Mond-Landung: Jeff Bezos setzt NASA unter Druck
Von Irene Thierjung
Jeff Bezos ist nicht nur der reichste Mann der Welt; der umtriebige Amazon-Gründer hat sich auch der Rettung des Planeten verschrieben. Zumindest suggeriert das der offene Brief, den der 57-jährige Amerikaner am Montag, wenige Tage nach seinem Kurztrip ins All, an NASA-Chef Bill Nelson geschickt hat.
Sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin setze sich „für eine Zukunft ein, in der Millionen Menschen im Weltraum leben und arbeiten, um die Erde zu schützen“, erklärt Bezos in dem Schreiben – und unterbreitet Nelson ein kaum auszuschlagendes Angebot.
Blue Origin werde der US-Raumfahrtbehörde in den kommenden zwei Jahren bis zu zwei Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, lockt Bezos, wenn das Unternehmen wieder an der Entwicklung eines kommerziellen Mondlande-Systems beteiligt werde. Mit diesem sollen frühestens 2024 Astronauten zum Erdtrabanten gebracht werden.
Rivalität mit Elon Musk
Hintergrund des Vorstoßes ist Bezos’ Rivalität mit einem anderen Weltall-affinen Milliardär: Elon Musk. Die Raumfahrt-Firma des Tesla-Chefs und zweitreichsten Erdenbürgers, SpaceX, hatte im April von der NASA den Zuschlag erhalten, für künftige Mondmissionen ein wiederverwendbares Start- und Landesystem zu entwickeln.
Blue Origin hat gegen die Entscheidung beim US-Government Accountability Office (GAO) Protest eingelegt, das einem Rechnungshof entspricht. SpaceX habe einen Vorteil erhalten, argumentiert Bezos’ Firma, als ihm erlaubt worden sei, den Preis für seine Technologie nachträglich zu ändern.
Budgetlücke füllen
Die Entscheidung des GAO, die für August erwartet wird, wollte Bezos offenbar nicht abwarten. Er zückt stattdessen sein Börserl, um Druck auf die NASA zu machen. Ursprünglich, so schreibt der Milliardär in seinem Brief, sei geplant gewesen, zwei Unternehmen parallel mit der Entwicklung des Mondlande-Systems zu beauftragen.
Dass am Ende nur eines – SpaceX – zum Zug kam, begründete die NASA u. a. mit dessen Erfahrungen im Orbit und mit Kürzungen des Budgets. Die will Bezos nun ausgleichen.
Zusätzlich zu den zwei Milliarden Dollar, die er der NASA für die Entwicklung des Landesystems in Aussicht stellt, bietet Blue Origin an, die Technologie auf eigene Kosten in der Erdumlaufbahn zu testen. Weiters akzeptiere man einen Fixpreis für das System, etwaige Kostenüberschreitungen werde Blue Origin abdecken.
Was Elon Musk und die NASA von dem Angebot halten, blieb zunächst offen. Mit Blick auf die ausstehende Entscheidung des Rechnungshofs verweigerte ein NASA-Sprecher jeglichen Kommentar.