Glücksschwein und Kleeblatt: 213 Silvesterstände in Wien eröffnet
Von Laura Franz
Ein dumpfes Hämmern ist von der S-Bahn-Station Hernals aus zu hören. Es kommt von dem kleinen Marktstand, der dort gerade aufgebaut wird. Eine gut gelaunte Frau mittleren Alters montiert gerade ein Schild an der Seitenwand des Stands.
Darauf zu lesen ist das Wort Glücksbringer. Eva Kainz heißt die Frau und sie ist Verkäuferin bei diesem Silvesterstand.
Es ist einer von 213 Ständen, die seit gestern (27. Dezember) in der Stadt verteilt stehen. Die Adressen der Stände hat die Stadt Wien in einer Liste zusammengefasst. Mehr Infos dazu hier.
Kaufen kann man bei ihnen Glücksbringer aller Art, von quietschrosa Schweinchen über kleine Rauchfangkehrer bis hin zu Kleeblättern und Hufeisen.
Für Kainz ist es bereits das sechste Mal, dass sie einen Silvestermarktstand betreibt. In das Silvestergeschäft ist sie, wie in jedes neue Jahr, einfach reingerutscht. Eine Bekannte war kurzfristig ausgefallen und hat sie gebeten, als Verkäuferin einzuspringen. Da Kainz ohnehin eine Leidenschaft für Silvester hat, ließ sie sich nicht zweimal bitten. Seitdem verkauft sie jedes Jahr Glücksbringer.
Dass man seinen Freunden und Verwandten zu Silvester Glücksbringer schenkt, ist keine Erfindung der modernen Zeit. Der Brauch geht bereits auf das antike Rom zurück. Damals wurden vor allem Lampen, Münzen und Süßigkeiten verschenkt. Zumindest Letztere haben ihren Weg auch in die heutige Zeit gefunden.
In letzter Minute
„Kleine Naschereien oder Schoko gibt es bei uns zu jedem Kauf gratis dazu“, sagt Kainz. Bei den Kunden kommt das äußerst gut an. Besonders beliebt ist aber nicht nur die Schokolade, sondern Glücksbringer aus Glas oder mit Glitzerverzierung. Aber auch das klassische Glücksschweinderl sei laut Eva Kainz immer noch beliebt.
Von den größeren Glücksbringern, jene, die nicht mehr in die Geldbörse passen, verkauft sie jährlich zwischen 200 und 500 Stück. Von den kleinen noch mehr.
Vor allem am Silvestertag selbst macht sie viel Umsatz. Meistens wären es Männer, die noch in letzter Minute vor einer Silvesterparty bei ihr vorbeischauen. Da ihr Stand aber auch am 31. Dezember ganztägig geöffnet ist, sei es die perfekte Möglichkeit, ein Mitbringsel auf den letzten Drücker zu besorgen. Konkurrenz von den Supermärkten spüre sie kaum, erzählt sie. Es sei in Österreich durchaus eine Tradition, Schweinderl und Co. beim Stand zu kaufen. „Das ist ein Klassiker so wie zu Weihnachten Punsch trinken.“
Wer heuer zu Silvester nicht nur Glücksbringer, sondern seinen Liebsten auch lustige Fakten dazu überbringen will, sollte jetzt weiterlesen. Der KURIER hat den Überblick über die Herkunft wichtiger Glückssymbole.
Das Schwein ist ein Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand. In der Antike galten diejenigen als privilegiert, die besonders viele Schweine besaßen. Im Mittelalter bekam der Letzte bei Wettbewerben als Trostpreis übrigens ein Schwein überreicht – daher auch die Redewendung „Schwein gehabt“.
Warum der Fliegenpilz, ein Giftpilz, als Glückssymbol verschenkt wird, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es könnte daher rühren, dass der Pilz früher als Rauschmittel eingesetzt wurde – und so für Glücksgefühle sorgte.
Das Hufeisen diente bereits unter den Römern als Schutz für die edlen Tiere. Beim Überreichen ist allerdings auf die Ausrichtung zu achten. Ist es nach unten gerichtet, kann das Glück hinausfallen, nach oben gerichtet erinnert es an Teufelshörner. Auf der sicheren Seite ist man, wenn es nach rechts geneigt ist, dann steht es für C wie Christus.
Rauchfangkehrer brachten deswegen Glück, weil es in früheren Zeiten im Haus kalt blieb und auch Mahlzeiten nicht zubereitet werden konnten, wenn der Kamin verstopft war oder schlecht abzog. Besonderes Glück soll es bringen, einen Rauchfangkehrer anzufassen.
Seit diesem Jahr kann man sowohl im Supermarkt als auch beim Stand keine Feuerwerkskörper mehr kaufen. Erst vor wenigen Tagen verkündeten einige heimische Supermärkte, dass sie in diesem Jahr den Verkauf stoppen. Lediglich in den Baumärkten werden Raketen angeboten. Bei den Ständen ist das schon seit Längerem verboten.
Dieses Verbot akzeptierten auch alle Standler, sagt Kainz. Übrigens auch sie verschenkt zu Silvester Schweinderl und Co. Ihr Tipp: Am meisten freuen sich Beschenkte über Glücksbringer, die individuell auf sie abgestimmt sind.