Sightseeing unnötig? Taliban verwehren Frauen Einlass in Nationalpark
Die Taliban beschneiden Frauenrechte in Afghanistan weiter. Künftig sollen Sicherheitskräfte in einem der bekanntesten Nationalparks des Landes (Band-e-Amir) Frauen den Zutritt verwehren. Wie das Ministerium für die Verbreitung der Tugend mitteilte, sei dieser Schritt erforderlich, weil Frauen im Nationalpark das vorgeschriebene Kopftuch, den Hidschab, nicht ordnungsgemäß getragen hätten.
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Der Maßnahme ging ein Besuch des Tugend-Ministers Mohammad Khalid Hanafi in der Provinz Bamiyan voraus. Wie die Nachrichtenagentur AP schreibt, bemängelte er, dass sich Frauen nicht an die religiösen Vorschriften hielten und das Kopftuch falsch trügen. "Sich Sehenswürdigkeiten anzuschauen, ist kein Muss für Frauen", sagte Hanafi im Beisein von Beamten und Klerikern laut einem Bericht des Ministeriums.
Tretboot-fahrende Taliban
180 Kilometer von Kabul entfernt liegt der Nationalpark Band-e-Amir, der 2009 zum ersten Nationalpark des Landes erklärt wurde. Nach der Machtübernahme der Taliban gingen Fotos um die Welt, die zeigten, wie sie mit Tretbooten die Seen erkundeten.
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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert die Maßnahme scharf. "Die Taliban begnügen sich nicht damit, Mädchen und Frauen Bildung, Arbeit und Freizügigkeit vorzuenthalten, sondern wollen ihnen auch Parks, Sport und jetzt sogar die Natur wegnehmen", sagte Heather Barr, stellvertretende Direktorin für Frauenrechte.
Zuletzt hatten die Taliban, die seit August in Afghanistan wieder an der Macht sind, Frauen den Zugang zu Universitäten und Schönheitssalons verwehrt. Auch in Parks in Kabul ist ihnen der Zutritt bereits untersagt.
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