Chronik/Wien

Gespräche bei Beratungshotline "Rat auf Draht" werden länger

Die Beratungshotline „Rat auf Draht“ (147) ist heuer besonders gefordert. Die Gespräche sind im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent länger. Besonders zu Weihnachten herrscht Hochbetrieb. Die Themen werden rund um diese Zeit ernster und die Beratungsgespräche intensiver, sagt die Leiterin Birgit Satke.

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KURIER: Die Weihnachtszeit birgt in manchen Familien besonders viel Konfliktpotenzial, warum ist das so?

Birgit Satke: Die Erwartungen an das Weihnachtsfest sind bei vielen sehr groß. Und dass sich diese Erwartungen nicht erfüllen lassen, führt dann häufig zu aufgestautem Druck und Stress. Aber allein, dass zahlreiche Menschen zusammenkommen, birgt ein gewisses Konfliktpotenzial.

Wie wirken sich die multiplen Krisen, die wir derzeit erleben, auf die Weihnachtszeit aus?

In vielen Familien, in denen die Situation aufgrund dieser Krisen ohnehin schon angespannt ist, kann es zu Weihnachten noch schwieriger werden. Zum Beispiel wenn Familien wenig Geld zur Verfügung haben und sich dann noch überlegen müssen, wie sie damit Weihnachtsgeschenke kaufen.

Welche Probleme beschäftigen die Jugendlichen in dieser Zeit besonders?

Ein Thema ist zum Beispiel, wenn Eltern getrennt voneinander leben und sich die Kinder oder Jugendlichen fragen, bei wem sie Weihnachten verbringen sollen. Das kann durchaus für Stress sorgen.

Kleine Kinder dagegen, bei denen die Trennung der Eltern noch nicht lange zurückliegt, sehen Weihnachten oft als einen Anlass, bei dem sich die Eltern wieder vertragen könnten und alles wieder wird wie vor der Trennung.

Andere wiederum machen sich Gedanken über ihre Zukunft. Besonders Weihnachten ist eine Zeit, in der auch Kinder und Jugendliche zurückblicken und einen Ausblick auf das nächste Jahr wagen.

Was kann man ein friedliches Fest feiern?

Wichtig ist, dass man die eigenen Erwartungen an das Fest bespricht und diese Erwartungshaltung und den Perfektionismus zurückschraubt. Es muss nicht alles perfekt sein. Sollte sich die Situation dennoch hochschaukeln, sollte man das ansprechen und entgegensteuern. Außerdem sollte man sich bewusst Zeit für sich selbst nehmen. Etwa bei einem Spaziergang in der Natur.