Trockenheit in Kärnten: Feuerwehr muss Bergbauernhöfe mit Wasser versorgen
In Kärnten lassen derzeit Berichte über Bauernhöfe, die von der Feuerwehr mit Wasser beliefert werden müssen, sowie die Verdoppelung der Schadholzmengen durch den Borkenkäfer aufhorchen. Man möge meinen, das südlichste Bundesland wäre außergewöhnlich stark von Trockenheit betroffen.
Experten geben jedoch leichte Entwarnung. Auf ein trockenes Vorjahr folgte ein durchschnittlicher Winter. Entscheidend werden die Niederschläge der kommenden Monate sein.
"Da fehlt schon einiges an Regen. Das Niederschlagsdefizit vom Sommer und Herbst 2022 entspricht der durchschnittlichen Regenmenge in einem Herbst in St. Andrä im Lavanttal", sagt Andreas Mansberger von Geosphere Austria (ehemals ZAMG). "Damit dieses Defizit ausgeglichen werden kann, müsste es in den nächsten Monaten ständig überdurchschnittliche Regenmengen geben", so der Meteorologe weiter.
Das Lavanttal gehört mit dem nördlichen Klagenfurter Becken zu den trockensten Regionen in Kärnten. Der Winter sei hier heuer im durchschnittlichen Bereich gewesen und konnte daher die fehlenden Regenmengen auch nicht wieder ausgleichen.
"Brauchen dringend Regen"
Aus diesem Grund müssen heuer schon sehr früh im Jahr Bergbauernhöfe im Lavanttal von der Feuerwehr mit Wasser versorgt werden. Das komme zwar immer wieder vor, in den vergangenen zwei Jahren aber vermehrt, sagte Oskar Grabner, Leiter der Geschäftsstelle vom Kärntner Landesfeuerwehrverband. Entlegenere Höfe verfügen nicht über einen Anschluss an das Gemeindewassernetz und deren Quellen haben in der Schüttung stark nachgelassen.
"Am meisten sind die Bezirke Wolfsberg, Völkermarkt und St. Veit betroffen.Die Feuerwehr hat in diesen drei Bezirken heuer bereits 877 Stunden mit 404 ehrenamtlichen Männern und Frauen zur Wasserversorgung geleistet", so Grabner.
"Zu befürchten ist, dass bei anhaltender Trockenheit auch das Problem der Wasserknappheit anhält. Wir bräuchten dringend einen ausgiebigen Regen."
Für die Höfe im Lavanttal könnte es vielleicht längerfristig eine andere Lösung geben, denn die Gemeinde St. Andrä denkt über den Bau einer 27 Kilometer langen Wasserleitung nach.
Wald leidet
Nicht nur den Trinkwasserreservoirs setzt der Wassermangel zu, auch der Wald leidet. Die Trockenheit des Vorjahres war ein Hauptfaktor für die starke Vermehrung des Borkenkäfers in den Kärntner Wäldern, vor allem im Bezirk Spittal an der Drau.
Diese Schädlinge befallen vorwiegend Fichten, die unter Wassermangel weniger Harz produzieren und sich daher schlechter wehren können, vor allem, wenn die Zahl der Käfer überhand nimmt. Und das könnte heuer im Frühjahr wieder drohen, sagt der Kärntner Forstdirektor Christian Matitz.
Denn durch die anhaltend warmen Temperaturen im vorigen Herbst konnte die dritte Käfer-Generation fertig entwickelt überwintern. "Der Käfer wird bald aktiv werden, wir gehen von hohen Käferdichten aus", gab Matitz einen Ausblick auf das Frühjahr. Die Schneebedeckung im Winter sei für den Wald in Ordnung gewesen, ausschlaggebend wären nun die Niederschläge und die Temperaturen in den nächsten Wochen.
"Je früher der Käferflug losgeht, desto mehr Generationen können sich entwickeln." Matitz hofft daher auf länger anhaltende kalte Temperaturen, die den Ausflug der Insekten verzögern und die Käferzahl übers Jahr gesehen reduzieren würden.
Wenigstens auf den Äckern und Wiesen sei die Lage noch entspannt. Erich Roscher, Leiter des Pflanzenbau-Referats der Landwirtschaftskammer Kärnten sagte auf APA-Nachfrage, dass die Kulturen alle gut über den Winter gekommen seien und die Niederschläge am vergangenen Wochenende die Situation im Lavanttal entschärft hätten.
Die Trockenheit als Ergebnis aus permanenten Niederschlagsdefiziten der letzten Jahre sieht aber auch der Pflanzenbau-Experte problematisch. "Das Vorjahr hat uns gezeigt, wo unsere Grenzen sind. Es gab 15 Mio. Euro Schäden durch Trockenheit auf Acker und Wiese", gab Roscher zu bedenken.
Dass es heuer wieder zu einer ähnlichen Situation kommen könnte, möchte Mansberger nicht voraussagen. Er hält es allerdings für weniger wahrscheinlich, dass das Niederschlagsdefizit im Lavanttal getilgt wird: "Mit einem durchschnittlichen Niederschlag im Mai ist das nicht erledigt, dann kommen schon die Monate mit den Gewittern. Da wird es voraussichtlich auch keine flächendeckenden überdurchschnittlichen Niederschläge geben", führt der Meteorologe aus.
Feuerwehrmann Grabner versicherte, die Feuerwehr werde jedenfalls die notwendigen Wassertransporte zu den Bergbauernhöfen durchführen, so lange der Regen auslässt und keine Leitungen verfügbar seien.