Wohnungslos: 602 Menschen sind dank Initiative "Zuhause angekommen“
Von Petra Stacher
Ob ein älterer Herr, der nach dem Tod seiner Frau vereinsamt ist, eine Mutter und ihr Kind, die von Gewalt betroffen sind, oder ein junges Pärchen, das plötzlich aus der Wohnung muss – in die Wohnungs- oder Obdachlosigkeit könne man schneller rutschen, als man glaubt, erzählte Elisabeth Hammer am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Linz einige Schicksale.
Hammer ist Obfrau der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO). Mit dem Projekt „Zuhause ankommen“, das 2021 startete, soll Menschen in Not mit leistbaren und langfristigen Wohnraum geholfen werden – nun wird es bis April 2023 verlängert.
Hohe Dunkelziffer
In den vergangenen zehn Jahren schwankte die Zahl der registrierten Obdach- und Wohnungslosen in Österreich zwischen 19.000 und 24.500. Doch die Dunkelziffer ist viel höher: „Die Menschen, die von einer Couch zur nächsten wandern, sind schwer zu erfassen. Wir rechnen mit einer Verdoppelung“, so Hammer. Und durch die aktuellen Krisen mit einer weiteren Erhöhung.
„Es kommen Menschen in soziale Notlagen, die sich nicht vorstellen konnten, einmal dort zu landen“, sagte auch Sozialminister Johannes Rauch (Grüne), der zu Gast war. Im Bereich Wohnen müssten deshalb auf allen Ebenen Projekte angereget werden. Deshalb erhöht das Ministerium die Förderung der Initiative um 2,6 Millionen Euro und stellt bis April insgesamt 5,2 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem wird es auf alle Bundesländer ausgeweitet.
Brückenschlag
Konkret hilft das Projekt nach dem Prinzip „Housing first“. „Die Wohnung kommt zuerst. Dann erst alles andere“, fasst Hammer zusammen. Wie etwa die Betreuung durch Sozialarbeiter. Möglich sei das durch einen „Brückenschlag“ zwischen Sozialorganisationen, Politik und die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV). „300 Wohnungen haben wir bereitgestellt, aufgeteilt auf 50 gemeinnützige Bauvereinigungen“, sagte GBV-Obmannstellvertreter Herwig Pernsteiner.
602 Menschen, davon 233 Kindern, fanden in diesen ein neues Zuhause. 59 Prozent sind Frauen. „Bedenkt man, dass zwei Drittel der registrierten Obdachlosen Männer sind, zeigt das, dass wir mit dem Projekt Menschen erreichen, die versteckt Wohnungs- oder obdachlos sind“ so Hammer. Mit dem Geld sollen nun weitere 285 Wohnungen dazukommen.