Chronik/Welt

Astra-Zeneca-Stopp wäre "massiver Rückschlag"

"Es wird definitiv Oxford/Astra Zeneca sein." Der britische Premier Boris Johnson setzt bei seinem bevorstehenden Impftermin auf den heimischen Impfstoff. "Das Beste, was ich über das Oxford/Astra Zeneca-Impfprogramm sagen kann, ist, dass ich die Nachricht erhalten habe, dass ich selbst sehr bald meine Impfung bekomme."

Allzu viel Gutes gab es über das britisch-schwedische Vakzin in letzter Zeit nicht zu lesen oder hören. Zahlreiche Länder setzten die Impfungen mit dem Impfstoff aus, nachdem Berichte über seltene Blutgerinnsel aufgetaucht waren. Österreich impft weiterhin damit: Das Nationale Impfgremium hat vorerst zu keinem Impfstopp geraten und will die Entscheidung für eine weitere Bewertung abwarten.

Und solch eine Entscheidung soll auf EU-Ebene heute fallen: Die EU-Arzneimittelagentur EMA will heute, Donnerstag, eine neue Empfehlung für die Vorgangsweise mit dem Impfstoff von Astra Zeneca abgeben. 

Das EMA-Sicherheitskomitee PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) will die verfügbaren Informationen bewerten und "alle erforderlichen Empfehlungen für weitere Maßnahmen abgeben".

Kanzler Sebastian Kurz ging in der "ZiB2" Mittwochabend davon aus, dass sich die EMA nicht gegen das Astra Zeneca-Vakzin aussprechen wird. Er rechne nicht damit, dass die EU-Arzneimittelagentur einen Stopp dieser Impfungen empfehlen werde, denn die EMA selbst habe den Impfstoff zugelassen.

Der Impfstoff sei für Europa "extrem relevant", ein Stopp "wäre ein massiver Rückschlag", sagte Kurz und bekräftigte auch neuerlich, dass er AstraZeneca für sicher hält. "Es sterben in Europa täglich über 1.000 Menschen an Corona. Die Gefahr ist das Virus und nicht die Impfung."

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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihr Vertrauen in den Astra-Zeneca-Impfstoff bereits unterstrichen. Sie erwarte von der Neubewertung durch EMA eine "sehr deutliche Aussage", sagte sie am Mittwoch in Brüssel. "Ich vertraue auf Astra Zeneca. Ich vertraue dem Prozess der EMA."

WHO für weiteren Einsatz

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt den Einsatz vorerst weiter . "Die WHO ist der Meinung, dass die Vorteile die Risiken überwiegen", teilte die Organisation am Mittwoch in Genf mit. 

Die WHO betonte, dass eine Impfung gegen Covid-19 keine Krankheiten oder Todesfälle durch andere Ursachen reduziere. Thrombosen (Blutgerinnsel) passierten häufig. "Venöse Thromboembolien gehören zu den häufigsten Herz-Kreislauferkrankungen weltweit", so die WHO.

Es sei Routine, mögliche Zwischenfälle bei Impfkampagnen zu registrieren und zu untersuchen. Das zeige, dass die Überwachungssysteme funktionierten. Zwischenfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung bedeuteten aber nicht zwangsläufig, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen beidem bestehe.

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