Chronik/Wien

Coronavirus: Bereits drei bestätigte Fälle in Wien

Drei Coronavirus-Fälle sind am Donnerstag in Wien bestätigt worden. Neben einem 72-jährigen Mann, dessen Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf hat, befanden sich am Abend ein Ehepaar und seine zwei Kinder im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Mann und die Frau wurden bereits positiv getestet, die Kinder zeigen ebenfalls Krankheitssymptome, hieß es aus dem Wiener Krankenstaltenverbund (KAV).

Die Testergebnisse der Kinder waren zunächst noch ausständig. Alle vier Personen haben "leichte Krankheitssymptome". Der Fall des Mannes wurde bereits Mittags bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben, er befand sich zunächst zu Hause in Quarantäne. Am Nachmittag wurde die gesamte Familie mit einem sicheren Infektionstransport ins Kaiser-Franz-Josef-Spital auf die dortige 4. Medizinische Abteilung gebracht. Die Familie war laut KAV zuvor gemeinsam in der Lombardei im Urlaub.

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Keine Hinweise auf "Patient Null"

Der erkrankte 72-jährige Österreicher war in keinem der betroffenen Gebiete wie zum Beispiel Italien oder China. Daher habe man ihn laut Hacker nicht auf das Coronavirus untersucht. Die Frage, wo sich der Mann vor mehr als zehn Tagen also angesteckt hat, ist offen. 

Drei Stationen des Spitals gesperrt

Aktuell wurden drei Stationen der Rudolfstiftung gesperrt, unter anderem die Intensivstation, auf der der Pensionist behandelt worden war. Die Landessanitätsdirektorin ist in dem Spital vor Ort, möglicherweise müsse man die Sperren noch ausweiten. 

Die Mitarbeiter aus der Patientenbetreuung, die mit dem Patienten in Kontakt waren, wurden von geschultem Personal nach Hause gebracht, wo sie nun in Isolation bleiben müssen. So ergeht es auch den Besuchern des Patienten. Sie wurden am Donnerstag ebenfalls auf das Virus untersucht, es handelt sich um die Familie und einen Freund des Patienten.

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400 Tests in Österreich 

Bis Donnerstagfrüh wurden in Österreich 445 Tests auf das neuartige Coronavirus durchgeführt. Der 72-Jährige in Wien ist der dritte bestätigte Fall. Die anderen zwei Erkrankten wurden am Dienstag in Tirol positiv getestet. Es handelt sich um ein italienisches Pärchen, dass in Innsbruck lebt. 

Allein am Mittwoch haben sich 580 Menschen mit Fragen rund um das Coronavirus an die Gesundheitshotline 1450 gewandt. An diese Hotline sollen sich jene Menschen wenden, die befürchten, an dem Virus erkrankt zu sein. 21 Personen wurden als Verdachtsfälle eingestuft, das heißt ihre Symptome, Reisehistorie und Inkubationszeitraum passten. "Diese Anrufer wurden zur weiteren Abklärung an die Wiener Berufsrettung übergeben", heißt es beim Fonds Soziales Wien. Zu Spitzenzeiten sind 15 Personen zeitgleich im Dienst.

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Lage stabil

Vor Bekanntwerden des dritten Falls gab es in Wien ein Pressebriefung zur aktuellen Lage durch Innen- und Gesundheitsministerium. Fazit: Die Lage in Österreich sei stabil, Entwarnung gibt es aber keine.

Die Behörden wollen stärker aufklären sowie über die Vorgangsweise bei Verdachtsfällen informieren, kündigte etwa der stellvertretende Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Lang an.

Brigitte Zarfl, Ex-Gesundheitsministerin und Spitzenbeamtin des Gesundheitsressorts, verwies auf die stabile Lage in Österreich. "Unser gemeinsames Ziel ist die weitere Ausbreitung des Virus und Erkrankungen in Österreich zu verhindern", sagte Zarfl. Dazu gebe es eine gute Struktur und die Behörden könnten auf Erfahrungswerte zurückgreifen.

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Bevölkerung schneller informieren

Die Bevölkerung soll schneller informiert werden. "Wir wissen, dass wir mit den Informationen der Bevölkerung wesentlich dynamischer werden müssen, zeitnaher werden müssen", sagte Lang. Eine Kampagne soll grundsätzliche Informationen zur Verfügung stellen, "wie man sich verhält in den verschiedensten Situationen" und "was einen erwartet, wenn der Arzt einen möglichen Verdachtsfall diagnostiziert".

Zarfl betonte, dass die Behörden evidenzbasiert vorgehen und es nicht angebracht wäre, "in Hysterie und Panik zu verfallen". Am Mittwoch wurde in der Wiener Josefstadt eine Schule abgeriegelt, nachdem eine Lehrerin als Verdachtsfall galt. Eine Coronavirus-Erkrankung bestätigte sich nicht. "Die gestrige Vorgangsweise rund um die Schule hat gezeigt, dass das Erfordernis gegeben war, eine entsprechende Überprüfung durchzuführen", sagte Zarfl.

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Die Wiener Landessanitätsdirektion habe "gut und maßvoll agiert". Der Fall habe gezeigt, "dass die Mechanismen, die wir implementiert haben, funktionieren". Prinzipiell wollen die Behörden alle derartigen Fälle evaluieren und nachjustieren, "damit wir schneller werden oder auch schärfer werden", sagte Lang. Der Betrieb in der Schule wurde fortgesetzt, betonte der stellvertretende Generaldirektor.

Das Bildungsministerium verschickte einen Krisenplan zum Umgang mit dem Corona-Virus an Schulen und Hochschulen. Darin enthalten ist eine Checkliste, wie zu reagieren ist, wenn eine Infektion oder ein dringender Verdachtsfall festgestellt oder gemeldet wird. Die (Hoch-)Schulen müssen in jedem Fall die Gesundheitsbehörden einschalten, diese treffen dann alle weitere Entscheidungen.

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Beginn einer Epidemie?

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hatte am Mittwochabend erklärt, Deutschland stehe "am Beginn einer Coronavirus-Epidemie". Österreich befinde sich nicht in einer solchen Situation, sagte Zarfl. "Die uns bekannten Fälle in Österreich sind eindeutig zuordenbar", sagte die Expertin. In Deutschland sei nicht klar, wo sich alle neuen Patienten angesteckt haben. Ob die eindeutige Zuordenbarkeit auch auf den neuen Fall in Wien zutrifft, war zunächst unklar. Bei dem Betroffenen handelt es sich um einen 72-jährigen Mann. Wo er sich angesteckt hat, war noch nicht bekannt. Nähere Informationen sollten um die Mittagszeit in einem Pressegespräch vermutlich im Rathaus veröffentlicht werden.

Zarfl erklärte beim Mediengespräch am Vormittag, dass in Wien ein Labor der AGES 24 Stunden Tests durchführen kann. Binnen vier Stunden gebe es die Ergebnisse. Laut Lang gibt es in allen Bundesländern Labore, "wir haben auch die Abläufe so weit gekürzt, dass die Wege nicht lange sind". Zarfl sah die Gesundheitseinrichtungen jedenfalls gut gerüstet. "Es gibt Szenarien, wie wir erforderliche Kapazitäten bereitstellen können", betonte sie.

 

  • Bei der Gesundheitshotline 1450 können Sie allfällige Verdachtsfälle abklären. 
  • Außerdem gibt es inzwischen die Coronavirus-Hotline der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Sie steht rund um die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 555 621 zur Verfügung.

 

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