Chronik/Wien

Dicht verbaute Wiener Bezirke suchen nach neuen Grünoasen

53 Prozent Wiens sind Grünraum und mit nur knapp 30 Prozent versiegelter Fläche ist die Millionenstadt im europäischen Vergleich sogar im absoluten Spitzenfeld (der KURIER berichtete). In dicht verbauten Gebieten bemerken die Bewohner davon zum Teil allerdings nicht viel – weshalb Innenstadtbezirke wie Neubau oder die Josefstadt alles daran setzen, private Parks oder Gärten für die Öffentlichkeit zu öffnen.

Das jüngste Erfolgserlebnis verbucht Veronika Mickel-Göttfert, ÖVP-Bezirkschefin der an Grünraum besonders armen Josefstadt: Seit Dienstag stellt die BVA (Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter) den sanierten Garten in der Blindengasse der Allgemeinheit zur Verfügung. Die 3.000 Quadratmeter große „Ruheoase“ wurde mit Bänken, Brunnen und Sportgeräten versehen und ist wochentags für die Bezirksbevölkerung geöffnet.

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Wobei die Ruheoase wörtlich zu nehmen ist. Damit unmittelbare Anrainer und BVA-Mitarbeiter nicht gestört werden, werden Besucher auf die Gartenordnung hingewiesen. So sind Lärmerreger wie Ballspielen, Rad- oder Rollschuhfahren auf dem Areal ebenso unerwünscht wie Haustiere.

Barrierefreier Zugang?

Auf der Josefstädter Wunschliste steht aber noch eine weitere Grünfläche: der etwa 2.000 große Garten des ehemaligen Palais Strozzi. Dieses Projekt ist aber noch in der Schwebe.

Zwar seien sie Verhandlungen mit dem Eigentümer, dem Institut für Höhere Studien (IHS), gut verlaufen, heißt es aus Mickels Büro. Derzeit prüfe die Stadt aber, ob ein barrierefreier Zugang kostengünstig möglich ist. Davon hänge die Realisierbarkeit nicht zuletzt ab.

Sonnenschirme

Bereits für die Allgemeinheit nutzbar ist dagegen das Areal beim ehemaligen Sophienspital in Neubau. Der Sophienpark ist Dienstag bis Donnerstag geöffnet, Liegestühle, Heurigengarnituren und Sonnenschirme laden zum Verweilen ein. Zudem finden die Besucher Boccia- und Federball-Sets sowie ausreichend Lesestoff vor.

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Möglich wurde das durch den Umbau des ehemaligen Sophienspitals. Auf dem Areal sollen bis 2022 Wohnraum, ein Kindergarten und eine Schule entstehen. „Die Ausschreibung und die Planungsphase laufen“, erklärt der grüne Bezirkschef Markus Reiter. Mit der Entscheidung im Bauträgerwettbewerb sei im Herbst zu rechnen.

Unerfüllte Wünsche

Noch nicht in trockenen Tüchern ist dagegen der öffentliche Durchgang durch den Theresianum-Park, auf den die Bezirksvertretung auf der Wieden schon seit Jahren drängt.

Zwar suche man im Zuge der Flächenwidmung für das Areal zwischen Taubstummengasse, Argentinier-, Theresien- und Favoritenstraße vorsorglich den Dialog mit den betroffenen (und nicht sonderlich begeisterten) Parteien – mit Theresianum und Diplomatischer Akademie. Bis dato sei die technische Machbarkeit eines Durchgangs aber nicht geklärt, sagt Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ).

Unerhört blieb bis dato auch der Wunsch von Saya Ahmad, SPÖ-Bezirkschefin am Alsergrund. Ihr wäre die öffentliche Nutzung des Gartens beim Priesterseminar in der Strudelhofgasse ein Anliegen. Trotz mehrerer Anläufe ist hier aber keine Einigung in Sicht.