Bis zu minus 20 Grad: Kältewelle erfasst Österreich
Es wird kalt, sehr kalt. Österreich wird am Dreikönigstag von einer Kältewelle mit Tiefsttemperaturen von bis zu minus 20 Grad erfasst. Lediglich von Samstag auf Sonntag prognostizieren die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine leichte Frostmilderung. Auch mit Schneefall ist immer wieder zu rechnen.
Oberösterreich: Bis zu einem Meter Neuschnee
Im Tal ist am Donnerstagvormittag trotz teilweise spiegelglatter Fahrbahnen das Verkehrschaos ausgeblieben. Es kam zwar auf den winterlichen Fahrbahnen zu einigen Unfällen, jedoch großteils nur mit Blechschäden. Bei Zell am Moos (Bezirk Vöcklabruck) geriet ein Pkw ins Schleudern und prallte gegen ein entgegenkommendes Auto. Bei beiden Fahrzeugen wurden die linken Vorderräder ausgerissen, eine Lenkerin wurde leicht verletzt, teilte die Polizei OÖ mit.
Sturmtief "Axel" erreichte mehr als 160 km/h
Der Höchstwert wurde bis 15.00 Uhr auf dem oberösterreichischen Berg in 1.618 Metern Seehöhe registriert. An den nächsten Stellen der ZAMG-Messwerte lagen aber bereits Erhebungen in Ostösterreich. Auf der Wiener Jubiläumswarte auf einer Höhe von nur 450 Metern erreichte der Sturm Spitzengeschwindigkeiten von 131 km/h, auf dem Buchberg im Wienerwald in 460 Metern Höhe 130 und auf dem Jauerling auf 955 Metern knapp 120 km/h. Auf dem Berg im südöstlichen Waldviertel blies der Wind damit ebenso heftig wie auf dem Sonnblick in mehr als 3.100 Metern Höhe, wie aus den ZAMG-Aufzeichnungen hervorging.
Salzburg
Wegen des Neuschnees und Sturms ist die Lawinengefahr im Land Salzburg abgesehen von den Lungauer Nockbergen erheblich. Laut dem Salzburger Lawinenwarndienst hat sich im Gelände umfangreicher Triebschnee angesammelt, der sich in steilen Bereichen bereits durch eine einzelne Person als Schneebrett auslösen kann. Nur im Lungau wurde die Lawinengefahr als gering eingestuft.
In den Bergen herrschten "unwirtliche Verhältnisse", umriss der Lawinenwarndienst auf seiner Homepage die Situation in Salzburg am Donnerstag. Es sei bitterkalt, stürmisch und die Sicht schlecht. Der Schneesturm habe in allen Richtungen Triebschneepakete abgelegt. "Der frische Triebschnee liegt vor allem am Waldrand, in Rinnen und in den kammfernen Leehängen." Schneebrettanrisse von 30 bis 100 Zentimetern seien möglich, ebenso ein Durchreißen auf bodennahe Schichten.
Die Schneebrettgefahr geht dem Lawinenlagebericht zufolge durch die anhaltende Kälte nur sehr langsam zurück. Verbreitet erhebliche (Stufe drei von fünf) Schneebrettgefahr werde es auch am Freitag geben, außer in den Nockbergen. Skitourengehern wurde geraten, mäßig steiles, windgeschützteres und vor allem gut bekanntes Gelände zu nutzen. "Zurückhaltung ist wichtig."
Niederösterreich
Am Donnerstag herrschte in den Ybbstaler und in den Türnitzer Alpen sowie im Rax-Schneeberggebiet weiterhin erhebliche Lawinengefahr, berichtete der Warndienst NÖ. Auch am Freitag soll das Risiko laut Prognose auf Stufe "3" der fünfteiligen Skala bleiben. Es reiche eine geringe Zusatzbelastung aus, um ein Schneebrett auslösen zu können, wurde gewarnt.
Bei sehr kalten Temperaturen und stürmischem Wind wurde auch für Freitag noch etwas Neuschnee erwartet, die Sichtverhältnisse bleiben dem Lawinenwarndienst zufolge äußerst ungünstig. In den restlichen Berggebieten Niederösterreichs herrschte am Donnerstag mäßige Lawinengefahr.
Die größten Neuschneemengen wurden laut dem Landespressedienst in Waidhofen an der Ybbs mit 25 Zentimetern gemessen. Auf den Straßen mussten Lenker am Donnerstag im Wald- und Mostviertel abschnittsweise mit Schneeverwehungen rechnen. Großteils Schneefahrbahnen bzw. zum Teil matschige und salznasse Straßen gab es im Wald- und Mostviertel sowie in höheren Lagen des Industrieviertels. Auf 13 Straßenabschnitten bestand für Fahrzeuge ab einem Gewicht von 3,5 bzw. 7,5 Tonnen Kettenpflicht.
Vorarlberg
Neuschneemengen von bis zu 50 Zentimeter haben die Lawinengefahr in Vorarlberg am Donnerstag erstmals in diesem Winter auf erheblich (Stufe drei der fünfstufigen Gefahrenskala) anwachsen lassen. Diese Bewertung galt speziell für schattseitiges Steilgelände oberhalb von 1.800 Meter sowie für Abschnitte, in denen bereits Schnee gelegen war. Der Lawinenwarndienst mahnte zu defensivem Verhalten.
Die Hauptgefahr gehe von Triebschnee aus, Schneebrettlawinen seien bereits durch einzelne Wintersportler auslösbar, erklärte Experte Andreas Pecl. Er unterstrich, dass "Aktivitäten abseits gesicherter Pisten Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erfordern".
Seit Mittwoch ist in Vorarlberg lokal bis zu 50 Zentimeter (Norden) bzw. 30 Zentimeter (Süden) Neuschnee gefallen. Der zeitweise stürmische Wind verfrachtete diesen in großen Mengen. "Die Verbindung des Neu- und Triebschnees zur vorhandenen Altschneedecke ist meist schwach", stellte Pecl fest. In höheren Lagen werde die Situation auch am Freitag heikel bleiben.
Tirol
Die in Nordtirol zum Teil recht ergiebigen Neuschneefälle haben am Donnerstag für einen deutlichen Anstieg der Lawinengefahr gesorgt. Oberhalb von 2.000 Metern wurde sie von den Experten des Landes als erheblich, also mit Stufe "3" der fünfteiligen Skala eingestuft. Darunter sei die Lawinengefahr mäßig.
Am gefährlichsten sei es derzeit in Schattenhängen oberhalb von etwa 2.000 Metern, wo der vom Wind verfrachtete Neuschnee auf einer zum Teil sehr störanfälligen Altschneedecke abgelagert wurde. Besonders betroffen seien jene Bereiche, die vor den Schneefällen eher wenig vom Wind beeinflusst wurden. Dort sei es sogar wahrscheinlich, dass einzelne Wintersportler Schneebrettlawinen auslösen können.
Zusätzlich müsse allgemein auf frische Triebschneepakete, vor allem vermehrt oberhalb von 2.000 Metern, geachtet werden. Diese können laut den Experten auch in Bereichen ausgelöst werden, in denen es bisher aper war. Diese Gefahrenbereiche seien überwiegend in Kammnähe, Rinnen und Mulden zu finden.
Mit nur wenig Neuschnee im südlichen Osttirol seien dort die Verhältnisse deutlich günstiger. Jedoch sollten Wintersportler auch dort vor allem in Schattenhängen auf Triebschneepakete achten. Die Experten des Lawinenwarndienstes rieten jedenfalls zu großer Zurückhaltung.
Das Sturmtief "Axel" hat in Niederösterreich für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Bei 82 Notfällen rückten insgesamt 850 FF-Mitglieder aus, berichtete das Landeskommando. Obwohl Windspitzen bis zu mehr als 100 km/h gemessen wurden, hielten sich die Schäden in Grenzen, hieß es von der Feuerwehr. Verletzte wurden demnach keine gemeldet.
Die meisten Zwischenfälle wurden aus den Bezirken Mödling, Baden und Krems sowie aus den Wiener Umlandgemeinden gemeldet. Dutzende umgestürzte Bäume beschädigten vor allem Strom- und Telefonleitungen. Teilweise wurden auch Hausdächer abgedeckt und Plakatwände aus der Verankerung gerissen.
Im Waldviertel sorgte "Axel" für Schneefall, Sturm und Schneeverwehungen, durch die winterlichen Fahrverhältnisse kam es immer wieder zu Unfällen. Mehrere Fahrzeuge rutschten in Straßengräben. In Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) kippte ein mit Getreideschrot beladener Traktoranhänger um, die Bergungsarbeiten gestalteten sich laut Bezirksfeuerwehrkommando aufwendig.
In Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) hatten Sturmböen am Mittwoch einen Verkehrsspiegel abgerissen, der auf den Radweg stürzte und zersprang. Die Feuerwehr beseitigte die Splitter, die bis zu 30 Meter weit auf dem Radweg und auf der Fahrbahn verteilt waren.
Dass sich die Schäden in Grenzen hielten, dürfte laut Landesfeuerwehrkommando vor allem darauf zurückzuführen sein, dass aufgrund der Vorwarnung viele Menschen ihr Hab und Gut rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.
Die anhaltenden Schneefälle haben in Salzburg erneut für Unfälle gesorgt. In Elixhausen (Flachgau) ist in der Nacht auf heute, Donnerstag, ein 39-jähriger Autofahrer bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Milchwagen schwer verletzt worden. Donnerstagfrüh blieben mehr als zehn Lkws auf der Tauernautobahn im Lungau in Fahrtrichtung Salzburg hängen, laut ÖAMTC wurde der Tauerntunnel gesperrt.
Die Sperre des Tauerntunnels sei kurz vor 8.00 Uhr aktiviert worden, erklärte eine ÖAMTC-Sprecherin gegenüber der APA. Auch der Katschbergtunnel musste wegen eines vor dem Tunnel hängen gebliebenen Lkws in Fahrtrichtung Salzburg um 8.15 Uhr gesperrt werden. Aber nicht nur auf der Tauernautobahn kam es wetterbedingt zu Verkehrsbehinderungen. Auf der Westautobahn (A1) herrschten ebenfalls winterliche Fahrverhältnisse. Im ganzen Land Salzburg hatten Feuerwehrleute alle Hände voll zu tun, um Fahrzeuge zu bergen, die von der Straße abgekommen waren und im Schnee feststeckten.
Bereits am Mittwochabend war die Tauernautobahn bei Flachau (Pongau) wegen eines Verkehrsunfalls in Fahrtrichtung Salzburg nahezu vier Stunden lang von 18.00 Uhr bis 21.45 Uhr gesperrt. Ein Sattelschlepper war im Schneetreiben gegen die Mittelleitschiene geschleudert worden, durch den Anprall riss der Treibstofftank auf. Feuerwehrleute konnten verhindern, dass der Diesel ins Erdreich und in den Kanal gelangte. Der 60-jährige Lenker aus Zypern überstand den Unfall laut Polizei unverletzt.
Der Zusammenstoß in Elixhausen ereignete sich gegen 2.00 Uhr auf der L101 nahe dem Gasthof Ursprung. Der Pkw des Salzburgers, der aus Obertrum kommend in Richtung Bergheim fuhr, kam ins Rutschen und schlitterte frontal gegen den Milchlastwagen. Der Autofahrer wurde im Wrack eingeklemmt und musste von Feuerwehrleuten befreit werden. Er wurde vom Roten Kreuz in das Unfallkrankenhaus Salzburg gebracht. Der 39-jährige Lkw-Fahrer blieb unverletzt, erlitt aber einen Schock. Er wurde im Salzburger Landeskrankenhaus betreut. Die Mattseer Landesstraße war wegen der Aufräumarbeiten rund eineinhalb Stunden gesperrt.
Bei einem Auffahrunfall in Bruck an der Glocknerstraße (Pinzgau) auf der schneebedeckten Pinzgauer Bundesstraße wurde am Mittwochnachmittag ein 54-jähriger Pinzgauer leicht verletzt. In den Unfall waren insgesamt drei Pkw verwickelt. Ein Autofahrer aus Deutschland war bei einem Bremsmanöver ins Rutschen gekommen, sein Wagen prallte gegen zwei vor ihm stehende Autos. Der Deutsche und alle anderen Fahrzeuginsassen außer dem 54-Jährigen überstanden den Crash ohne Verletzungen.
Hautpflege, gut gefütterte Kleidung und das Tragen eines Helmes - das hat das Rote Kreuz (ÖRK) am Donnerstag Sportlern an eiskalten Wintertagen zum Schutz ihres Körpers empfohlen. "Fettcreme auf unbedeckte Körperstellen, keine engen Schuhe und gut unterfütterte Windstopper-Jacken sowie Thermo-Unterwäsche sind bei Minusgraden wichtig", sagte Wolfgang Schreiber, Chefarzt des ÖRK.
Erfrierungsgefahr drohe schon ab einer Temperatur von minus fünf Grad, hieß es in einer Aussendung. Bei Wind seien sogar bereits null Grad gefährlich, warnte Schreiber.
Pistenfans sollen ihren Kopf mit einem Helm schützen, denn beim Skifahren komme es oft zu Kopfverletzungen. Laut einer Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind allerdings die Knie am häufigsten von Verletzungen betroffen, und zwar in einem Drittel der Fälle. Dafür verantwortlich seien nicht nur mangelhaftes Material und die ungeübten Sportler selbst, sondern auch deren Leichtsinn. "Carvingskier, Selbstüberschätzung und nicht selten Alkohol führen zu vielen Unfällen", warnte Schreiber. Oft würde es schon helfen, vorsichtig zu sein und sich aufzuwärmen.
Eislaufen auf zugefrorenen Naturgewässern hat bei eisigen Temperaturen Hochsaison. Falls ein Eisläufer einbricht, solle man ruhig bleiben und die Nerven bewahren, rät das ÖRK. "Schnell, aber ruhig und besonnen aus dem Wasser", sei die Devise im Notfall. Da der Körper im kalten Wasser schneller auskühlt als an der Luft, führe eiskaltes Wasser rasch zur Bewegungsunfähigkeit, erläuterte Schreiber. Helfer sollen rasch die Feuerwehr alarmieren. Vom Ufer aus könne man versuchen, die Einbruchstelle mit einem Brett oder einer Leiter zu erreichen. Im günstigsten Fall gebe es einen Rettungsball an einer Leine, den man dem Verunglückten zuwirft, damit sich dieser aus dem Wasser ziehen kann.
Danach müsse auf die Unterkühlung der geretteten Person reagiert werden. Der Verunglückte sollte an einen windstillen Ort gebracht und von nasser Kleidung befreit werden. "Bis zum Abtransport soll der Ersthelfer den Unterkühlten wach halten, ihn aber nicht zu Bewegung oder Gehen auffordern. Am besten ist es, ihn in wärmende Decken oder trockene Kleidungsstücke einzuwickeln", meinte Schreiber. Nicht hilfreich seien hingegen Massagen, das Abreiben des Körpers oder das Verabreichen alkoholischer Getränke, weil es dadurch zu weiterem Wärmeverlust kommen kann. Das ÖRK empfiehlt vor der Ausübung von Wintersport das Aneignen bzw. Auffrischen von Erste-Hilfe-Kenntnissen.