Chronik/Wien

Das zähe Geschäft mit den Kaugummiautomaten

Sie werden gänzlich ohne Strom betrieben, rein mechanisch: Münze einwerfen, drehen – und schon kommt ein Kaugummi heraus. Ein schönes Erfolgserlebnis ist das.

„Früher zahlte man mindestens einen Schilling, heute sind es 20 Cent“, sagt Georg Schwarz, Prinz der Kaugummiautomaten. Sein Vater, auch Georg Schwarz (Senior), gründete 1966 in St. Johann im Pongau die Automatenfirma Schwarz. Der gelernte Zimmermann baute sich mit dem Kaugummi-Business ein zweites Standbein auf.

Es gibt heute weniger Greißler. Auf verglasten Geschäftsflächen kann man keine Automaten aufhängen.

Georg Schwarz (54)
Außenautomaten Schwarz

Amerikanischer Trend

Im Jahr 2021 leben seine Söhne und dessen Familien noch davon. „Der Trend kam natürlich aus Amerika, in der Nachkriegszeit von den amerikanischen Soldaten“, sagt Schwarz.

Erst später kamen die Automaten in Gasthäusern und auf Toiletten dazu. Mittlerweile hängen Schwarz’ Automaten in Tschechien, Deutschland und Italien.

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Weniger Greißler, verglaste Geschäftsflächen

Früher gab es in Österreich 8.000 Automaten an Hausmauern, heute sind es 4.000. Einige hundert davon befinden sich auch heute noch in Wien.

Die Nachfrage sei aber geringer geworden. „Es gibt heute weniger Greißler und viele verglaste Geschäftsflächen, da kann man gar keine Automaten aufhängen“, sagt Schwarz.

Gummi aus Kanada

Bleibt noch die Frage: Woher kommen die bunten Kugeln eigentlich? „Aus Kanada. Die ,Oak-Leaf-Bubble Gums’ stehen für die beste Qualität“, sagt Schwarz. 20 Tonnen bestellt er jährlich, früher waren es 30.

Die Kaugummis kommen mit dem Schiff in Hamburg an. Vom Firmensitz in Salzburg aus werden sie im Lkw zu den Automaten gebracht.

Automatensupermarkt
Geschäfte, in denen man rein am Selbstbedienungsautomaten einkauft, werden in Wien immer mehr. Zuletzt sperrte der rund um die Uhr geöffnete „Service-Bob“ auf. 
17., Hernalser Hauptstraße 92

Automatenmuseum
 Ferry Ebert führt ein Mini-Museum mit den von ihm erfundenen Automaten für PEZ, Blausiegel, Brieflose und Märchen.
14., Beckmanngasse 7
 0664/1300405

„In Wien haben wir Probleme mit Vandalismus“, sagt Schwarz. Alle zwei Monate komme daher einer seiner vier Fahrer, um nach dem Rechten zu sehen – und um nachzufüllen. Im Gegensatz zu den Automaten seien die Kaugummis de facto unverwüstbar, sagt er. Mit der Zeit verblasse zwar die Farbe durch die Sonne, aber: „Genießbar sind sie“.

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Kaugummis am Europäischen Gerichtshof

Dennoch darf Schwarz die Kaugummis seit 2005 nicht mehr lose, sondern nur noch verpackt anbieten. Unverpackte Zuckerwaren seien in den Automaten Feuchtigkeit und Insekten ausgesetzt, befand damals ein Gericht. Auslöser war ein Prozess mit der Stadt Salzburg, der bis zum Europäischen Gerichtshof ging.

In Wien kontrolliert das Marktamt die Automaten. Die Risikostufe sei 0. Warum? „Es kam in den vergangenen Jahren zu keinen Beanstandungen“, sagt ein Sprecher. Die Verpackungen führen aber auch zu Problemen: „Durch die Verpackung kommt es zu mehr Verschmutzungen auf der Straße“, so Schwarz.

Mittlerweile ist seine Firma Wiens größter Anbieter.  Denn Automatenkaiser Ferry Ebert musste nach der Umstellung auf Euro sein Imperium verkaufen.  Der Erfinder der Märchen-, oder  Brieflosautomaten hat dann ein Museum eröffnet.  Automaten sind aber wieder en vogue  – vor allem jetzt, in der Pandemie.

In Wien gibt es neuerdings sogar Automatensupermärkte. Der Automaten-Markt entwickelt sich also automatisch weiter.  Aber eben mehr digital als mechanisch.

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