Künstler geehrt: Gemeindebau wird zu Gustav-Klimt-Hof
Sigmund Freud hat schon lange einen, Arthur Schnitzler ebenso: Jetzt wird mit Gustav Klimt ein großer Vertreter der lebendigen und innovativen Kunst- und Kulturszene Wiens der vorletzten Jahrhundertwende mit der Namensgebung eines Gemeindebaus geehrt.
Der Gemeindebau in der Linzer Straße 243-251 ist nun offiziell der Gustav-Klimt-Hof. Und das an besonderer Stelle: Denn hier befand sich im Bereich der Stiege 3 das Geburtshaus des Malers.
Die Wohnhausanlage wurde zwischen 1967 und 1968 errichtet. Das Gebäude mit 118 Wohnungen fällt vor allem durch seine lange Straßenfront auf, die in der Erdgeschoßzone durch Geschäftslokale und Durchgänge aufgelockert ist. Zwischen 2003 bis 2008 fanden umfassende Sanierungsmaßnahmen in der Wohnhausanlage statt: Investitionen von rund 1,2 Millionen Euro ermöglichten unter anderem ein neues Wärmedämmverbundsystem, die Neudeckung des Daches sowie die Erneuerung der Fenster und Türen.
"Kunst und Gemeindebau passen zusammen"
„Gustav Klimt war einer der bedeutendsten Maler einer ganzen Epoche und der bekannteste Vertreter des Wiener Jugendstils. Das Aufbrechen alter gesellschaftlicher Muster war Nährboden für eine enorme Kreativität. Aber es war auch eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels. Die politische aufstrebende Arbeiterschaft forderte bessere Lebensbedingungen, wodurch in weiterer Folge auch die ersten Wiener Gemeindebauten entstanden und der Siegeszug des Wiener Wohnbauprogrammes begann. Heute ist Wien stolz, die internationalen Hauptstadt des sozialen Wohnbaus zu sein. Kunst und Gemeindebau - das passt zusammen und ist seit Anfang an eng miteinander verbunden! Sei es durch Kunst im öffentlichen Raum oder als Ort des kreativen Schaffens.“, so Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
„Den Namen Gustav Klimt kennt man auf der ganzen Welt. Ich freue mich sehr, dass der Gemeindebau, der an der Stelle seines Geburtshauses steht, jetzt nach ihm benannt wird. Das ist ein Zeichen dafür, dass Kunst und Kultur tägliche Begleiter für die Menschen sein sollen und nicht nur in Museen und Galerien zu finden sind.“ erklärt Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner.
Das Leben eines Genies
Geboren wurde Gustav Klimt am 14. Juli 1862 in Wien als Sohn des aus Böhmen stammenden Goldgraveurs Ernst Klimt und seiner Frau Anna. Er besuchte die Wiener Kunstgewerbeschule und gründete 1879 gemeinsam mit anderen Künstlern die „Künstler-Compagnie“, eine Ateliergemeinschaft, in der Deckengemälde für Theater in Reichenberg und Karlsbad, für die Hermesvilla in Wien sowie für das Burgtheater entstanden.
Klimt war ab 1897 Gründungspräsident der Künstlervereinigung Wiener Secession und schuf 1902 den „Beethoven-Fries“ für das Secessionsgebäude. Als international anerkannter und beauftragter Maler - er gilt heute als Hauptvertreter des Jugendstils - schuf er unter anderem ikonischer Portraits von Adele Bloch-Bauer oder Emilie Flöge. Er nahm auch an internationalen Ausstellungen in Prag, München, Venedig, Rom und Berlin teil. 1908 entstand Österreichs bis heute berühmtestes Gemälde: „Der Kuss“, das im Belvedere ausgestellt ist.
Die Sommer in den Jahren 1900 bis 1916 verbrachte Gustav Klimt am Attersee, wo der größte Teil seiner Landschaftsgemälde entstand. Am 6. Februar 1918 verstarb Gustav Klimt in Wien.