Chronik/Österreich

Schernhammer: "Omikron ist ein großes Fragezeichen"

Omikron, die neue Variante des Coronavirus, ist die große Unbekannte im weiteren Verlauf der Pandemie. Noch würden valide Daten fehlen, die zeigen, ob Omikron zu mehr schweren Verläufen führt, was die Intensivstationen wieder stark belasten würde, wie die Epidemiologin Eva Schernhammer von der Med-Uni Wien am Abend in der "ZiB2" erklärte. "Omikron ist tatsächlich noch ein großes Fragezeichen."

Hohe Infektionszahlen seien hier nicht unbedingt ausschlaggebend, sondern eben der Umstand, ob Omikron auch zu schwereren Verläufen führt. Aktuell wisse man noch sehr wenig über das Virus. Etwa, dass es sich sehr schnell verbreitet. Vor einem Monat waren noch 80 Prozent der Neuinfektionen in Südafrika auf die Delta-Variante zurückzuführen, jetzt, einen Monat später, sind dort auf Omikron 75 Prozent der Neuinfektionen zurückzuführen, führt sie als Beispiel an.

Verläufe könnten leichter sein

Die Variante dürfte also infektiöser sein, auch gäbe es Anzeichen, dass die Symptomatik bei Omikron-Krankheitsverläufen eine andere ist. Aber insgesamt könnten die Verläufe leichter sein, was "ein Hoffnungsschimmer" wäre, wenn dem auch tatsächlich so ist.

Mehr Klarheit werde es in den kommenden Tagen geben, jedenfalls vor Weihnachten, so Schernhammers Einschätzung.

Die verkündeten unterschiedlichen Maßnahmen an Öffnungsschritten in den Bundesländern in Österreich erklärt Schernhammer so: Man habe sich auf Basis der Datenlage unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten auf eine Unterkante an Maßnahmen geeinigt. Die sollten ausreichen, um die Öffnungsschritte setzen zu können.

"Von Experten evaluiert"

Dass es einzelne Länder gibt, die erst mit Verzögerung aufsperren, sei "durchaus sinnvoll" - etwa beim Beispiel Wien. Das sei eben eine große Stadt, in der Ansteckungen "sicherlich leichter möglich" seien.

Dass die Öffnungen in einigen Ländern durchgepeitscht wurden, weil es die Politik den Menschen versprochen hat, sehe sie nicht. "Das wurde ja auch von Experten evaluiert. Man hat sich die Trends angeschaut." Hier habe sich "eine leichte Entspannung auf den Intensivstationen" abgezeichnet. Ihr Eindruck sei also nicht unbedingt, dass man unbedingt ein Versprechen halten wollte, sondern dass die Entscheidung "getrieben durch die Datenlage und die Inzidenzen" getroffen wurde.

"Vermischung verschiedener Umstände"

Angesprochen auf den nach wie vor hohen Stand an belegten Intensivbetten erklärte Schernhammer, dass der Bettenstand auf den Intensivstationen "nicht unbedingt nur mehr das Covid-19-Infektionsgeschehen" widerspiegle. Jetzt könnten durch die leichte Entspannung bei den Covid-19-Intensivpatientinnen und -patienten auch andere Patientinnen und Patienten wieder vermehrt auf die Intensivstationen verlegt werden.

Das sei aktuell "eine Vermischung verschiedener Umstände". Genau deswegen sei es wichtig, mit Intensivmedizinerinnen und -medizinern zu sprechen und sich die Lage auf den Intensivstationen genau anzuschauen.