Schüler blieben mit Rädern bei Alpenüberquerung im Schnee stecken: Notruf
Von Anja Kröll
Andreas Eder, Chef der Bergrettung Mayrhofen, hat schon viele Einsätze erlebt, aber so einen noch nie.
Die Projektarbeit einer Schülergruppe aus Bayern endete am Donnerstag in Brandberg im Bezirk Schwaz mit einem Rettungseinsatz von Bergrettung und Polizeihubschrauber.
Bereits am Dienstag waren die Schüler in Bayern (Furth) zu einer Alpenüberquerung samt Rädern gestartet. Das ambitionierte Ziel: Jesolo.
Doch aus Strand statt Bergen wird für die elf Gymnasiasten, zwei Lehrer (beide 39 Jahre alt) und fünf weiteren Erwachsenen vorerst so schnell nichts.
Eigentlich sollte es am Donnerstag gegen 09:00 Uhr von Zell am Ziller über den Zillergrund und das Heiliges Geistjöchl (2.662 m) bis zum Tagesziel in Prettau in Südtirol gehen.
Räder tragen
Aufgrund der Schneelage - gut ein halber Meter - ab einer Seehöhe von 2.000 Meter musste die Truppe ihre Räder tragen. Zunächst war die Hoffnung noch da, dass sich die Bedingungen bessern würden. Doch am höchsten Punkt der Tour angekommen, stand rasch fest: Auch auf der Südseite des Berges waren die Bedingungen nicht besser. Der Gruppenleiter, der 39-jährige Lehrer, brach also die Tour ab und setzte einen Notruf ab.
Um 21.15 Uhr sehr spät - ein Vorgehen, auf das zuletzt auch die Bergrettung Niederösterreich aufmerksam gemacht hatte.
Fehlinformation
"Die Gruppe war fit, der Lehrer hat so eine Tour bereits öfters gemacht und sie haben sich auch über die Schneesituation informiert", erzählt Eder im KURIER-Gespräch. Einzig: Laut Informationen des Lehrers war die Südseite des Jochs schneefrei. Dies entsprach jedoch nicht der Realität.
Ein selbständiger und sicherer Abstieg war den erschöpften Gruppenmitgliedern aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr zuzumuten. Die 18 Personen wurden in der Folge von der Besatzung des Polizeihubschraubers unverletzt geborgen und bei der Sulzenalm abgesetzt, wo sie von der Bergrettung Mayrhofen übernommen und sicher ins Tal begleitet wurden.
"Unser Glück war, dass der Polizeihubschrauber Libelle in der Nähe war. Sonst hätten wir bis zum Joch aufsteigen müssen", erklärt Eder.
Warnung vor Altschneefeldern
Dass heuer aufgrund des schneereichen Winters und später Schneefälle noch besonders viel Altschnee in den Bergen liegt, davor hatte der Österreichische Alpenverein (ÖAV) erst vor wenigen Tagen gewarnt. Der Anlass: Mehrere tragische Unfälle. So war etwa erst im Juni ein 64-Jähriger auf einem Altschneefeld über einem Bach eingebrochen und danach ertrunken.
Dieser rät Wanderern, sich vor jeder Tour genau über die aktuellen Bedingungen zu informieren. Einen tagesaktuellen Überblick über die Schneeverhältnisse auf der geplanten Tour bieten lokale Webcams und spezialisierte Tourenplanungs-Apps wie (http://www.alpenvereinaktiv.com/), die seit dieser Saison eine digitale Schneehöhenkarte (https://go.ots.at/BZjr3HbW) anbietet. Bei Ausflügen mit Kindern sei besondere Vorsicht geboten.
Wie kommen Räder ins Tal?
Nun bleibt nur noch eine Frage: Wie kommen die Räder der 18 Abenteurer ins Tal? Denn diese verblieben bei der Rettungsaktion vorerst am Berg.
"Entweder ein Hubschrauber fliegt sie herunter, oder wir machen einen Bergrettungsausflug am Samstag und tragen die Räder herunter", schildert Eder.
Kosten würden in beiden Fällen anfallen und müssten von der der Gruppe, die aktuell in Mayrhofen Unterschlupf gefunden hat, übernommen werden.
Ob die Reise nach Jesolo nach der Räder-Rettung fortgesetzt wird, ist offen.