AKH Wien: Ein Spital – unzählige Baustellen
Von Josef Gebhard
Für heftige Kontroversen im Wiener AKH sorgen derzeit nicht nur mögliche Ungereimtheiten bei Organtransplantationen. Sondern auch die immer angespanntere Personalsituation. Besonders betroffen ist die Neonatologie, wo zuletzt immer wieder Frühchen-Intensivbetten gesperrt werden mussten, weil Pflegepersonal fehlt (der KURIER berichtete mehrfach).
Engpässe gebe es auch in den OP-Sälen, vor allem in der Herzchirurgie, schildert Wolfgang Hofer, oberster Personalvertreter des AKH-Pflegepersonals dem KURIER. „Insgesamt sind im vergangenen Sommer 180 bis 200 der 3000 Pflege-Dienstposten unbesetzt gewesen“, rechnet er vor. Zwar habe sich die Lage aktuell ein wenig entspannt, „aber spätestens in drei Monaten werden wir wieder vor demselben Problem stehen, befürchtet er.
Aufwand steigt
Laut Hofer sei in den vergangenen Jahren nicht nur die Zahl der Patienten insgesamt gestiegen, sondern auch der Anteil jener, die eine besonders arbeitsintensive Betreuung benötigen. Denn leichtere Fälle würden mittlerweile vermehrt tagesklinisch versorgt.
Aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung fordert der Personalvertreter für das gesamte AKH 300 zusätzliche Dienstposten, wobei er selbst einräumt, dass es derzeit nicht gerade einfach wäre, dafür auch qualifiziertes Personal zu finden. „Deshalb ist auch eine Ausbildungsoffensive erforderlich.“
Stadt bremst
Seitens der Stadt kommt freilich postwendend eine Absage: „Er wäre ein schlechter Gewerkschafter, würde er nicht mehr Personal fordern“, lässt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Hofer über einen Sprecher ausrichten.
Zwar räumt man ein, dass es derzeit freie Stellen gebe, die zu besetzen seien. Zusätzliche Planposten für das AKH sind für Hacker derzeit aber kein Thema. Und weiter: „Das Schlechtreden des AKH ist für die Rekrutierung nicht gerade hilfreich.“
Kritik kommt auch von der Wiener Ärztekammer: „Das Problem liegt nicht beim Personal, das trotz widriger Bedingungen hervorragende Arbeit leistet, sondern ausschließlich bei der Politik und dem Magistrat der Stadt Wien“, sagt Wolfgang Weismüller, Obmann der Kurie der angestellten Ärzte. Die Stadt müsse ausreichend Dienstposten zur Verfügung stellen und sich um die Ausbildung sowie Rekrutierung von qualifiziertem Personal kümmern.
Der Kammer-Funktionär hatte zuletzt schon mehrfach auch auf den Ärztemangel in den Wiener Krankenhäusern hingewiesen, allen voran im neuen Krankenhaus Nord.
„Durch das intransparente Verhalten und die weiterhin fehlenden Lösungen ist Stadtrat Hacker Teil des Problems“, kritisiert ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. „Es braucht endlich ein nachhaltiges Konzept, wie das Wiener Gesundheitssystem wieder den Patienten dienen kann. Mehr Transparenz, ein stärkerer Ausbau der Primärversorgung sowie der wohnortnahen Versorgung müssen Teil der Lösung sein“, betont die türkise Gemeinderätin.
Von einer „verfehlten rot-grünen Gesundheitspolitik“ spricht auch der FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp.