererseits Migration thematisiert und das gezeigt, was Menschen zurücklassen, um aus einem Unort an einen anderen, hoffentlich besseren Ort zu kommen. “ so Martina Taig, Geschäftsführerin KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) anlässlich der Eröffnung.
Bezirksvorsteher des 1. Bezirks, Markus Figl (ÖVP) ergänzt: "Das diesjährige Kunstwerk beschäftigt sich mit Bekleidung und hinterfragt die heutige Konsumgesellschaft. Gerade in der Inneren Stadt hat Kleidung historisch im öffentlichen Raum eine große Rolle gespielt, erkennbar an Namen wie Tuchlauben, Wollzeile oder dem Textilviertel. Ich begrüße temporäre und sich wechselnde Kunst und es freut mich, dass es einen Ort wie den Graben mitten im Zentrum von Wien gibt, an dem viele Menschen unmittelbar mit Kunst in Berührung kommen und durch Kunst zum Reflektieren angeregt werden."
Die Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler sagte zur Eröffnung der Installation : "Kunst – insbesondere jene im öffentlichen Raum – übernimmt eine wichtige Aufgabe dabei, uns aus starren Handlungen und eindimensionalen Perspektiven herauszureißen. Kunst kann uns konfrontieren – etwa mit dem Unbequemen, das uns aus unserer Komfortzone wirft. Deswegen freut es mich, dass Hannes Zebedin am Kunstplatz Graben, einem von Konsumenten und Konsumetinnen, Touristen und Touristinnen so frequentierten Platz, einem Ort des Hastens und Eilens, mit seiner Arbeit zum Innehalten und Nachdenken motiviert."