Chronik/Wien

"Gefährdetes Welterbe": Wien auf "Roter Liste" bestätigt

Nun ist es fix: „Wiens historisches Zentrum“ bleibt auch ein weiteres Jahr auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Welterbestätten. Dies hat das UNESCO-Welterbekomitees soeben auf ihrer 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi beschlossen. Hauptgrund ist weiterhin das umstrittene Hochhaus-Projekt am zentral gelegenen Heumarkt, dessentwegen Wien schon 2017 als „gefährdetes Welterbe“ eingestuft wurde. Trotz aller Versuche wurde Wien seither nicht mehr von dieser Liste gestrichen.

Zwar gab es am Dienstag bei der gut einstündigen Beratung aus dem aus 21 Staaten bestehende Welterbekomitee auch Lob für die bisherigen Anstrengungen, wodurch es zum ursprünglichen Entwurf schon deutliche Redimensionierungen gegeben hätte, dennoch hält der Beschlusstext fest, dass „weitere Planungsänderungen vorzunehmen“ seien. 

Kleiner Änderungen gegenüber dem Entscheidungsentwurf („Draft Decision“) gab es freilich im Zuge der Diskussion, nachdem der Libanon mit einem durchaus kritischem Statement eine Diskussion zur Causa Wien verlangt hatte. Am Kernsatz der Entscheidung gab es indes nichts zu rütteln: „Das Welterbekomitee beschließt, das historische Zentrum von Wien (Österreich) in der Liste des gefährdeten Welterbes zu belassen.“

Jüngster Entwurf wird geprüft

Vereinbart wurde noch, dass der jüngste Entwurf des Heumarkt-Investors vom April 2024 eine eingehenden Prüf-Mission in Wien unterzogen wird. Zuzüglich wurde Wien bis 1. Februar 2025 eine Frist für einen weiteren aktualisierten Bericht über den Erhaltungszustand des Welterbes eingeräumt, wo auch auf andere kritische Fälle Hotelzubau Palais Schwarzenberg und Winterthur-Gebäude am Karlsplatz – eingegangen werden muss (der KURIER berichtete).

Einzig Argentinien plädierte dafür, Wien vorzeitig von der „Roten Liste“ zu streichen, wurde dabei aber von Welterbe-Direktor Lazare Eloundou Assomo persönlich ausgebremst, weil dies im Zusammenhang mit den anderen Maßnahmen zu früh käme und wenig Sinn mache. Assomo gab Wien aber die unmissverständliche Perspektive, möglicherweise bei der Sitzung im nächsten Jahr von der ominösen Liste gestrichen zu werden.

Herbert Rasinger von der Initiative Stadtbildschutz appellierte indes am Dienstag in einer Stellungnahme an die Welterbehüter, sich nur ja nicht von der Wiener Delegation Sand in die Augen streuen zu lassen: „Wien tut so, als hätten sie die Gebäudehöhe am Heumarkt schon reduziert. Doch rechtlich erlaubt der Flächenwidmungsplan von 2017 immer noch eine Gebäudehöhe von 66,6 Metern. Und diese maximale Höhe könnte von Bauherrn Michael Tojner auch ausgenutzt werden.“

Das Welterbekomitee tagt noch bis 31. Juli, in den nächsten Tagen wird auch über Neuaufnahmen in die Welterbe-Liste entschieden – weitere österreichische Orte sind heuer nicht dabei.