Chronik/Steiermark

A2, A9: "Luft-100er" bei Graz bleibt trotz besserer Feinstaubwerte

Die Tempo 100-Verordnung auf steirischen Autobahnen im Großraum Graz wird trotz verbesserter Feinstaubwerte bestehen bleiben. Seit 2009 gilt nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L) temporär 100 km/h auf Teilen der Südautobahn (A2) und der Pyhrnautobahn (A9). Eine neue Studie der TU Graz im Auftrag des Landes Steiermark untermauere die Notwendigkeit der Temporeduktion, so Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) am Montag.

Derzeit liege zwar keine Alarmsituation bei der Luftgüte vor, sagte die Landesrätin, aber noch vor 15 Jahren sei Graz die "Feinstaubhochburg" Österreichs gewesen. Zahlreiche Maßnahmen wie mehr öffentlicher Verkehr, Heizungstausch und eben auch der sogenannte Feinstaub-Hunderter auf rund 100 Kilometer Autobahn hätten zu besseren Werten beigetragen. "Das Paket erzielte die Wirkung, die man hoffte zu erreichen", sagte Lackner.

Trotz der positiven Entwicklungen wolle man die Beschränkungen nun nicht abschaffen. Thomas Pongratz, Leiter des Referates Luftreinhaltung, weiß, dass die gesetzlichen Grenzwerte der EU in den kommenden Jahren weiter gesenkt werden. Spätestens dann wären die Temporeduktionen wieder nötig, denn er erwartet nicht, dass die neuen Vorgaben auf Anhieb erfüllt werden können.

Deutliche Verbesserungen seit 2002

In der Studie wurden die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Werte jeweils 100 Meter links und rechts der betroffenen Autobahnabschnitte untersucht. Es zeigte sich, dass es seit 2002 deutliche Verbesserungen bei der Feinstaubbelastung gibt. Die Stickoxidwerte dagegen wurden noch nicht überall eingehalten, so Pongratz. Schon allein deswegen könne der IG-L-Hunderter nicht gestrichen werden. Er deutete die Ergebnisse der Studie insgesamt als beachtlichen Erfolg der Maßnahme. "Großer Output für wenig Einsatz", meinte die Landesrätin. Pongratz unterstrich, dass die Tempobeschränkung vielleicht "lästig" sein mag, aber die Verkehrsteilnehmer nicht wirklich stark beeinträchtige.

Ganz anders sieht das unter anderem die steirische FPÖ, die seit Monaten für eine Abschaffung des Feinstaub-Hunderters eintritt. In Salzburg wurde die Verordnung unter Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) wieder zurückgenommen, weil sich die Werte verbessert hätten. Die steirischen Freiheitlichen sehen Parallelen zur Grünen Mark. Pongratz dagegen meinte, dass in Salzburg andere Bedingungen herrschten und auch die Werte anders erhoben wurden. 

Daher ließe sich das nicht einfach auf die Steiermark umlegen. Lackner betonte: "Es ist keine politische sondern eine faktenbasierte Entscheidung." Außerdem wolle man bisher erzielte Erfolge nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

Eine Änderung haben die Ergebnisse des Vorjahres allerdings gebracht: Am Abschnitt der A9 südlich von Graz bis Leibnitz wurden die Werte deutlich eingehalten, weshalb in diesem Bereich zumindest bis zur nächsten Überprüfung wohl weniger häufig Tempo 100 verordnet werden wird.

Insgesamt sind die Tempobeschränkungen nach IG-L in der Steiermark auf vier Teilkorridore aufgeteilt: Ost erstreckt sich von Graz bis Sinabelkirchen, West bis Lieboch, Nord bis zum Gratkorntunnel Nord und Süd bis Leibnitz. Die gesamte Studie 155 Seiten umfassende soll übrigens in den kommenden Tagen auch online zur Einsicht zur Verfügung stehen, hieß es aus dem Büro der Landesrätin.

Kurz zusammengefasst

  • Die Tempo 100-Regelung auf steirischen Autobahnen rund um Graz bleibt bestehen, trotz verbesserter Feinstaubwerte, um zukünftige EU-Grenzwerte zu erfüllen.
  • Die Maßnahme trug in den letzten Jahren maßgeblich zur Verbesserung der Luftqualität bei, insbesondere bei Feinstaub.
  • Die Stickoxidwerte dagegen wurden bisher nicht überall eingehalten.