Bezirkspalaver aus Penzing: Hatscherte Argumente
Von Agnes Preusser
Das Penzinger Bezirksparlament, das ist kein Ort für Vergnügungssüchtige. Auch bei der vergangenen Sitzung wurde alles diszipliniert abgearbeitet, alle waren höflich. Für Zuseher wurden zwischendurch sogar Begriffe wie Flächenwidmung erklärt.
Nach der Rede von Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner (SPÖ), in der es um geschenkte Jausenboxen für alle Erstklässler (lieb!), Schaf-Führungen für Schulklassen (lieb!!) und wasserspielende Kinder (lieb!!!) ging, war die Hoffnung auf eine mögliche Kolumne schon fast gestorben.
Doch dann ging es plötzlich um die Umbenennung der Dr.-Karl-Lueger-Brücke. ÖVP, FPÖ und Team HC wollen, dass die Brücke ihren Namen behält.
Die Grünen möchten sie umtaufen – und zwar nach Historikerin Erika Weinzierl. Die Neos wünschen sich hingegen seit Längerem eine Benennung nach Wissenschafterin Hannah Burger und waren traurig, dass die Grünen das nicht wollen.
Missverstandene Grüne
Das Argument „XY will das aber auch“, das Kindergartenkindern gerne verwenden, um Eltern zu überzeugen, ist offenbar auch im Bezirksparlament en vogue. Hier aber etwas elaborierter: „Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek will auch eine Benennung nach Hannah Burger“.
Die Grünen wiederum fühlten sich missverstanden: Sie haben immerhin bereits 2019 gefordert, dass ein öffentlicher Platz Burgers Namen tragen soll. Es folgte eine aufregende Debatte, zu deren Schluss Grün und Pink wieder Freunde waren.
Pro-feministische Seiten
Nachdem dieser erste Streit beigelegt war, suchte man nach Argumenten, warum die Brücke nicht mehr nach Lueger benannt werden solle – nämlich wegen seines offen gelebten Antisemitismus.
Leider fiel in der Debatte auch ein unbedachter Satz: „Die hatscherte Brücke dort kann man ruhig nach zwei Frauen benennen“. Dadurch entdeckte die Pro-Lueger-Fraktion ihre feministische Seite und schoss sich auf das misslungene Argument ein. Subtext: Lieber gar nichts nach Frauen benennen als eine hatscherte Brücke.
Der Antrag nach Umbenennung wurde schlussendlich an die Kulturkommission überwiesen. Dort wird dann weiterdiskutiert – aber leider ohne Livestream. Denn diese Fortsetzung wäre doch sicher sehenswert.