Chronik/Tirol

Desolate Luegbrücke: Brennerautobahn 2025 an 15 Tagen für Lkw dicht

Es gleicht einem Balanceakt. Die Luegbrücke - mit 1,8 Kilometern die längste der Brennerautobahn (A13) - ist eigentlich am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Aber der von der Asfinag geplante Neubau verzögert sich aufgrund von Rechtsstreitigkeiten seit Jahren. 

Das 1968 in Betrieb genommene Bauwerk ist aber Teil der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung Europas im Straßenfrachtverkehr und eine der Hauptadern im Urlauberverkehr Richtung Italien. 2023 sind über die A13 und damit die Luegbrücke so viele Fahrzeuge gefahren wie noch nie zuvor.

Die wichtigste Alpenquerung Europas

Genauer gesagt 14,36 Millionen Pkw, Busse und Lkw. Hier verläuft kurzum die wichtigste Alpenquerung Europas. Darum gilt für den für die A13 zuständige Asfinag-Chef Stefan Siegele die Devise: "Wir müssen die Brücke am Leben erhalten", wie er am Dienstag bei einer Pressekonferenz einmal mehr betonte.

Und das führt zum genannten Balanceakt, der mit 2025 beginnt. "Wir müssen die Belastung der Brücke mehr ins Zentrum führen", so Siegele. Grundsätzlich ist die Luegbrücke ab 1. Jänner nur noch einspurig befahrbar. An rund 170 Tagen im Jahr sollen aber, "um möglichst einen Verkehrskollaps zu verhindern" zwei Spuren verfügbar sein.

Und an diesen Tagen wird der im Wortsinn Schwerverkehr auf die mittlere, sprich linke, Fahrbahn geführt, um die Beanspruchung des Tragwerks der Luegbrücke zu reduzieren. Das wurde im August getestet und hat auch prinzipiell funktioniert. 

Totalsperren für Lkw

"Trotzdem sind zusätzliche Maßnahmen nötig. An 15 Tagen wird es Fahrverbote für Lkw mit sich bringen", kündigt der Asfinag-Chef an. Das wird sich vor allem auf starke Reisewochenenden konzentrieren, an denen die Autobahnkapazitäten trotz der Notmaßnahmen nicht mehr reichen würden.

"Es ist alternativlos", sagt Siegele auf mögliche Proteste oder gar Klagen aus Italien im Süden oder Deutschland im Norden angesprochen. Beide Länder üben regelmäßig massive Kritik an transitbeschränkenden Maßnahmen Tirols - allen voran den regelmäßig bei Kufstein Richtung Brenner durchgeführten Lkw-Dosierungen.

Aber selbst die würden an besagten 15 Tagen laut Asfinag nicht mehr ausreichen, um einen Zusammenbruch des Autobahnverkehrs in Tirol zu verhindern. Ohne die geplanten Fahrverbote wären Staus von 10 bis 20 Kilometern zu erwarten rechnet Siegele vor. 

Fahrkalender zur Planung

Vielmehr soll ein klarer Fahrkalender mit allen Maßnahmen und Einschränkungen Frächter, Touristiker, Busunternehmer und alle anderen Verkehrsteilnehmer helfen, sich rechtzeitig auf die Situation in Tirol einzustellen. Trotz aller Abfederungsversuche macht Siegele kein Hehl daraus, "dass es zu Behinderungen kommen wird."

Alle Inhalte anzeigen

Das Bauwerk
Etwa ein Drittel der 33 Kilometer langen Brennerautobahn (A13) in Tirol verläuft über Brücken. Die 1968 in Betrieb genommene Luegbrücke ist mit 1,8 Kilometern die längste von ihnen.

Zerfallserscheinungen
Die Asfinag möchte seit Jahren eine neue Brücke als Ersatz für das marode Bauwerk errichten. Politischer Widerstand hat das verhindert. Rost frisst sich durch den Brückenstahl.

Auf die Fragen eines deutschen Journalisten, ob der Pkw-Verkehr denn nicht einfach über die Brenner-Bundesstraße umgeleitet werden könnte, stellt er klar: "Das würde nie im Leben funktionieren." Auf der B 182 sei jetzt schon so gut wie kein Platz mehr.

Außerdem würde so eine Umleitung mitten durch die Anrainergemeinden der A13 im Wipptal führen. Um die vor Ausweichverkehr zu schützen, sind ebenfalls mehrere Maßnahmen in Planung. 

Schranken für Auf- und Abfahrverbote

Die Asfinag will Schrankenanlagen errichten, damit bedarfsgerecht Auf- und Abfahrverbote (teilweise mit Ausnahmen für Anrainer) umgesetzt werden können. Diesbezüglich werden noch Gespräche mit dem Land Tirol geführt, das zur Umsetzung der Beschränkungen Verordnungen erlassen muss. 

Auch das Verkehrsministerium ist eingebunden - etwa was den Fahrkalender betrifft. Lkw-Fahrverbote müssten von diesem verordnet werden und wollen gut argumentiert sein. Italien hat schon wegen der bisherigen Transit-Maßnahmen den Klagsweg beschritten.

Zurück zur Luegbrücke: Da mag es wenig vertrauenserweckend wirken, dass der Schwerverkehr in die Mitte verlagert werden muss, um das Tragwerk zu entlasten. Hierzu versichert Siegele: "Jeder, der über die Brücke fährt, fährt sicher darüber." Sie steht im durchgehenden Monitoring. Prüfintervalle wurden verkürzt.

Um Jahre zu spät

"Die neue Brücke wäre bereits seit Ende 2022 gebaut", erinnert der Asfinag-Chef. Dagegen hat sich, wie berichtet, die Anrainergemeinde Gries am Brenner rechtlich quergelegt, die auf einen Autobahntunnel, statt einer neuen Brücke gepocht hat. 

Siegele geht aktuell davon aus, dass im Frühjahr kommenden Jahres mit dem Bau begonnen wird und "Ende 2027 das neue Tragwerk steht". So lange ist auch die Gnadenfrist, die der Luegbrücke unter Auflagen von den Prüfern gewährt worden ist.