Krendeln und Kreuzeln im Süden: Ein kulinarisch-politischer Wahlkampfabschluss
Von Anja Kröll
Meine Kärntner-Oma hat in einer Minute vier bis sechs geschafft. Mein persönlicher Rekord liegt bei zwei. Und die sind nicht besonders hübsch anzusehen.
Die Rede ist von der Kärntner Nudel, oder Kärntner Kasnudel oder einfach nur Kasnudel. Je nachdem, wo im südlichsten Bundesland Österreichs Sie sich gerade befinden.
Genau genommen geht es nicht einmal um die Nudel an sich, sondern um ihren Rand. Der wird mit einer speziellen Technik verschlossen, die eine kunstvolle Verzierung erzeugt: Dem Krendeln. Schaut einfach aus, ist es aber nicht. Umsonst heißt es nicht: „A Dirndl, des net krendeln kann, kriagt a kan Mann.“
428.929 Wahlberechtigte
Und schon sind wir mitten in der politischen Berichterstattung. Am Sonntag sind 428.929 Kärntnerinnen und Kärntner wahlberechtigt. Egal wie gut sie krendeln können. Ihre Stimme können sie landesweit acht Parteien geben: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Team Kärnten, Grüne, Neos Vision Österreich und BFK. Aktuell sind vier Fraktionen im Kärntner Landtag mit 36 Mandaten vertreten: SPÖ (18), FPÖ (9), ÖVP (6), Team Kärnten (3).
Kärntner Nudeln sind übrigens das Lieblingsgericht von FPÖ-Spitzenkandidat Erwin Angerer.
Auch wenn im Wahlkampf leicht der Eindruck entstehen hätte können, dass Bundesparteiobmann Herbert Kickl der eigentliche Spitzenkandidat ist – so oft, wie er in seine Heimat reiste. Abwechselnd folgten dabei Erzählung vom „verlorenen Sohn“, der heimgekehrt sei, oder seiner Oma aus Radenthein. Wie gut die krendeln kann, war aber nie Thema.
Von "Schmoarn" und "Nopfetzen"
Weitere Infos zu den Spitzenkandidaten und wessen liebster Kärntner-Dialekt-Ausdruck "Teichhackln" ist (und was es bedeutet) finden Sie in der folgenden Slideshow:
Koalition durch Hintertür?
Ein Gerücht, das sich in der Vorwahl-Zeit hingegen hartnäckig hielt, war, dass es eine Koalition gegen die SPÖ geben könnte. Aus FPÖ, Team-Kärnten und ÖVP.
Zumindest eine Gemeinsamkeit zwischen ÖVP-Spitzenkandidat Martin Gruber und dem Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer ist jedenfalls bereits gefunden: Beide geben Schnitzel als Lieblingsessen an. Um die Wurst geht es zwischen den beiden Parteien am Sonntag jedenfalls. Denn der ÖVP droht gar der Verlust von Platz drei. Das Team Kärnten könnte sich laut Prognosen verdoppeln.
Fast jeder zweite bisherige Team-Kärnten-Wähler kommt von SPÖ oder FPÖ. Und: Vier von zehn haben bei der Nationalratswahl 2019 die Kurz-ÖVP gewählt, zeigen Analysen. Links und rechts des Tellerrandes ist also genug Platz für neue Stimmen.
Ob die Grünen bzw. die Neos den Einzug in den Landtag schaffen und diesen bunter machen, wird sich zeigen. Die Hürde dafür liegt in Kärnten bei fünf Prozent. Wobei den Grünen mit Spitzenkandidatin Olga Voglauer noch bessere Chancen als Neos-Kandidat Janos Juvan eingeräumt werden.
Kulinarische Favoriten der beiden? Voglauer setzt auf Reisfleisch, Juvan auf Ritschert. Für alle Nicht-Kärntner zur Erklärung: Ein Eintopf mit Rollgerste und Geselchtem.
Mahlzeit und eine gute Wahl!