FPÖ-Wien-Chef Nepp geht früh wählen und hofft auf 20 Prozent
Von Bernhard Ichner
Mehr als drei Wochen vor der Wien-Wahl am 11. Oktober gab heute FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp im Magistratischen Bezirksamt Währing seine Stimme ab. Sein erklärtes Ziel sei ein Ergebnis von "12, 13 oder sogar 20 Prozent", gab er sich im Anschluss vor Journalisten optimistisch.
Seine frühe Stimmabgabe erklärt Nepp damit, dass "viele aktuell wegen der übertriebenen Corona-Maßnahmen der Bundesregierung nicht wissen, ob sie am Wahltag überhaupt wählen gehen können". Zudem würde so mancher nach den Erfahrungen bei der Bundespräsidenten- und der Bezirksvertretungswahl auch der Briefwahl misstrauen. "Eine Alternative ist die frühe Wahl auf dem Bezirksamt", meint Nepp.
"SPÖ im Salafistensumpf"
Punkto Programm waren gewohnte Töne vom freiheitlichen Chef zu hören. Er setzt auf SPÖ- und Islam-Bashing: Die SPÖ versinke im Salafistensumpf, wiederholte er seine Wortspende vom Montag - als die FPÖ im Lugner-Kino ein Video vorführte, das den Favoritner SPÖ-Bezirkschef Marcus Franz und den SPÖ-Landtagsabgeordneten Omar Al-Rawi beim Besuch einer Moschee zeigt. In dem Gebetshaus soll gegen Juden gehetzt und zum Dschihad aufgerufen worden sein. Was vom Verfassungsschutz allerdings nicht bestätigt wird.
Zudem sieht sich Nepp von einer aktuellen KURIER-Geschichte bestätigt. Wie berichtet, lud die SPÖ Brigittenau Vertreter AKP-naher türkischer Vereine vorige Woche zwecks Wahlwerbung zum Abendessen ein. Darunter den Obmann der UID - die als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gilt.
Besonders pikant: Vor diesem besonders illustren Publikum sprach auch Aslihan Bozatemur. Die türkischstämmige Mitarbeiterin von Bürgermeister Michael Ludwig braucht als SPÖ-Gemeinderatskandidatin Vorzugsstimmen aus der migrantischen Community. "Der lange Arm Erdoğans reicht bis ins Büro des Bürgermeisters", folgert Nepp daraus.
Er fordert Ludwig auf, besagte Mitarbeiterin, den Brigittenauer Bezirksrat, der das Treffen mit den türkischen Vereinen organisiert hatte, genau wie Franz und Al-Rawi abzuziehen. Kritik übt übrigens auch ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. Er kündigt in beiden Fällen Dringliche Anfragen im Gemeinderat an
Erste Wahl als FPÖ-Chef
Aber zurück zur FPÖ: Für Nepp ist es die erste Wahl, in die er als Parteichef geht. Angesichts des Antritts seines Vorgängers Heinz-Christian Strache mit einer eigenen Liste gibt er sich zweckoptimistisch. Nach Ibiza und Spesenskandal habe er die Stadtpartei bei 6 Prozent übernommen, nun sei man Umfragen zufolge bereits wieder bei 12, 13 Prozent.
Apropos Spesen: Zu neuesten Erkenntnissen der Finanzermittler, wonach ein Schaden von mehr als einer halben Million Euro auf Straches Konto gegangen sei, sagt Nepp: "Seit 2006 gab es eine Belegwaschmaschine und fingierte Rechnungen." - Wovon er selbst erst aus den Medien erfahren habe. Der FPÖ sei dadurch kein direkter Schaden entstanden, dafür aber dem Steuerzahler. "Wir werden jeden Cent zurückholen", verspricht der FPÖ-Chef.