Chronik/Wien

Jugendbande soll in Wien 12-Jährige über Monate missbraucht haben

Über Monate hinweg sollen 17 Verdächtige zwischen 13 und 18 Jahren ein zwölfjähriges Mädchen missbraucht haben. Das berichtet die Krone. Ermittler des Landeskriminalamts stürmten Donnerstagfrüh mehrere Wohnungen und nahmen  17 Verdächtige zur Einvernahme mit, bestätigte die Polizei dem KURIER den Einsatz. 

„Der zeitgleiche Zugriff erfolgte, damit sich die Verdächtigen nicht absprechen“, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft (STA). Bei den Beschuldigten handelt es sich um Kinder bzw. Jugendliche – offenbar mit türkischem und bulgarischem Migrationshintergrund. 

Entgegen einiger Medienberichte soll es sich nicht um mehrfache Gruppenvergewaltigungen gehandelt haben, die Tatverdächtigen dürften sich einzeln an dem Mädchen vergangen haben. Laut STA wird mit Ausnahme von einem Fall aber nicht wegen Vergewaltigung ermittelt, sondern wegen schweren sexuellen Missbrauchs einer Unmündigen.

Handys sichergestellt

Die Übergriffe fanden  laut Krone in einer Parkgarage beim Hauptbahnhof, in einer Wohnung und in einem Stiegenhaus statt. Ihre Taten sollen die Verdächtigen auch per Videos festgehalten und das Opfer damit erpresst haben. Die Ermittler stellten dem Bericht zufolge mindestens vier Handys sicher. 

Auf einem der Videos soll zu hören sein, wie das Mädchen immer wieder „Hör auf!“ gerufen habe.  „Aus Opferschutzgründen können wir vorerst keine Details nennen. Es handelt sich um ein äußerst sensibles Thema und wir ermitteln auf Hochtouren“, hielt sich Polizeisprecherin Julia Schick bedeckt. 

Nachdem sie monatelang geschwiegen hat, soll sich die Zwölfjährige schließlich ihrer Mutter anvertraut haben. Diese erstattete im Oktober vergangenen Jahres Anzeige bei der Polizei.

Jugendlicher vorläufig festgenommen

Die 17 Verdächtigen wurden  am Donnerstag bereits einvernommen. Laut Krone sprachen sie von „einvernehmlichem Sex“. Außerdem behaupteten sie, das Mädchen habe sich als 14-Jährige ausgegeben. Die mutmaßlichen Täter wurden angezeigt und befanden sich bereits am Donnerstag wieder auf freiem Fuß. Im Zuge der Vernehmungen wehrte sich ein 16-Jähriger gegen Polizisten. Der Jugendliche wurde vorläufig festgenommen.

Infolge wurden mehrfach Vergleiche zum Fall Leonie gezogen. Vor zwei Jahren fanden Passanten die 13-Jährige leblos auf einem  Grünstreifen in Wien-Donaustadt. Das Mädchen erstickte damals nach einer Überdosis. Im Vorfeld wurde sie von mehreren Afghanen vergewaltigt. 

"Zwei völlig unterschiedliche Fälle"

Die Männer wurden im Dezember 2022 des Mordes und der Vergewaltigung für schuldig befunden.
Wie die Polizei betont, weist in dem aktuellen Fall nichts auf Drogenmissbrauch hin. Ein involvierter Ermittler sprach von zwei völlig unterschiedlichen Fällen. Auch Schilderungen der STA wiesen zunächst auf keine Parallelen hin.

Hilfe für Betroffene

In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133).