Chronik/Wien

Helmut Kand: Antrag zur Entfernung des Gemäldes wurde abgelehnt

Das große Wandgemälde in der Magdalenenstraße 33 in Mariahilf wird nun offenbar zum Politikum. Das Kunstwerk ist trotz eines rechtskräftigen Urteils gegen den Maler Helmut Kand nach wie vor im öffentlichen Raum präsent und wurde nicht übermalt. 

Und dabei dürfte es vorerst auch bleiben. 

Das Thema beschäftigte vergangene Woche den Gemeinderat. Die ÖVP brachte einen Antrag zur Entfernung des Wandgemäldes ein. 

„Es ist inakzeptabel, dass die Kunst eines Mannes, der Frauen sexuell missbraucht hat, weiterhin in unserer Stadt präsent ist. Dieser aktuelle Zustand ist den Opfern schlichtweg nicht länger zumutbar“, sagte dazu Familiensprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Silvia Janoch. 

Urteil: Neun Monate bedingte Haft

2023 wurde der heute 77-Jährige verurteilt, weil er zwei Models, die er für ein Bodypainting-Fotoshooting engagiert hatte, sexuell missbraucht hatte. Neun Monate bedingte Gefängnisstrafe wegen Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung in zwei Fällen, so lautet das rechtskräftige Urteil.

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Petition eingebracht

Passiert ist anschließend lange nichts. Das Kunstwerk ziert nach wie vor die Wand in Mariahilf. Den Stein ins Rollen brachte schließlich eine Petition, die die Kollektive „Catcalls of Vienna“ und „Ni Una Menos Austria“ einbrachten. 

Auch sie fordern eine „sofortige Entfernung aller Werke von Kand von allen Liegenschaften, die in der Verfügungsberechtigung der Stadt Wien stehen“. 

Zurück in den Gemeinderat: Der Antrag fand dort keine Mehrheit, SPÖ und Neos stimmten dagegen. „Trotz Missbrauchsurteil des Künstlers blockieren SPÖ und Neos unsere Forderung nach Entfernung des Wandbilds im öffentlichen Raum“, zeigte sich Janoch entsetzt. 

Auf KURIER-Anfrage heißt es aus dem SPÖ Rathausklub jedoch, dass man das Thema rund um das Wandbild sehr ernst nehme und entschlossen sei, es mit der notwendigen Sensibilität und Ernsthaftigkeit zu behandeln. Warum hat man den Antrag also abgelehnt?

"Thema darf nicht instrumentalisiert werden"

„Die SPÖ hat dem Antrag nicht zugestimmt, weil bereits eine Petition zu diesem Thema eingereicht wurde. Dieses hochsensible Thema sollte nicht für Gemeinderatsanträge instrumentalisiert werden, wenn die ernsthafte Behandlung im Petitionsausschuss noch stattfindet“, sagte Sprecherin Iris Poltsch. 

Der Petitionsausschuss sei das geeignete Forum, um das Thema umfassend zu diskutieren und Stellungnahmen aus verschiedenen relevanten Ressorts einzuholen.  

Auch bei den Neos betont man, dass man einer Umgestaltung nicht im Wege stehe. „Aus unserer Sicht ist das Vorhaben der ÖVP eine Vereinnahmung einer Petition aus dem Petitionsausschuss.  Der logische Weg wäre aus unserer Sicht eine Zuweisung an die zuständige Stadträtin Kaup-Hasler gewesen, die das Problem prüfen und eine Lösung finden soll – dieser Vorschlag wurde von der ÖVP abgelehnt“, sagte dazu der Kommunikationsleiter der Neos, Stefan Schett.  

Am 14. November präsentieren „Catcalls of Vienna“ und „Ni Una Menos Austria“ ihre Petition. „Wir setzen uns nächste Woche alle zusammen und formulieren den Text. Auch die Betroffene, die als Opfer im Prozess ausgesagt hat, wird bei diesem Treffen teilnehmen“, heißt es von „Catcalls of Vienna“.  

Neugestaltung geprüft

Während die Kollektive sich auf die Präsentation im Petitionsausschuss vorbereiten, prüft man seitens der Stadt eine Neugestaltung der Wand gemeinsam mit der Institution Kunst im öffentlichen Raum (KÖR). „Es gibt hier unmittelbar keine Auswirkung bzw. Abhängigkeit von Beschlüssen, da die Entscheidung und der Auftrag, eine Neugestaltung der Wand durch KÖR zu prüfen schon gefallen ist“, heißt es aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál. 

Eine Entscheidung steht aber noch aus. „Wir wollen uns nicht zu früh freuen, wir wissen nicht, was herauskommen wird. Wir sind aber zuversichtlich, weil wir uns nicht vorstellen können, wieso man gegen die Entfernung des Bildes sein sollte“, so der Vorstand von „Catcalls of Vienna“.