Chronik/Tirol

„Gstätten“ im Innsbrucker Zentrum soll bis Herbst 2025 „Piazza“ werden

Als die Innsbrucker Stadtregierung von Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA) mit Grünen und SPÖ vor einem Monat ihr Programm präsentierte, machte seine Listenmitgründerin  und nunmehrige Wirtschaftsstadträtin Mariella Lutz unumwunden klar, wie sich der Bozner Platz an prominenter Innenstadtlage derzeit für sie präsentiert: Als „Gstätten“.

Das liegt nicht nur daran, dass auf dem und rund um das Areal seit Monaten Leitungsarbeiten stattfinden. Vielmehr ist der bereits Anfang 2021 als Siegerprojekt gekürte Umgestaltungsentwurf in der vergangenen Regierungsperiode in die Mühlen der irrlichternden Stadtpolitik geraten. 

Und verschwand im Frühjahr 2023 im bereits anlaufenden Vorwahlkampf in der Schublade.

Ausgeschert

Schon damals hatten sich Lutz und Anzengruber bei einem Rettungsversuch des damaligen Bürgermeisters Georg Willi – nunmehr Vize-Stadtchef – als Noch-ÖVPler gegen ihre Partei auf die Seite des Grünen geschlagen. Eine Mehrheit für das Projekt gab es dennoch nicht.

Auch die SPÖ war dagegen – einerseits wegen ein paar infrastruktureller Bedenken, aber vor allem, weil sie das Projekt zunächst künstlich unter einen vom Gemeinderat gesetzten Baukostendeckel von fünf Millionen Euro gerechnet sahen und dann eine tatsächlich zutage getretene Kostenexplosion nicht mittragen wollten.

Am Dienstag präsentierte die Koalition nun einen konkreten Fahrplan, innerhalb dessen die „Gstätten“ zu einer italienisch anmutenden „Piazza“ verwandelt werden soll. 

Und zwar nach dem schubladisierten Siegerentwurf. Die Kosten – inklusive Planung – werden nun auf 8,99 Millionen Euro geschätzt. 9,3 Millionen waren es, als das Projekt gekippt wurde.

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„Ja, das ist viel Geld“, räumte Anzengruber ein. So auch, dass die tatsächlichen Kosten erst nach der Ausschreibung der Gewerke, die im Sommer erfolgen soll, feststehen werden. Zuvor braucht es noch einen Gemeinderatsbeschluss.

Die Bedenken der SPÖ sind ausgeräumt. Vize-Bürgermeisterin Elli Mayr sieht das Vorhaben nunmehr seriös aufgegleist. Außerdem habe man sich bei einigen Details noch auf Verbesserungen geeinigt. 

Zeitschiene

Bis Herbst soll die aktuell noch laufende Baustelle  abgeschlossen sein. Anschließend sollen Vorbereitungen getroffen werden, sagte Anzengruber. 

Der Spatenstich ist für das Frühjahr 2025 geplant, die Eröffnung der neuen  und klimafitten „Piazza“ – inklusive Begegnungszone – im darauffolgenden Herbst.

Klar ist aber: Die Stadt kann aufgrund der Verzögerungen nunmehr nur einen kleinen Teil der eigentlich schon für die Neugestaltung zugesagten 2,4 Millionen Euro aus der „Gemeindemilliarde“ tatsächlich für diese verwenden. 

Nach Gesprächen mit dem Bund zeigt man sich, aber zuversichtlich, die Gelder in andere Projekte umschichten zu können. 

Zudem sollen Klimaaktiv-Förderungen beantragt werden. Das können 20 Prozent der Kosten sein, aber – worauf Vize-Stadtchef Willi setzt– auch mehr.  

Klimafitte Gestaltung

Die entsiegelten Flächen des Platzes, der heißeste der Stadt, sollen um 43 Prozent vergrößert werden. Auf tausend Quadratmetern ist eine versickerungsfähige Fläche vorgesehen. 

31 gepflanzte Bäume sollen ein grünes Dach über dem Areal spannen. Diese Gleditschien werden aber erst in 20 Jahren ihre volle Höhe erreichen, sollen dann aber eine Temperaturreduktion von 18 Grad mit sich bringen. 

Die Bäume werden aber bereits mit einer Höhe von bis zu zehn Metern eingepflanzt werden. In der Mitte des Platzes wird sich eine Art Klimazone befinden.