Chronik/Österreich

Letzte Generation löst sich auf: Ein Überblick ihrer Proteste

Die dringlichste Botschaft der Letzte Generation Österreich findet sich auf ihrer Website und zieht sich durch alle Aktionen der Gruppe: "Wir alle sind die letzte Generation, die den unumkehrbaren Klimakollaps noch aufhalten kann." Um das zu erreichen, gingen die Aktivistinnen und Aktivisten den Weg des friedlichen zivilen Widerstands. Dieser Weg ist nun vorerst zu Ende, die Auflösung der Gruppe wurde am Dienstag bekannt gegeben. Hier ein Rückblick auf die bisherigen Aktionen:

An einem Montagmorgen im Februar 2022 fing alles an - und zwar mit einer Blockade in beide Fahrtrichtungen am Wiener Gürtel. Im März ging es mit einer Blockade der Wiener Westeinfahrt weiter, Autofahrer mussten großräumig ausweichen. Im Mai klebten sich Aktivistinnen und Aktivisten auf mehreren Wiener Straßen fest - erneut an einem Montagmorgen - und sorgten für Chaos im Frühverkehr. Im August wurden der Verteilerkreis Favoriten und die Wiener Ringstraße lahmgelegt.
 
Im Oktober besetzten die Klimaaktivistinnen und -aktivisten mehrere Haupteinfahrtsstraßen Richtung Stadt: "Die Aktivisten haben die Fahrbahn blockiert – entweder sitzend oder stehend, angekettet, festgeklebt oder auch mit einem Gestell (Favoriten). In weiterer Folge ist es zu Verkehrsbehinderungen (Rückstaus) und dadurch zu notwendigen Straßensperren gekommen. Alles in allem waren die Fahrbahnen rasch wieder befahrbar", sagte Polizeisprecher Daniel Fürst damals zu den Blockaden. Auch in Graz klebte man sich im November 22 erstmals auf die Straße, um sich der "fossilen Zerstörung" entgegenzustellen. Zu Blockaden kam es auch in Linz und Innsbruck.
Alle Inhalte anzeigen

Farbe und Klebstoff

Ebenfalls im November schlugen die Proteste eine neue Richtung ein, als sich zwei Aktivistinnen im Naturhistorischen Museum Wien vor einem Dinosaurierskelett festklebten - "vor den Überresten der ausgestorbenen Giganten." Und auch das Leopold Museum blieb nicht verschont, als Gustav Klimts Gemälde "Tod und Leben" mit schwarzer Farbe überschüttet wurde - beschädigt wurde es jedoch nicht.

Eine geplante Störung des Neujahrskonzertes konnte zwar noch verhindert werden, in der ausgerufenen "Aktionswoche" zu Jahresbeginn 2023 kam es aber am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien zu "verkehrsberuhigten Zonen" vor mehreren Wiener Schulen. Tags darauf wurde der Wiener Praterstern blockiert - mit Unterstützung von 40 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die gemeinsam mit der Letzten Generation der Regierung die Frage stellten: "Wo ist euer Klimaplan?". Erneut wurde in der Aktionswoche auch der Wiener Gürtel vorübergehend "gesperrt". 
 
Der Februar 2023 stand im Zeichen weiterer Straßenblockaden in Wien, aber auch in Graz und Innsbruck. Für Aufsehen sorgten Mitglieder, die auf der Südosttangente (A23) im Bereich Praterbrücke auf einen Überkopfwegweiser kletterten und dort ein Banner entrollten. Dort konnte der Verkehr weiter fließen, die vier Personen harrten aber bis zum Nachmittag aus, da die Polizei sie nicht hinunterholte.
Nach Blockaden in Wien, Graz und Salzburg stellte sich die Letzte Generation im April in Linz mit Unterstützung der Omas gegen Rechts auf die Straße: "Wir Omas gegen Rechts stehen auf der Seite dieser jungen Menschen. Traurig genug, dass sie solche Klebeaktionen veranstalten müssen, um sich Gehör zu verschaffen", stellte eine Pensionistin klar. Auch in Innsbruck und Salzburg kam es zu erneuten Blockaden - und in Vorarlberg, wo die Gruppe eine Grenzbrücke in die Schweiz besetzte, womit der internationale Schwerverkehr vorübergehend zum Erliegen gebracht wurde. Hoch hinaus ging es Ende April, als die Arlbergschnellstraße gesperrt und somit die Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg gekappt wurde.
 

Blockierter Rettungswagen

Im Mai färbten Mitglieder der Letzten Generation den Brunnen vor dem Parlament grün ein - mit einem unbedenklichen Farbstoff - und sorgte bei einer Verkehrsblockade für mehr Kritik als sonst. Denn es wurde auch ein Rettungswagen am Weg zu einem Reanimationseinsatz blockiert, der Patient starb noch vor Eintreffen der Berufsrettung. Florian Wagner, Sprecher der Letzten Generation räumte ein, dass "ein Fehler passiert ist": "Wir haben heute in der Hektik vor der Aktion nicht in der Leitstelle der Rettung angerufen und über unsere Aktion informiert", so Wagner. Zuvor hatte die "Letzte Generation" die Vorwürfe dementiert.

Wenige Tage darauf ging es mit Verkehrsblockaden in Wien - mit Unterstützung der "Kabarettist:innen for Future" und Innsbruck weiter. Westösterreich blieb auch im Juni 2023 im Fokus, als Blockaden in Innsbruck erneut für Staus sorgten und die Tiroler Brennerautobahn vorübergehend durch die Letzte Generation gesperrt wurde.
Verkehrsblockaden gab es auch im Sommer 2023, darunter eine "friedliche Unterbrechung des Verkehrs auf der Westautobahn" bei St. Pölten.

Das Schuljahr begann im September mit Blockaden in Wien, Graz, Klagenfurt, Innsbruck und Wels, hinter die Aktion stellten sich rund 30 österreichische Sportlerinnen und Sportler. Im November kam es wieder auf der Brennerautobahn und im Wiener Frühverkehr - hier waren mehr als 70 Aktivistinnen und Aktivisten beteiligt. Diese waren auch "massiven Aggressionen" der Verkehrsteilnehmer ausgesetzt sich und stellten ein Video davon online, wie Teilnehmer angefahren, getreten, weggezerrt und mit Wasser überschüttet wurden.

Nach Verkehrsblockaden im Dezember 2023 und Jänner 2024 in Tirol, rief die Letzte Generation im März dieses Jahres zu einem "Großprotest" beim Wiener Museumsquartier auf, unterstützt von Franz Essl, dem österreichische Wissenschafter des Jahres 2022. Im April konnte das steirische Rechbergrennen erst nach Verzögerung durch die Letzte Generation beginnen.

Ende Juli erst kam es zu Protesten am Flughafen Wien: Rund 50 Personen hielten in der Ankunftshalle des Terminal 3 eine unangemeldete Kundgebung ab, zudem wurde Farbe verschüttet und der Abflug einer Maschine verzögert. 

Am Dienstagmorgen gab die "Letzte Generation Österreich" das Ende ihrer Proteste bekannt.