Erstes KaDeWe in Wien: So sieht das neue Kaufhaus aus
Schicke Herrenhüte, präsentiert in elektrisch beleuchteten Verkaufsräumen. Feine Damenwäsche, ausgestellt auf neuartigen Schaufensterpuppen. Hübsche Schirme, angepriesen von einem der 120 zuvorkommenden Verkäufer.
All das konnten die Wiener Ende des 19. Jahrhunderts in der Mariahilfer Straße 18 erwerben. In einem Gebäude aus Granit, Klinker (speziellen Ziegelsteinen) und mauerummanteltem Eisen – erbaut nach Pariser Vorbild. Mit Verkaufsräumen im Erdgeschoß und im ersten Stock, gruppiert um den glasgedeckten Innenhof.
Darüber: Die Kleiderfabrik, in der die Waren in den prächtigen Auslagen hergestellt wurden. Und Wohnungen – unter anderem jene von Stephan Esders.
Von dem Unternehmer hatte das Geschäfts- und Warenhaus an der Ecke zur Karl-Schweighofer-Gasse auch seinen Namen. Seinerzeit zählte es zu den größten Kaufhäusern Wiens.
Eine solche Institution soll dort bis 2023 wieder entstehen – nach dem Vorbild des KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin oder Harrods in London. Die Signa-Gruppe von René Benko will das Gebäude, in dem aktuell die Zentrale
der Möbelkette Leiner untergebracht ist, in ein Warenhaus umbauen. Inklusive riesigem Park auf dem Dach.
Am Mittwoch hat die Signa-Gruppe präsentiert, wie das Gebäude aussehen soll. Eines vorweg: ziemlich anders als jetzt. Nur ein Teil der historischen Fassade zur Mariahilfer Straße hin muss erhalten bleiben, das restliche Haus wird völlig neu gebaut.
Kaufhaus, Hotel und Park
Geplant sind eigentlich zwei Gebäude: Das Warenhaus mit rund 25.000 Quadratmetern Verkaufsfläche an der Mariahilfer Straße. Und ein Hotel mit rund 150 Zimmern in der Karl-Schweighofer-Gasse.
In der obersten Etage sollen Lokale eröffnen. Das Dach wird öffentlich zugänglich sein – und begrünt: Auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern werden Wiesen angelegt und Bäume gepflanzt.
Mehrere Durchgänge sollen die Bauten miteinander und mit dem umliegenden Grätzel verbinden. Die Inspiration stamme aus dem Museumsquartier mit seinen vielen Bogengängen, sagt Ellen van Loon vom Architekturbüro OMA.
Das niederländische Büro hat sich mit seinem Entwurf gegen drei Konkurrenten durchgesetzt.
Übrigens: Angedacht ist, auch das Museumsquartier an den Konsumtempel anzuschließen. Da der nötige Gang über Fremdgrund verlaufen würde, sei aber noch nicht klar, ob das gelinge, sagt Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber.
Tradition für den täglichen Bedarf
Konkretisiert haben sich auch die Pläne für innen: Anders als kolportiert, sei kein Luxus-Center geplant, sondern ein „klassisches Warenhaus“, sagt Stadlhuber. Der Unterschied? Anders als im Shopping-Center gibt es in einem Warenhaus keine abgetrennten Geschäfte. Sondern eine durchgängige, offene Verkaufsfläche.
Anbieten wolle man vor allem Güter des täglichen Bedarfs, sagt Stadlhuber. Von welchen Marken, will er nicht verraten. Aber: „Wir werden auch Händler aus der Umgebung einladen.“
Das Ziel sei, den Kunden ein Erlebnis zu bieten – in Zeiten des Onlinehandels eine Notwendigkeit. Und: „Handel bedeutet heute Multichannel“, sagt Stadlhuber. Soll heißen: Kunden stöbern in der Filiale und lassen sich die Einkäufe liefern. Oder sie suchen online und holen die Produkte im Geschäft ab. Auch das soll das Warenhaus ermöglichen.
Zukunft von Leiner offen
In diese Richtung könnte auch der Weg von Leiner gehen. Man suche „neue Formate in kleineren Dimensionen“, so Stadlhuber. Bis 2021 wird die Zentrale in der Mariahilfer Straße aufgelöst und ein neuer Standort gesucht.
Handelsexperte Hannes Lindner vom Beratungsunternehmen „Standort und Markt“ lobt die Pläne. „In dem Entwurf stecken viele Chancen.“ Wie berichtet, beklagen Geschäftsleute seit dem Umbau der Mariahilfer Straße in eine Fußgänger- und Begegnungszone, dass kaufstarke Kunden ausbleiben. „Das Museumsquartier zieht viele Menschen an“, sagt Lindner. Das könne das neue Konzept auch.
Die Chance, dass mit dem Kaufhaus der Glanz aus Zeiten von Stephan Esders wieder auf der Mariahilfer Straße einzieht, ist intakt.