Über Nacht in Amsterdam: Nightjet absolviert Premierenfahrt
Von Josef Gebhard
Es war die Rückkehr eines Stücks Normalität, die Dienstagvormittag mit einer kleinen Zeremonie am Bahnhof Amsterdam Centraal gefeiert wurde. Pünktlich um 10.43 Uhr traf dort der ÖBB-Nightjet 40490 nach 14,5 Stunden Fahrt aus Wien ein. Es war der erste Zug der neuen Nachtverbindung zwischen den beiden Metropolen.
Eigentlich hätte die Premiere bereits im Dezember über die Bühne gehen sollen, sie musste aber pandemiebedingt verschoben werden. Künftig wird man jedenfalls täglich auf der rund 1.200 Kilometer langen Strecke unterwegs sein können. Ein Zustieg ist auch in Innsbruck möglich. Mit an Bord bei der Jungfernfahrt waren ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä und die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler: „Der Zug ist die Zukunft des Reisens auf der Kurz- und Mittelstrecke in Europa“, ist sie überzeugt.
Nachdem Nachtzüge in Europa lange ein Schattendasein geführt haben, feiern sie nun ein Comeback als klimaschonende Reisemöglichkeit. „Im Vergleich zum Flug erspart man sich mit der Nightjet-Fahrt von Wien nach Amsterdam 100.000 Kilogramm“, so Matthä. Die ÖBB hätten diesen Trend früh erkannt und seit 2016 die damals noch stagnierende Sparte ausgebaut – mit der Übernahme vieler Verbindungen der Deutschen Bahn und der Schaffung der Marke „Nightjet“. Derzeit betreibt man 19 Nachtverbindungen, was in Europa ein Spitzenwert sei.
„Nightjet zum Schnee“
Die neue Verbindung nach Amsterdam richtet sich an Städtetouristen und Dienstreisende. Und: Als „Nightjet zum Schnee“ will man sie Holländern schmackhaft machen, die in Tirol Ski fahren wollen. Bis 2024 wollen die ÖBB ihr Angebot auf 26 Nightjet-Linien ausbauen. Heuer noch wird der Nachtzug von Wien nach Paris seinen täglichen Betrieb aufnehmen.
Der weiteren Expansion stünden aber beträchtliche Hürden im Weg, so Matthä. Allen voran die unterschiedlichen technischen Standards, die nach wie vor in den einzelnen Ländern bestünden. Weiters sei die Bahn bei den Gebühren gegenüber den (Billig-)Fliegern deutlich im Nachteil. Auch hier brauche es faire Rahmenbedingungen.
Der KURIER nahm auf Einladung der ÖBB an der ersten Nightjet-Fahrt teil.