Franz von Assisi steht wieder im Lainzer Tiergarten
Von Nina Oezelt
Hinter der Hermesvilla steht seit Montag ein Heiliger. Es handelt sich um die Statue von Franz von Assisi. Geschaffen wurde die Skulptur von dem Wiener Bildhauer Josef Josephu. Ab 1934 stand die Statue im damals neu geschaffenen Vogelschutzpark des Lainzer Tiergarten.
1982 übersiedelte die Statue zum 800. Geburtstag des Schutzpatrons aller Tiere in den früheren Standort von Tierschutz Austria am Khleslplatz. Den Grund für den Umzug weiß heute niemand mehr so genau. Jetzt wurde die Skulptur aber restauriert und - 40 Jahre später - an ihren Ursprungsort zurückgebracht.
Zurück zum Herkunftsort
Restauriert wurde die Statue (unter anderem mit Steinen vom Roten Berg) im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt. Die Kosten betrugen 7.000 Euro. Mit dieser Statue werde das Erholungsgebiet Lainzer Tiergarten noch attraktiver, heißt es vonseiten der Stadt. Beim Tierschutzhaus wird eine Replik der Statue aufgestellt.
Schutzpatron der Tiere
Franz von Assisi ist kein gewöhnlicher Heiliger: Er ist der Schutzpatron der Tiere. Immer wieder trat Franz von Assisi für ein Miteinander aller Geschöpfe ein, denn für ihn spiegelte sich in allem, in den Pflanzen und in den Tieren, die göttliche Schöpfung. Dass man den Welttierschutztag am 4. Oktober begeht - den ersten im Jahr 1931 - hängt eng mit Franz von Assisi zusammen. Er starb am Abend des 3. Oktober 1226, was nach damaligem römisch-antikem Verständnis bereits zum darauffolgenden Tag zählte.
Josef Josephu wurde 1889 in Wien Breitensee geboren und starb 1970 in New York, wohin er 1939 mit seiner Familie emigiert war. In der Ära des "Roten Wien" war Josephu ein anerkannter Bildhauer, der auch mit der künstlerischen Gestaltung von Gemeindebauten betraut wurde. Er schuf beispielsweise die Brunnengruppe "Zuflucht" für den Pernerstorferhof in Wien Favoriten, die eine Frauenfigur in inniger Pose mit zwei Kleinkindern zeigt.
Am Montag wurde die neu renovierte Staute enhüllt und geweiht. Anwesend war auch der aus New York angereiste Enkel des Bildhauers, Marc Baron. Die Weihe führte der Franziskanerpater Oliver Ruggenthaler durch.
"Der Gedanke des Heiligen Franziskus, dass die Tiere um ihrer selbst willen da sind, und nicht dafür, vom Menschen ausgebeutet zu werden, kann auch heute Vorbild sein", so Wiens Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler. "Mit der restaurierten Figur des Franz von Assisi und ihrem neuen Standort hinter der Hermesvilla wollen wir anregen, einen Moment innezuhalten und den Tierschutz in Erinnerung zu rufen”, sagte dazu Forstdirektor-Stellverteter Herbert Weidinger.
Franziskus und die Tiere
"Als ich 1997 mit meiner Mutter den Lainzer Tiergarten besuchte, fehlte die Figur noch an ihrem angestammten Platz. Daher bin ich sehr glücklich, dass die Figur des Franz von Assisi wieder dort zu sehen, wo sie ursprünglich stand, und ich bin dankbar, dass sie so wundervoll und fachlich versiert restauriert wurde“, so Marc Baron, der Enkel des Bildhauers Josef Josephu, der aus New York angereist ist. Ein kleines Detail am Rande: Es ist nicht der exakte Ort, wo die Statue stand. Dieser Ort soll derzeit bewaldet sein und man könne dort auch noch den alten Sockel finden, heißt es.
„Franziskus wird mit den Tieren in Verbindung gebracht, weil er versucht hat, die ganze Schöpfung in den Blick zu nehmen, den Menschen – besonders den armen Menschen – und die ganze Mitschöpfung“, sagt Franziskanerpater Oliver Ruggenthaler bei Segnung und Weihe der Heiligenfigur. „Die besondere Beziehung, die er zu den Tieren hatte, zeigt sich in seiner ganzen Biografie, etwa in der Geschichte der Vogelpredigt. Und über sein Sterben heißt es, es sei rundum ganz still geworden, nur die Vögel hätten einen letzten Gesang angestimmt.“