Chronik/Österreich

Stadtbahn S-Link: „Mit dem Herzstück wird sicher nicht Schluss sein“

Zu teuer, zu kurz, zu wenig weit gedacht, zu gefährlich am Salzburger Seeton: Die Liste der Kritikpunkte am Jahrhundertprojekt S-Link – eigentlich keine U-Bahn, sondern eine teils unterirdische Verlängerung der Lokalbahn – ist lang. Die Vorteile liegen dennoch auf der Hand: Der Stau wird sich massiv reduzieren. Die Planer erstaunen im verkehrsgeplagten Salzburg mit einer Fahrzeit-Prognose von nur sechs Minuten vom Hauptbahnhof zur Akademiestraße. Drei Minuten soll es bis zur angedachten Haltestelle Altstadt/Mozartsteg dauern.

In einem Punkt sind sich alle einig: Der Bedarf nach neuen Verkehrslösungen ist in Salzburg enorm. Täglich pendeln knapp 60.000 Menschen in die Landeshauptstadt. Vorteil gegenüber Bussen: Die Stadtbahn hat eine weit höhere Kapazität als das O-Bus-System, das aktuell an akuter Personalnot kränkelt. Ein Vergleich: Ein einziger Stadtbahnzug könnte etwa 510 Autos oder 15 Busse ersetzen.

Mirabell ist nicht Endstation

Die erste S-Link-Etappe bis Mirabell – das Herzstück wie Projektleiter Albert Greinmeister betont – soll noch heuer zur Umweltprüfung eingereicht werden. Die Ausblicke in die Zukunft sind für diesen Abschnitt schon sehr konkret: Eine Haltestelle Mirabell mit barrierefreien Zugängen auf allen Seiten ist fertig designt. Auch Radparkplätze sollen großzügig eingebaut werden. Die Bauphase von rund drei Jahren soll entlang der Rainerstraße so wenige Einschnitte wie möglich bringen. Bei der Deckelbauweise muss weniger Erdreich ausgehoben werden und an der Oberfläche kann rasch wieder der Verkehr fließen.

Bedenken, dass die „Mini-U-Bahn“ am Mirabellplatz enden könnte, wollen die Planer mit Fakten ausräumen. Im Süden der Stadt werden heuer noch Drucksondierungen und Bohrungen durchgeführt. Bis jetzt gab es schon mehr als 100 Bohrungen und ein Testfeld an der Salzburger Lasserstraße, um technische Verfahren, die zum Einsatz kommen werden, zu optimieren.

Die Trasse bis zur Akademiestraße wird unterirdisch verlaufen. Ob entlang der Alpenstraße unter oder über der Erde gebaut werden soll, ist noch nicht entschieden.

Nebenbahnen als weiteres Ausbau-Projekt

Die erste Etappe soll vor allem für Pendler Erleichterungen bringen. In Folge könnte der S-Link aber auch touristische Fahrten massiv reduzieren. Planer denken Richtung Messezentrum weiter. Eine Anbindung, die bereits in der Schublade liegt, könnte an der Autobahnbrücke entlang führen und im Bereich Maria Plain in die bestehende Lokalbahntrasse einmünden. Weitere Chancen bieten die „Stiegl-Bahn“ oder Anknüpfungen an die Fernzüge aus Wien oder Deutschland.