Warum 28.000 Frauen in Saudi-Arabien Lokführerinnen werden wollen
Von Caroline Ferstl
Damit hatte die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe wohl nicht gerechnet, als sie 30 Stellen speziell für weibliche Lokführerinnen in Saudi-Arabien ausschrieb: 28.000 Bewerbungen trudelten ein. Die Frauen erwartet ein Jahr bezahlte Ausbildung, danach sollen sie den von Renfe betriebenen Schnellzug zwischen den heiligen Städten Mekka und Medina lenken können.
Es sei das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass saudische Frauen Zugang zu diesem Beruf hätten, schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung auf seiner Internetseite.
Saudi-Arabien gilt im Westen als Paradebeispiel einer patriarchalen arabischen Gesellschaft. Bis 2018 durften Frauen nicht Auto fahren, nur bestimmte Berufe ausüben, Industrie und Bau waren tabu. In den letzten Jahren ist das Königreich um ein modernes Image bemüht. Frauen dürfen ohne Zustimmung eines Mannes reisen, einen Pass beantragen.
Wirtschaftliche Interessen statt Ideale
Seither drängen Frauen auf den Arbeitsmarkt. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl erwerbstätiger saudischer Frauen auf 33 Prozent fast verdoppelt. Die Entwicklung dürfte aber weniger auf neu entdeckte Idealen der Machthaber zurückzuführen sein, sondern hängt mit fehlendem Fachpersonal zusammen.
Denn weiterhin sind Frauenrechte so stark eingeschränkt wie in kaum sonst einem Land. Zudem sitzen zahlreiche Aktivisten für Menschen- und Frauenrechte im Gefängnis.
Die Eisenbahngesellschaft wird jedenfalls bis Mitte März eine Entscheidung fällen, wer die 30 glücklichen Lockführerinnen in spe sind.